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46. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen (DGPRÄC), 20. Jahrestagung der Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen (VDÄPC)

01.10. - 03.10.2015, Berlin

Bakterielle Biofilme auf Polyurethan beschichteten Implantaten mit Kapselfibrose – Erste Ergebnisse

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Ulrich Rieger - AGAPLESION Markus Krankenhaus, Klinik für Plastische & Ästhetische, Wiederherstellungs- und Handchirurgie, Deutschland
  • Gabriel Djedovic - AGAPLESION Markus Krankenhaus, Klinik für Plastische & Ästhetische, Wiederherstellungs- und Handchirurgie, Deutschland
  • Ahmet Bozkurt - AGAPLESION Markus Krankenhaus, Klinik für Plastische & Ästhetische, Wiederherstellungs- und Handchirurgie, Deutschland
  • Andrej Trampuz - Zentrum für Muskuloskeletale Chirurgie, Charité - Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Deutschland

Deutsche Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen. Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen. 46. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen (DGPRÄC), 20. Jahrestagung der Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen (VDÄPC). Berlin, 01.-03.10.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. Doc126

doi: 10.3205/15dgpraec126, urn:nbn:de:0183-15dgpraec1267

Published: September 28, 2015

© 2015 Rieger et al.
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Text

Einleitung: Es besteht eine statistisch hochsignifikante Korrelation zwischen dem Vorhandensein von Biofilmen und dem Grad der Kapselfibrose nach Baker, d.h. je schwerer die Kapselfibrose, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass ein Brustimplantat mit Biofilmen besiedelt ist. Biofilme werden als Ursache einer sog. Low-Grade Infektion gesehen, die als Trigger einer konsekutiven Kapselfibrose fungiert. Polyurethan-beschichtete Implantate werden von der Industrie beworben, weil diese mit einer erniedrigten Kapselfibroserate assoziiert sein sollen.

Ziel: Ziel dieser Arbeit war es Polyurethan-beschichtete Implantate, die explantiert werden mussten, im Hinblick auf Biofilme mittels der sog. Sonikationsdiagnostik zu untersuchen.

Patienten und Methoden: Alle explantierten Polyurethan-beschichteten Brustimplantate von Patientinnen nach ästhetischen und rekonstruktiven Implantationsindikationen von 2010 bis 2014 wurden prospektiv analysiert. Die Implantate wurden in Ringerlösung bei 40kHz für 5 Minuten sonifiziert, die resultierende Sonikationsflüssigkeit kultiviert und die Bakterienspezies identifiziert und quantifiziert. Demographische Patientendaten, Grad der Kapselfibrose nach Baker und Implantatcharakteristika wurden analysiert.

Ergbnisse: Insgesamt wurden 10 Polyurethan-beschichtete Brustimplantate von 8 Patientinnen eingeschlossen. Sechs Implantate wurden zur Brustrekonstruktion verwendet, vier aus ästhetischer Indikation. Die mittlere Verweildauer der Implantate lag bei 27 (median 12) Monaten. Bei 4 von 10 Implantaten gelang ein Keim- und Biofilmnachweis. Vier Implantate wurden aufgrund einer Kapselfibrose Grad Baker III/ IV explantiert, bei 6 Implantaten bestand eine Revisionsindikation aufgrund von Dislokation oder Wunsch nach Symmetrisierung. Bei 6 von 10 Implantatrevisionen war bereits mindestens eine Revisionsoperation im Vorfeld vorgenommen worden, bei einem bereits 3, bei 2 Implantaten jeweils 2 Revisions-OPs. Bei vier Implantaten konnten Biofilme nachgewiesen werden, dabei wurden Propionibacterium acnes (2 Implantate) und coagulase-negative Staphylokokken (2 Implantate) isoliert.

Schlussfolgerung: Polyurethan beschichtete Implantate werden durch bakterielle Biofilme kolonisiert. Aus diesem kleinen Datensatz kann keine Aussage getroffen werden, ob die Kapselfibroserate mit der Biofilmbildung korreliert. Die relativ kurze Implantatverweildauer lässt auch bei Polyurethan-Implantaten zumindest einzelne frühe Re-Kapselfibrosen erwarten.