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26. Wissenschaftliche Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie e. V.

Deutsche Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie e. V.

11.09. - 13.09.2009, Leipzig

Evaluation des LittlEARS® Early Speech Production Questionnaire – ein Elternfragebogen zur Erfassung der frühen Sprachproduktion

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  • author presenting/speaker Bianka Schramm - Universitätsmedizin, Hals- Nasen- Ohrenklinik und Poliklinik, Schwerpunkt Kommunikationsstörungen, Mainz, Deutschland
  • author Joanna Brachmaier - MED-EL, Innsbruck, Österreich
  • corresponding author Annerose Keilmann - Universitätsmedizin, Hals- Nasen- Ohrenklinik und Poliklinik, Schwerpunkt Kommunikationsstörungen, Mainz, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie. 26. Wissenschaftliche Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie (DGPP). Leipzig, 11.-13.09.2009. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2009. Doc09dgppP18

doi: 10.3205/09dgpp60, urn:nbn:de:0183-09dgpp602

Published: September 7, 2009

© 2009 Schramm et al.
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Zusammenfassung

Einleitung: Bis heute existieren keine etablierten Verfahren zur Beurteilung der vorsprachlichen Entwicklung, insbesondere der präverbalen Äußerungen [1], [7], [3]. Daher wurde ein entsprechender Elternfragebogen zur Erfassung der frühen produktiven Sprachentwicklung für die Altersgruppe (1.–18. Lebensmonat) entwickelt. Der Fragebogen eignet sich zum Einsatz während der kinderärztlichen Vorsorgeuntersuchung U4-U6 und könnte dazu beitragen Risikokinder zu identifizieren.

Material: Über mehrere Vorversionen wurde ein Elternfragebogen mit 24 altersabhängigen Fragen entwickelt, der das sprachliche Verhalten des Kindes dokumentieren soll. Es handelt sich um eine ambulante Befragung, für die die Eltern etwa 10 Minuten Zeit benötigen.

Methode: Kinder, die beim Kinderarzt (Mainz und Umgebung) werden und bei denen die Zustimmung der Eltern vorliegt, werden in die Querschnittstudie eingeschlossen. Zusätzlich werden Kinder in ausgewählten Kinderkrippen erfasst. Es wird angestrebt 18 Altersgruppen (jeweils in 1 Monatsabständne) zusammenzustellen.

Ergebnisse: In einem ersten Informationsgespräch konnten 13 Kinderarztpraxen aus Rheinland-Pfalz und der Umgebung gewonnen werden, die sich an der Evaluation beteiligen. Die Inhalte des Fragebogens sollen kurz vorgestellt werden.

Diskussion: Nach der Erhebnung der Normdaten für die entsprechenden Alter ermöglicht der Fragebogen dem Kinderarzt im Rahmen der U4-U6 eine genaue Einschätzung der kindlichen Äußerungen.


Text

Einleitung

Zur Erfassung der sprachlichen Leistungen bei zweijährigen und älteren Kindern stehen uns Fragebögen und Testmaterialien zur Verfügung. Sie geben uns einen Überblick über die sprachliche Entwicklung der Kinder in dieser Altersgruppe. Im deutschsprachigen Raum gibt es bislang keine Untersuchungsinstrumente, die die frühe Sprachentwicklung, gerade auch bei mit Cochlea Implantat versorgten Kindern, erfassen [3]. Es liegen im deutschsprachigen Raum leider nur Einzelfallstudien [4] oder Studien mit älteren Kindern ab dem 8. Lebensmonat [6], [5] vor. Die Informationen über die präverbalen Äußerungen sind aber wichtig, weil man aus der Literatur bereits weiß, dass hörbeeinträchtigte Kinder eine verspätete, verzögerte oder keine kanonische Lallphase (mit Silbenverdopplungen CVCV) aufweisen. Zusätzlich zum UNHS [2] würde ein diagnostisches Instrumentarium, welches den vorsprachlichen Bereich erfasst, nützlich sein 1) zur früheren Identifizierung möglicher Risikokinder (Schwerhörigkeit, vor allem durch auditorische Synaptopathie/Neuropathie und bei Progredienzen, Sprachentwicklungsstörung), 2) zur Erfassung der präverbalen Entwicklung bei Kindern, bei denen eine Hörstörung bereits diagnostiziert wurde und 3) zur Einschätzung des Erfolgs der (Re-)Habilitation.

