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21. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI)

Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI)

25.04. - 27.04.2013, Würzburg

Varizellenimpfung in Bayern – Auswirkung der STIKO-Empfehlung zur MMRV-Impfung

Meeting Abstract

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  • corresponding author presenting/speaker A. Streng - Universitätsklinikum Würzburg, Kinderklinik und Poliklinik - Würzburg, Deutschland
  • C. Hagemann - Universitätsklinikum Würzburg, Kinderklinik und Poliklinik - Würzburg, Deutschland
  • S. Hanke - Universitätsklinikum Würzburg, Kinderklinik und Poliklinik - Würzburg, Deutschland
  • J. Liese - Universitätsklinikum Würzburg, Kinderklinik und Poliklinik - Würzburg, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie. 21. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI). Würzburg, 25.-27.04.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. Doc13dgpi53

doi: 10.3205/13dgpi53, urn:nbn:de:0183-13dgpi532

Published: March 28, 2013

© 2013 Streng et al.
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Hintergrund: Seit 2004 besteht die Empfehlung der STIKO, alle Kinder im Alter von 11 bis 14 Monaten gegen Varizellen zu impfen, seit 2009 mit zwei Dosen. Aufgrund der leicht erhöhten Häufigkeit von Fieberkrämpfen bei Erstimpfung mit Kombinationsimpfstoffen für Masern-Mumps-Röteln-Varizellen (MMRV1; bei ca. 2000 MMRV1 zusätzlich 1 Fieberkrampf) wurde im September 2011 empfohlen, für die erste Impfung MMR-Impfstoff (MMR1) und monovalenten Varizellenimpfstoff (V1) separat zu verabreichen. Wir untersuchten die Auswirkung dieser Empfehlung in Kinderarztpraxen.

Methode: Vergleich von Varizellen- und Masern-Mumps-Röteln-Impfungen sowie von Varizellenfällen im Jahr vor und im Jahr nach der Empfehlung 2011 anhand monatlicher Surveillance-Daten aus Kinderarztpraxen in München (Mü; Okt 2010-Jun 2011 vs. Okt 2011–Jun 2012) und Würzburg (Wü; Okt 2010 -Sep 2011 vs. Okt 2011-Sep 2012).

Ergebnisse: In Mü wurden 1405 Monatsbögen von durchschnittlich 79 Praxen mit insgesamt 13314 Varizellenerstimpfungen (V1 oder MMRV1) ausgewertet, in Wü 326 Bögen von durchschnittlich 14 Praxen mit insgesamt 3149 Varizellenerstimpfungen. In beiden Regionen nahmen MMRV1 im Jahr nach der STIKO-Empfehlung ab (in Mü von 8,7 auf 2,8 und in Wü von 8,3 auf 1,8 durchschnittliche Impfungen pro Praxismonat; jeweils p<0.001). V1 stiegen an (in Mü von 1,4 auf 6,1 bzw. in Wü von 1,6 auf 7,8), ebenso MMR1 (in Mü von 1,9 auf 7,7 bzw. in Wü von 1,5 auf 8,9; jeweils p<0.001). In Mü gingen die Varizellenimpfungen insgesamt (V oder MMRV) um 12% (p<0.005) bei der 1. Dosis und um 19% (p<0.001) bei der 2. Dosis zurück. In Wü war der Rückgang 4% bei der 1. Dosis und 15% bei der 2. Dosis, jedoch nicht signifikant. Die Masern-Mumps-Röteln-Impfungen insgesamt (MMR oder MMRV) änderten sich in beiden Regionen nicht signifikant. Die durchschnittliche Anzahl der Varizellenfälle pro Praxismonat sank in Mü von 1,8 auf 1,3 (p<0.001), in Wü von 1,0 auf 0,7 (p=0.004).

Diskussion: Die STIKO-Empfehlung 2011 wurde zügig umgesetzt, der weitgehende Verzicht auf MMRV1 wurde aber durch monovalente V1 nicht vollständig kompensiert; dies führte zu einem regional unterschiedlichen Rückgang der Varizellenerstimpfungen insgesamt. Weitere Surveillance ist erforderlich um mögliche Auswirkungen auf die Wirksamkeit des Impfprogramms einzuschätzen. Der weitere Rückgang der Varizellenfälle beruht am ehesten auf Herdenschutzeffekten bei den derzeitigen Durchimpfungsraten von 68% in Mü bzw. 83% in Wü für die erste Varizellenimpfung.