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62. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie

Deutsche Gesellschaft für Handchirurgie

06. bis 08. Oktober 2022, Garmisch-Partenkirchen

Ergebnisse nach immobilisierender Nachbehandlung von Beugesehnennähten bei Kindern im Vorschulalter

Meeting Abstract

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  • corresponding author presenting/speaker Anne-Kathrin Reiß - Kath. Kinderkrankenhaus Wilhelmstift, Hamburg, Germany
  • Wiebke Hülsemann - Kath. Kinderkrankenhaus Wilhelmstift, Hamburg, Germany

Deutsche Gesellschaft für Handchirurgie. 62. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie. Garmisch-Partenkirchen, 06.-08.10.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc22dgh86

doi: 10.3205/22dgh86, urn:nbn:de:0183-22dgh861

Published: October 6, 2022

© 2022 Reiß et al.
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Fragestellung: Schnittverletzungen – meist durch Sturz mit einem Glas oder Abrutschen mit Messer – führen bei Kindern im Vorschulalter mit einer Häufigkeit von 3,6/100.000 zu einer Durchtrennung der Beugesehnen (Nietosvaara et al 2007).

Häufig werden sie primär nicht erkannt und erst sekundär der Behandlung zugeführt. Bei Kleinkindern erlaubt der geringe Sehnendurchmesser meist nur eine 2-Strang-Naht und die Nachbehandlung ist bei fehlender Compliance frühfunktionell schwierig. Re-Rupturen und schlechtere Ergebnisse sind bei Kindern im Alter von 1 bis 5 Jahren häufiger als bei älteren- die funktionellen Ergebnisse verschlechtern sich nach verlängerter Ruhigstellung über die 4. postoperative Woche hinaus im Vergleich zur frühfunktionellen Nachbehandlung.

(Berndtsson, Fitoussi, Friedrich)

Fraglich ist, welche Nachbehandlung zu einer normalen Beweglichkeit ohne Re-Ruptur führt.

Methodik: Wir haben in einem Zeitraum von 2001 bis 2021 90 Finger bei 83 Kinder mit Beugesehnendurchtrennungen in der Zone 1, 2 und 3 mit einer 2-Strang-Kernnaht mit Ethibond und einer Feinadaptation mit PDS 6-0 versorgt. (Zone 1 14, Zone 2 63, Zone 3 13 Kinder)

Bis 2011 wurden 56 Kinder über 5 Wochen in Faustwicklung und Unterarm-Faustgips immobilisiert und bei jedem Verbandswechsel in entlastender Beugestellung passiv nach Duran durchbewegt. Unter dieser Behandlung kam es zu 2 Re-Rupturen.

Nach Literaturrecherche und kollegialem Austausch haben wir 2011 die Nachbehandlung der Kinder auf Immobilisierung von 3 Wochen im Faustgips ohne passives Durchbewegen, Belassen des Gipses unter Freigabe der Finger für 2 weitere Wochen in der Gipsschiene geändert. