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21. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI)

Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI)

25.04. - 27.04.2013, Würzburg

Schweres Multiorganversagen mit Rhabdomyolyse nach Verzehr eines aufgewärmten Reisgerichtes

Meeting Abstract

  • corresponding author presenting/speaker E. Tschiedel - Uniklinik Essen, Kinderheilkunde I - Essen, Deutschland
  • P.-M. Rath - Uniklinik Essen, Institut für Medizinische Mikrobiologie - Essen, Deutschland
  • H. Becker - LMU München, Tiermedizinische Fakultät, Mikrobiologie - Oberschleißheim, Deutschland
  • U. Felderhoff - Uniklinik Essen, Kinderheilkunde I - Essen, Deutschland
  • P. Hoyer - Uniklinik Essen, Kinderheilkunde II - Essen, Deutschland
  • C. Dohna-Schwake - Uniklinik Essen, Kinderheilkunde I - Essen, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie. 21. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI). Würzburg, 25.-27.04.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. Doc13dgpi10

doi: 10.3205/13dgpi10, urn:nbn:de:0183-13dgpi105

Published: March 28, 2013

© 2013 Tschiedel et al.
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Text

Einleitung: Bacillus cereus ist ein grampositives, sporenbildendes Stäbchen, das als typischer Auslöser von Lebensmittelintoxikationen bekannt ist. Es findet sich besonders häufig in Reis und kann sich bei Temperaturen bis zu 65°C vermehren. Seine Sporen sind hitzeunempfimdlich. Je nach Stamm kann Bacillus cereus enterotoxisches oder emetisches Toxin (Cereulid) produzieren. Das enterotoxische Toxin ist hitze- und säureempfindlich, das emetische Toxin jeweils unempfindlich. Es existieren sechs Literaturberichte über 9 Patienten, in denen eine Intoxikation mit Cereulid zu einem Leberversagen und Rhabdomyolyse geführt hat.

Fallbericht: Am Abend des 4.9. übernahmen wir einen 13 Monate alten Jungen ohne bekannte Vorerkrankungen mit schwerer Lactatazidose und Somnolenz. Am Mittag des Aufnahmetages hatte der Junge ein aufgewärmtes Reisgericht verzehrt und nach dem Mittagschlaf begonnen zu erbrechen. Wegen progredienter Somnolenz wurde er stationär aufgenommen. Laborchemisch waren eine schwere Lactatazidose sowie ein eingeschränkter Quick bei noch normalen Transaminasen auffällig. Bei Verlegung in unsere Klinik zeigte sich ein somnolentes, noch erweckbares, vital stabiles Kind mit zunehmender Lactatazidose, Hypoglykämie, steigenden Transaminasen, LDH und CK. Über Nacht entwickelte sich ein fulminantes Multiorganversagen mit schwerster Rhabdomyolyse, Leberzerfall und Anurie (siehe Tabelle 1 [Tab. 1]). Am 5.9. wurde eine CVVHD begonnen, mit der auch bei maximal möglichem Umsatz die bestehende Hyperkaliämie nicht beherrscht wurde. Abends erfolgte die notfallmäßige Hepatektomie, in der Nacht eine Lebertransplantation durch Lebendspende des Vaters.

Differentialdiagnostisch wurden eine endo- oder exogene Intoxikation, Infektion oder Stoffwechselerkrankung in Betracht gezogen. Sämtliche Diagnostik blieb unauffällig. In einer Blutkultur nach Transplantation fand sich ein nicht toxinbildender Bacillus cereus. Erst mehrere Wochen später konnte aus einem asservierten Reiskorn aus dem Erbrochenen des Jungen ein hochgradig emetisches Toxin bildender Bacillus cereus nachgewiesen werden.

Schlussfolgerung: Wahrscheinlich wurde das Multiorganversagen mit Rhabdomyolyse durch eine Lebensmittelintoxikation mit Cereulid verursacht. Zusätzlich kam es vorübergehend zu einer Sepsis mit einem anderen Bacillus cereus-Stamm. Es handelt sich um den einzigen Fall, in dem eine Lebrtransplantation in diesem Zusammenhang lebensrettend war.


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