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Variationen des Cornu Superior der Cartilago thyroidea und deren klinische Bedeutung
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Published: | August 18, 2011 |
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Zusammenfassung
Hintergrund: Anatomische Varianten des Cornu superior der Cartilago thyroidea können klinisch ein heterogenes Beschwerdebild hervorrufen. Dysphagie, Odynophagie und Globusgefühl sind die Leitsymptome des bisher wenig untersuchten „Superior Thyroid Cornu Syndrome`s“ (STCS) [1].
Die dreidimensionalen morphometrischen Dimensionen des Cornu superior and ihre Variationen sind daher von besonderem Interesse.
Material und Methoden: Anhand der hochauflösenden dreidimensionalen Computertomographie von drei anatomischen Kehlkopfpräparaten wurden allgemeingültige Messpunkte zur räumlichen Vermessung des Cornu superior festgelegt. Entsprechend diesem Messprotokoll, wurden retrospektiv 97 Hals-CT`s von Patienten im Alter zwischen 33 und 91 Jahren ausgewertet. Es wurden Daten zur Länge und Angulierung des Cornu superior erhoben, sowie die Abstände zur Arteria Carotis, Halswirbelsäule und Os hyoideum gemessen.
Ergebnisse: Bei 8,33% der vermessenen Cornua superiora konnte eine extreme Medialdeviation festgestellt werden, die den Hypopharynx einengen kann. 2,84% der Cornua superiora haben einen Abstand von weniger als 0,5 mm zur A. carotis.
27,08% der vermessenen Cornua superiora weisen einen Abstand zur Halswirbelsäule von weniger als 5 mm und 1,5% einen Abstand von weniger als 1 mm auf.
Diskussion: Das Cornu superior ist eine bisher wenig beachtete Struktur, die aufgrund ihrer variablen dreidimensionalen Ausrichtung und anatomischen Nähe zu Gefäßnervenscheide, Hypopharynx und Halswirbelsäule Dysphagie hervorrufen kann. Die dreidimensionale CT-Bildgebung ermöglicht nicht nur die exakte Vermessung des Cornu superior, sondern auch einer Darstellung der Lagebeziehung zu wichtigen anatomischen Strukturen, die bei symptomatischen Patienten zielführend für die Diagnosestellung sein kann.
Text
Hintergrund
Anatomische Varianten des Cornu superior der Cartilago thyroidea können klinisch ein heterogenes Beschwerdebild hervorrufen. Dysphagie, Odynophagie und Globusgefühl sind die Leitsymptome des bisher wenig untersuchten „Superior Thyroid Cornu Syndrome`s“ (STCS) [1]. Bisher wurden anatomische Variationen, die zu Symptomen bei den Betroffenen führten hauptsächlich in Einzelfalldarstellungen beschrieben [2].
Die dreidimensionalen morphometrischen Dimensionen des Cornu superior and ihre Variationen sind daher von besonderem Interesse. Ziel der Untersuchung ist es, die dreidimensionale Ausrichtung des Cornu superior objektiv mit bildgebenden Verfahren zu erfassen und die anatomische Beziehung zur Arteria carotis interna, zu der Halswirbelsäule und zum Os hyoideum zu analysieren.
Material und Methoden
Die Anatomie der Cornua superiora wurde an 50 Körperspendern im Alter von 64–87 Jahren im Anatomischen Institut der Universität Tübingen untersucht. Anhand der hochauflösenden dreidimensionalen Computertomographie (Schichtdicke 0,6 mm; Schichtabstand 0,3 mm) von drei anatomischen Kehlkopfpräparaten wurden allgemeingültige Messpunkte zur räumlichen Vermessung des Cornu superior festgelegt. Entsprechend diesem Messprotokoll wurden retrospektiv 97 Hals-CT`s von Patienten im Alter zwischen 33 und 91 Jahren ausgewertet. Es wurden Daten zur Länge und Angulierung des Cornu superior erhoben sowie die Abstände zu der Arteria Carotis, der Bifurcatio carotidis, der Halswirbelsäule und dem Os hyoideum gemessen.
Ergebnis
In axialer Ebene (Abbildung 1 [Abb. 1]) lässt sich die Ausrichtung des Cornu superior anhand des Rotationswinkels γ in die folgenden vier Gruppen einteilen:
- 1.
- Posteriorgruppe: 315° ≤ γ ≤ 44°
- 2.
- Medialgruppe: 45° ≤ γ ≤ 135°
- 3.
- Anteriorgruppe: 136° ≤ γ ≤ 224°
- 4.
- Lateralgruppe: 225° ≤ γ ≤ 314°
Bei den analysierten Cornua superiora fielen 39,06% in die Posteriorgruppe, 45,31% in die Medialgruppe, 7,81% in die Anteriorgruppe und 7,81% in die Lateralgruppe.
Der Mittelwert des Winkels γ für alle vermessenen Cornua superiora (n=194) lag bei 130,74°. Bei 8,33% der vermessenen Cornua superiora konnte eine extreme Medialdeviation festgestellt werden Von diesen auffälligen Cornua superiora waren 12,5% weiblich und 87,5% männlich.
In frontaler Ebene (Abbildung 2 [Abb. 2]) beträgt der Mittelwert des Neigungswinkels β 73,41° mit einer Standardabweichung von 8,47° und Werten von 37,93° bis 88,89°. Die vier unterschiedlichen Gruppen aus der Analyse der axialen Ebene bewegen sich nah an diesem Mittelwert und weichen maximal 2,26° davon ab.
Die durchschnittliche Länge beträgt für alle vermessenen Cornua superiora 13,9 mm (rechts: 13,55 mm; links: 14,12 mm) mit einer Standartabweichung von 3,53 mm und Werten von 4,38 mm bis 23,67 mm
2,84% der Cornua superiora haben einen Abstand von weniger als 0,5 mm zur A. carotis.
27,08% der vermessenen Cornua superiora weisen einen Abstand zur Halswirbelsäule von weniger als 5 mm und 1,5% einen Abstand von weniger als 1 mm auf.
Diskussion
Das Cornu superior ist eine bisher wenig beachtete Struktur, die aufgrund ihrer variablen dreidimensionalen Ausrichtung und anatomischen Nähe zu Gefäßnervenscheide, Hypopharynx und Halswirbelsäule Dysphagie, Odynophagie oder Globusgefühl hervorrufen kann. Die dreidimensionale CT-Bildgebung ermöglicht nicht nur die exakte Vermessung des Cornu superior, sondern auch eine Darstellung der Lagebeziehung zu wichtigen anatomischen Strukturen, die bei symptomatischen Patienten zielführend für die Diagnosestellung sein kann.
Eine durch ein stark nach medial verlagertes Cornu superior verursachte Vorwölbung kann als Pseudotumor im Hypopharynx imponieren. Von den 194 in dieser Studie vermessenen Cornua superiora zeigen 8,33% (n=16) eine starke Medialneigung. Von diesen auffälligen Cornua superiora waren 12,5% weiblich und 87,5% männlich. Diese anatomische Beobachtung bestätigt die bereits zuvor beschriebene klinische Beobachtung [1] wonach die ausgeprägte Medialneigung in Verbindung mit dem Beschwerdebild des STCS hauptsächlich bei Männern vorkommt. Ein STSC sollte daher bei passendem klinischen Beschwerdebild und entsprechender Bildgebung differentialdiagnostisch in Betracht gezogen werden.