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46. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen (DGPRÄC), 20. Jahrestagung der Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen (VDÄPC)

01.10. - 03.10.2015, Berlin

Kahnbeinbeinpseudarthrose eines 9-jährigen Jungen – notwendige Diagnostik- und Behandlungsmaßnahmen

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Wolfgang Martin - Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Duisburg, Deutschland
  • Witte Thomas - Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Duisburg, Deutschland
  • Homann Heinz-Herbert - Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Duisburg, Deutschland
  • Mannil Lijo - Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Duisburg, Deutschland

Deutsche Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen. Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen. 46. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen (DGPRÄC), 20. Jahrestagung der Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen (VDÄPC). Berlin, 01.-03.10.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. Doc244

doi: 10.3205/15dgpraec244, urn:nbn:de:0183-15dgpraec2449

Published: September 28, 2015

© 2015 Martin et al.
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Text

Frakturen der Handwurzelknochen sind außerordentlich selten. Laut Literatur betreffen nur 2,9 % der knöchernen Verletzungen im Handbereich das Kahnbein. Die Frakturwahrscheinlichkeit nimmt erst bei Jugendlichen aufgrund einer zunehmenden Ossifikation zu. Verglichen zum Erwachsenen ist eine verzögerte bzw. ausbleibende knöcherne Konsolidierung der Kahnbeinfrakturen bei den Jugendlichen nur äußert selten zu beobachten. Eine konservative Therapie mit Immobilisation führt in der Regel zur Ausheilung. Die Ausbildung einer Kahnbeinpseudarthrose bei einem jungen Kind ist als absolute Rarität einzustufen.

Wir stellen in dem vorliegenden Case Report einen 9 jährigen Jungen vor. Der Junge klagte seit einiger Zeit über gelegentliche Belastungsschmerzen der rechten Hand. Ein aktuelles Unfallereignis habe nicht stattgefunden, anamnestisch sei ein schwerer Sturz vor 3 Jahren erinnerlich. Damals sei radiologisch eine knöcherne Verletzung ausgeschlossen worden.

Im Rahmen der klinischen Untersuchung zeigt sich eine Druckdolenz im Bereich der Tabatiere und über dem radialen volaren Kahnbeinpol. Nativradiologisch zeigt sich in der Kahnbeinquartettaufnahme eine Kontinuitätsunterbrechung mit zystischem Umbau. Eine MRT-Untersuchung erbrachte der Nachweis einer Pseudarthrose im mittleren Kahnbeindrittel bei vorhandener Vitalität der Fragmente.

Im Rahmen der operativen Revision erfolgte die Pseudarthrosenresektion, Interposition eines cortico-spongiösen Spans nach Stanzentnahme vom kontralateralen vorderen Beckenkamm und die Stabilisierung durch eine 15 mm Mini-Herbertschraube (HBS 2 Fa. KLS MARTIN).

Es erfolgte eine Ruhigstellung in einer dorsalen Unterarm-Kahnbeinschiene für insgesamt 4 Wochen und eine Belastungskarenz für 12 Wochen. Radiologisch zeigte sich eine vollständige knöcherne Konsolidierung, der Junge ist beschwerdefrei. Die Schraube konnte nach 6 Monaten postoperativ komplikationslos entfernt werden.

Eine Kahnbeinpseudarthrose kann auch bei einem jungen Kind auftreten. Diagnostisch sollte eine Kahnbeinquartettaufnahme und eine Kernspintomographie durchgeführt werden. Eine CT-Untersuchung scheint bei nativradiologisch eindeutigem Befund verzichtbar. Das operative Vorgehen sollte analog zum Therapiekonzept der Kahnbeinpseudarthrose beim Erwachsenen sein. Es führt zu einer knöchernen Konsolidierung, die Metallentfernung sollte aufgrund des noch zu erwartenden Konchenwachstums frühzeitig erfolgen.