Im Schwerpunkt Kommunikationsstörungen wurde zuvor eine längsschnittliche Untersuchung im Sinne der Grundlagenforschung durchgeführt. Bei einer Gruppe von Kindern mit Cochlea Implantat und eine Kontrollgruppe wurden die präverbalen Äußerungen untersucht.

Material

Auf der Grundlage der im vorausgegangenen Projekt erhobenen Daten wurde ein entsprechender Elternfragebogen zur Erfassung der frühen produktiven Sprachentwicklung für die Altersgruppe (3.–18. Lebensmonat) entwickelt. Einer Gruppe von Beurteilern wurde eine Vorversion vorgelegt, Anmerkungen wurden im Team erörtert und diskutiert. Es entstand daraus ein Elternfragebogen mit 24 altersabhängigen Fragen, der das sprachliche Verhalten des Kindes dokumentieren soll. Es handelt sich um eine ambulante Befragung, für die die Eltern etwa 10 Minuten Zeit benötigen. Der Fragebogen eignet sich zum Einsatz während der kinderärztlichen Vorsorgeuntersuchung U4-U6 und könnte dazu beitragen, Risikokinder zu identifizieren.

Methode

Im ersten Schritt wird angestrebt Normdaten für die Altersgruppen (3. Lebensmonat bis 18. Lebensmonat) zu erfassen. Dazu fand Ende April 2009 im Rahmen eines kinderärztlichen Treffens eine Vorstellung des Fragebogens (Abbildung 1 [Abb. 1]) statt. Es meldeten sich spontan 12 Kinderarztpraxen aus Mainz und der Umgebung, die im Anschluss an die Veranstaltung, die zusammengestellten Päckchen (20 Fragebögen, 20 Patienteninformationen, 20 Einverständniserklärungen) erhielten. Sollten nach dem halben Jahr Kinder in einigen Altersgruppen noch fehlen, werden zusätzlich Kinder in ausgewählten Kinderkrippen erfasst.

Ergebnisse

In einem ersten Informationsgespräch konnten 12 Kinderarztpraxen aus Rheinland-Pfalz und der Umgebung gewonnen werden, die sich an der Evaluation beteiligen. Eine Praxis meldete sich noch zusätzlich per Telefon, um an der Evaluation teilzunehmen. Im Moment sind demnach 260 Fragebögen im Umlauf. Es bleibt abzuwarten wie die Rücklaufquote sein wird und welche Rückschlüsse wir aus den erhobenen Daten ziehen können. In der Kurzvorstellung sollen ersten Daten präsentiert werden.

Diskussion

Nach der Erhebung von Normdaten für die entsprechenden Alter ermöglicht der Fragenbogen dem Kinderarzt im Rahmen der U4 bis U6 eine genauere Einschätzung der kindlichen Äußerungen und kann somit den Eltern Rückmeldung über die physiologisch verlaufende präverbale Sprachentwicklung geben oder bei Äuffälligkeiten in dieser Rücksprache mit anderen Fachdisziplinen halten.


Literatur

1.
Govearts P, de Beukelaer C, Daemers K, et al. Outcome of cochlear implantation at different ages from 0 to 6 years. Otol Neurotol. 2002;23(6):885-90.
2.
Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). Früherkennungsuntersuchung von Hörstörungen bei Neugeborenen. Abschlussbericht S05-01. 2007. (IQWiG-Berichte; Nr. 19).
3.
Lang S, Leistner S, Sandrieser P, Kröger BJ. Ein Untersuchungsverfahren zur Analyse der vorsprachlichen Entwicklung bei Kleinkindern mit Cochlea Implantat. Laryngo-Rhino-Otology 2009;88(5):309-14.
4.
Leistner S. Die vorsprachliche phonetische Entwicklung im ersten Lebensjahr - eine Einzelfallstudie. Unveröffentlichte Diplomarbeit im Studiengang Lehr- und Forschungslogopädie. 2008.
5.
Papousek M. Vom ersten Schrei zum ersten Wort: Anfänge der Sprachentwicklung in der vorsprachlichen Kommunikation. Bern: Verlag Hans Huber; 1994.
6.
Sendlmeier WF, Sendlmeier UM. Vom Lallen zum Sprechen – Die Entwicklung der Lautproduktion im Alter von 8 bis 14 Monaten. Sprache & Kognition 1991;10(3):162-70.
7.
Tait ME, Nikolopoulos TP, Lutman ME. Age at implantation and development of vocal and auditory preverbal skills in implanted deaf children. International Journal of Pediatric Otorhinolaryngology. 2007;71(4):603-10.