gms | German Medical Science

Phoniatrisch-pädaudiologische Aspekte 2020

Deutsche Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie e. V.

26.09.2020, digital

Elektrisch evozierte Summenaktionspotenziale: Vergleich von intra- und postoperativer Messung

Meeting Abstract

  • corresponding author presenting/speaker Arne Knief - Klinik für Phoniatrie und Pädaudiologie, Universitätsklinikum Münster, Münster, Deutschland
  • author Peter Matulat - Klinik für Phoniatrie und Pädaudiologie, Universitätsklinikum Münster, Münster, Deutschland
  • author Dirk Deuster - Klinik für Phoniatrie und Pädaudiologie, Universitätsklinikum Münster, Münster, Deutschland
  • author Sabrina Regele - Klinik für Phoniatrie und Pädaudiologie, Universitätsklinikum Münster, Münster, Deutschland
  • author Felix Heitkötter - Klinik für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Universitätsklinikum Münster, Münster, Deutschland
  • author Katrin Neumann - Klinik für Phoniatrie und Pädaudiologie, Universitätsklinikum Münster, Münster, Deutschland

Phoniatrisch-pädaudiologische Aspekte 2020. sine loco [digital], 26.-26.09.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. Doc25

doi: 10.3205/20dgpp25, urn:nbn:de:0183-20dgpp253

Published: November 2, 2020

© 2020 Knief et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution 4.0 License. See license information at http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Zusammenfassung

Hintergrund: Die Messung der elektrisch evozierten Summenaktionspotenziale (ECAP) gehört zum Standard während der Insertion eines Cochlea-Implantats (CI). Die Funktionsfähigkeit des CIs und Lage des Elektrodenträgers lassen sich so einschätzen. Auch in den nachfolgenden Anpassungen des Sprachprozessors liefert die ECAP-Messung Hinweise für die Einstellung gerade bei nicht-kooperativen Patienten, z.B. kleinen Kindern.

Wir sind der Frage nachgegangen, wie sich die ECAP-Schwellen während der CI-Einheilung verändern und ob ein Zusammenhang zum erreichten Sprachverstehen besteht.

Material und Methoden: Es wurden ECAPs bei 32 Patienten mit Implantaten der Firma Cochlear (25 CI522, 3 CI532, 2 CI512, 1 CI622, 1 CI422) während der Implantation (IntraOp) und einen Monat nach der ersten Einstellung (PostOp) gemessen. Die IntraOp-Messungen wurden im automatischen Modus der Mess-Software (Custom Sound EP, Cochlear) durchgeführt und die PostOp-Messung mit nach Berger modifizierten Parametern (Pulsweite 50 µs, Interphase Gap 24 µs). Es wurden der Abstand und die Korrelation zwischen der IntraOp- und der PostOp-Messung berechnet, nach denen die Probanden in eine Hälfte mit guter (ρ>0,87, Median) und schlechter Korrelation eingeteilt wurden. Das Sprachverstehen der Gruppen wurde 1 Monat, 3 Monate und 6 Monate nach der Implantation mit einer zweifaktoriellen Varianzanalyse mit Messwiederholung (Faktoren Zeitpunkt und Korrelation) ausgewertet.

Ergebnisse: Im Mittel lagen die Differenzen der ECAP-Schwellen zwischen den Messungen bei 47±7 CL (current level). Die Varianzanalyse zeigte bezüglich der Korrelation keine signifikanten Effekte. Die Mittelwerte des Sprachverstehens lagen bei 43±27%, 53±23% und 60±22% nach 1, 3 und 6 Monaten in der Gruppe mit hoher Korrelation und bei 50±32%, 67±25% und 72±22% in der Gruppe mit schlechter Korrelation.

Diskussion: Die Unterschiede in den ECAP-Schwellen lassen sich nur zum Teil mit den modifizierten Parametern mit 30 CL erklären. Dies bedeutet, dass 17 CL auf andere Effekte zurückzuführen sind, eine Möglichkeit wäre hier die Einheilung des Elektrodenträgers. Das Sprachverstehen scheint in der Gruppe mit einer niedrigeren Korrelation zwischen intra- und postoperativer ECAP-Schwelle tendenziell besser zu sein. Ein Zusammenhang zur Veränderung der ECAP-Schwelle ist nicht nachweisbar und wird eventuell durch hier nicht berücksichtigte Effekte überdeckt.


Text

Hintergrund

Die Messung der elektrisch evozierten Summenaktionspotenziale (ECAP) gehört zum Standard während der Insertion eines Cochlea-Implantats (CI). Die Funktionsfähigkeit des CIs und Lage des Elektrodenträgers lassen sich so einschätzen. Auch in den nachfolgenden Anpassungen des Sprachprozessors liefert die ECAP-Messung Hinweise für die Einstellung gerade bei nicht-kooperativen Patienten, z.B. kleinen Kindern.

Wir sind der Frage nachgegangen, wie sich die ECAP-Schwellen während der CI-Einheilung verändern und ob ein Zusammenhang zum erreichten Sprachverstehen besteht.

Material und Methoden

Es wurden ECAPs bei 32 Patienten mit Implantaten der Firma Cochlear (25 CI522, 3 CI532, 2 CI512, 1 CI622, 1 CI422) während der Implantation (IntraOp) und einen Monat nach der ersten Einstellung (PostOp) gemessen. Die IntraOp-Messungen wurden im automatischen Modus der Mess-Software (Custom Sound EP, Cochlear) durchgeführt und die PostOp-Messung mit nach Berger modifizierten Parametern (Pulsweite 50 µs, Interphase Gap 24 µs). Es wurden der Abstand und die Korrelation zwischen der IntraOp- und der PostOp-Messung berechnet, nach denen die Probanden in eine Hälfte mit guter (ρ>0,87, Median) und schlechter Korrelation eingeteilt wurden. Das Sprachverstehen der Gruppen wurde 1 Monat, 3 Monate und 6 Monate nach der Implantation mit einer zweifaktoriellen Varianzanalyse mit Messwiederholung (Faktoren Zeitpunkt und Korrelation) ausgewertet.

Ergebnisse

Im Mittel lagen die Differenzen der ECAP-Schwellen zwischen den Messungen bei 47±7 CL (current level). Die Varianzanalyse zeigte bezüglich der Korrelation keine signifikanten Effekte. Die Mittelwerte des Sprachverstehens lagen bei 43±27%, 53±23% und 60±22% nach 1, 3 und 6 Monaten in der Gruppe mit hoher Korrelation und bei 50±32%, 67±25% und 72±22% in der Gruppe mit schlechter Korrelation.

Diskussion

Die Unterschiede in den ECAP-Schwellen lassen sich nur zum Teil mit den modifizierten Parametern mit 30 CL erklären. Dies bedeutet, dass 17 CL auf andere Effekte zurückzuführen sind, eine Möglichkeit wäre hier die Einheilung des Elektrodenträgers. Das Sprachverstehen scheint in der Gruppe mit einer niedrigeren Korrelation zwischen intra- und postoperativer ECAP-Schwelle tendenziell besser zu sein. Ein Zusammenhang zur Veränderung der ECAP-Schwelle ist nicht nachweisbar und wird eventuell durch hier nicht berücksichtigte Effekte überdeckt.