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21. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI)

Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI)

25.04. - 27.04.2013, Würzburg

Einfluss von Chorioamnionitis auf die fetale Lunge und das fetale Immunsystem

Meeting Abstract

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  • corresponding author presenting/speaker S. Kunzmann - Universitäts-Kinderkinik - Würzburg, Germany
  • B. Kramer - Department of Pediatrics University Medical Center Maastricht - Maastricht, Netherlands

Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie. 21. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI). Würzburg, 25.-27.04.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. Doc13dgpi44

doi: 10.3205/13dgpi44, urn:nbn:de:0183-13dgpi440

Published: March 28, 2013

© 2013 Kunzmann et al.
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Die fetale Entwicklung der Lunge und des Immunsystems ist sehr plastisch und kann von diversen endogenen und exogenen Faktoren beeinflusst werden. In den letzten Jahren konnte mit Hilfe von verschiedenen Tiermodellen Erkenntnisse über die Wirkung von Chorioamnionitis auf die Lungenreifung und –entwicklung sowie auf das sich entwickelnde Immunsystem gewonnen werden.

Dabei zeigte sich, dass Chorioamnionitis zu einer Verletzung der Lunge durch eine Entzündungsreaktion und sich daran anschließenden Umbauprozessen führt. Als eines der wesentlichen Zytokine, das in die Vermittlung dieser Prozesse involviert ist, konnte Interleukin-1 (IL-1) identifiziert werden. Bezüglich der Lungenreifung konnte gezeigt werden, dass Chorioamnionitis zu einer Induktion der Synthese von Surfactant Proteinen und Lipiden in der fetalen Lunge führt und somit den positiven Einfluss von Chorioamnionitis auf das Atemnotsyndrom (RDS) funktionell erklären hilft. Auf der anderen Seite kann Chorioamnionitis auch strukturelle Veränderungen in der Lunge bewirken, verbunden mit einer Modulation von Wachstumsfaktoren wie TGF-b, CTGF, FGF-10 oder BMP-4, die alle eine wesentliche Rolle in der Lungenentwicklung besitzen. Diese Veränderungen führen zu einer Vereinfachung der Alveolen und zu einer Alterierung der Blutgefäße, die den Veränderungen bei BPD sehr ähnlich sind. Chorioamnionitis beeinflusst daneben eine Vielzahl von Signalwegen der Entzündungsreaktion und embryologischen Entwicklung. Diese Signalwege beeinflussen sich gegenseitig und bilden ein fein reguliertes Netzwerk, das die Lungenentwicklung steuert. Neben Chorioamnionitis können diese Signalwege durch andere pränatale (z.B. Glukokortikoide) und postnatale Faktoren (mechanische Beatmung, Sauerstoff, Infektionen, Steroide) beeinflusst werden.

Die Entwicklung der Lunge kann ebenfalls indirekt durch die Wirkung der Chorioamnionitis auf die Effizienz des fötalen Immunsystems beeinflusst werden. Chorioamnionitis kann eine Toleranz gegenüber Endotoxin (LPS Toleranz, Immunparalyse) induzieren, die wohl weiteren Schaden des Feten verhindern kann, aber auch das Risiko für postnatale Infektionen erhöht.

Die postnatale Reparaturreaktion scheint in hohem Maße von pränatalen Faktoren abhängig zu sein. Daher erscheint die Hypothese von sekundären Verletzungen sehr plausibel, wobei histologische Chorioamnionitis eine Prädisposition für eine postnatal beeinträchtigte Entwicklung ist.