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21. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI)

Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI)

25.04. - 27.04.2013, Würzburg

Kostenlose Enterovirus-Diagnostik im Rahmen der Enterovirus-Surveillance oder wie können Kliniker zur Polioüberwachung in Deutschland beitragen

Meeting Abstract

  • corresponding author presenting/speaker K. Neubauer - Robert Koch-Institut, FG15, Geschäftsstelle der Nationalen Kommission für die Polioeradikation in Deutschland - Berlin, Deutschland
  • K. Beyrer - Niedersächsisches Landesgesundheitsamt - Hannover, Deutschland
  • S. Böttcher - Robert Koch-Institut, FG15, Nationales Referenzzentrum für Poliomyelitis und Enteroviren - Berlin, Deutschland
  • S. Diedrich - Robert Koch-Institut, FG15, Nationales Referenzzentrum für Poliomyelitis und Enteroviren - Berlin, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie. 21. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI). Würzburg, 25.-27.04.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. Doc13dgpi86

doi: 10.3205/13dgpi86, urn:nbn:de:0183-13dgpi869

Published: March 28, 2013

© 2013 Neubauer et al.
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Text

Hintergrund: Enteroviren (EV) sind weltweit verbreitet und verursachen eine Vielzahl klinisch relevanter Erkrankungen, insbesondere im Kindesalter. EV-Infektionen treten vor allem in den Sommermonaten auf. Sie sind für >80% aller aseptischen Meningitiden verantwortlich und auch an der Ätiologie aseptischer Enzephalitiden beteiligt. Im Rahmen der bundesweiten Enterovirus-Surveillance (EVS), die seit Oktober 2005 besteht, haben Kliniker die Möglichkeit, bei Patienten mit Verdacht auf aseptische Meningitis/Enzephalitis (M/E) oder akute schlaffe Lähmung (AFP) eine kostenlose EV-Diagnostik durchführen zu lassen. Gleichzeitig leisten sie so einen Beitrag zur Polioüberwachung in Deutschland: die durch Polioviren (zu den EV gehörig) verursachte Poliomyelitis manifestiert sich in 2-4% der Fälle als aseptische M/E und nur bei <1% als AFP. Die WHO-Region Europa wurde 2002 als poliofrei zertifiziert, doch die Gefahr eines Polioviren-Reimportes bleibt bis zum Erreichen der globalen Polioeradikation real vorhanden.

Material/Methoden: Die kostenlose Untersuchung einer Stuhl- oder Liquorprobe pro Patient auf EV erfolgt mittels PCR, Anzucht und Typisierung in einem bundesweiten qualitätsgeprüften Labornetzwerk (LaNED). Die Ergebnisse der EV-Diagnostik werden zentral in der Geschäftsstelle der Nationalen Poliokommission epidemiologisch ausgewertet.

Ergebnisse: Bislang nahmen ~47% der Kinderkliniken und ~12% der neurologischen Abteilungen an der EVS teil. Jährlich wurden durchschnittlich 2600 Proben untersucht (65% Stuhl, 32% Liquor). Davon waren 28% in der EV-PCR positiv, wobei die EV-Nachweisrate im Stuhl der im Liquor deutlich überlegen ist (32% vs. 19%). Ca. 85% der Proben stammten von Kindern unter 15 Jahren. Der Anteil EV-positiver Proben war in der Altersgruppe der 5-9-Jährigen am höchsten. EV-Infektionen dominierten in den Monaten Juli bis September (63% aller EV-Infektionen im Jahr). Bislang wurden ~4000 Proben typisiert und ~50 verschiedene Serotypen nachgewiesen. Dominante Serotypen der letzten 7 Jahre waren Echovirus 30, 6 und 11. Polioviren wurden nicht detektiert.

Schlussfolgerung:

Die kostenlose EV-Diagnostik wird insbesondere von den pädiatrischen Kliniken gut angenommen. Sie unterstützt das klinische Fallmanagement und liefert wertvolle - für die Polioüberwachung unverzichtbare - Daten zur EV-Zirkulation und dem Auftreten aseptischer M/E. Damit erfüllt Deutschland auch seine Verpflichtung gegenüber der WHO, die eigene Poliofreiheit verlässlich zu überwachen.