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46. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen (DGPRÄC), 20. Jahrestagung der Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen (VDÄPC)

01.10. - 03.10.2015, Berlin

Der Einsatz früher postoperativer transkutaner Elektrostimulation zur Atrophieprophylaxe und Reinnervationsschulung in derNachsorge von peripheren Nervrekonstruktionen

Meeting Abstract

  • J. Ernst - University Medical Center Göttingen
  • I. Vujaklija - University Medical Center Göttingen
  • D. Farina - University Medical Center Göttingen
  • G. Felmerer - Universitätsklinikum Göttingen

Deutsche Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen. Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen. 46. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen (DGPRÄC), 20. Jahrestagung der Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen (VDÄPC). Berlin, 01.-03.10.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. Doc053

doi: 10.3205/15dgpraec053, urn:nbn:de:0183-15dgpraec0531

Published: September 28, 2015

© 2015 Ernst et al.
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Einleitung: Ellenbogenflexion und Schulterabduktion sind durch autologen Nervtransfer und freie funktionelle Muskeltransfers mit guten funktionellen Ergebnissen (M3+) rekonstruierbar. Unabhängig vom Rekonstruktionsverfahren ist vor allem die lange Distanz ursächlich für ein unbefriedigendes funktionelles Ergebnis der Hand. Bei einer Wachstumsgeschwindigkeit von 1mm/Tag erreicht der Nerv den Muskel in einem atrophierten Zustand. Die Dennervationszeit der motorischen Endplatte ist oft zu lang. Ein positiver Effekt von direkter Nervstimulation auf dieaxonale Regeneration im PNS wurde beschrieben. In einem Fallbeispiel folgen unsere Erfahrungen im Einsatz von transkutaner Elektrostimulation (ES) auf die funktionellen Ergebnisse nach autologen Nervtransplantaten.

Methode: 20-jähriger Patient; 13.06.13: subtotale, axilläre Amputation Arm re., scharfe Durchtrennung des Plexus brachialis. 19.06.13: Rekonstruktion (reversedinterposition: Nn. suralis/intercostobrachialis, Transplantatlänge 7-10cm). 21.06.13: isometrische, transkutane ES (StiwellMed4) zur Schonung der epineuralen Naht, tgl. 2x20 Minuten; ab 10. Tag tetanisch. Impulsbreite 50ms , 50-65mA, trapezförmige Impulsform. Klinische Untersuchung, (BMRC), EMG, NLG (konventionell) in 3- 6 monatigen Abständen, zusätzlich high-quality biosignalamplifier EMG. Selbsterstellter Dokumentationsbogen sensorische und motorische Reinnervation zur tägl. Selbst-Dokumentation, 3x Wo. Ergo-und Physiotherapie.

Ergebnis: 46 Tage nach Rekonstruktion (Bioamplifier EMG): Signale entsprechend einer Reinnervationsstrecke=63mm. Konventionelle EMG-Ableitungen 18.02.14: Ellenbogenflexion M3+. 17.03.15: Ellenbogen, Handgelenk sensorische, motorische Reinnervation M4-5/S3-4; Flexion DIV M4, D II/V M2; Fingerspreizung, Daumenabduktion M0

Diskussion: Das tägliche Training mit einem transkutanen portablen ES-Gerät eignet sich für den Heimgebrauch, verkürzt effektiv die Dennervationszeit und beugt einer Muskelatrophie vor. Vergleichbare Effekte sind nach Neurolyse und bei komplexen Polytraumata bis zur elektiven Nervenrekonstruktion beobachtet wurden. Entsprechend des Dennervationszustandes des Muskels kann Stromstärke, Impulsbreite/-form individuell angepasst werden. Eine Beschleunigung der motorischen Reinnervation durch direkte Nervenstimulation wurde in molekularbiologisch bereits gezeigt (Gordon et al 2009). Veränderungen durch transkutane ES müssen/sollten in weiteren Studien untersucht werden.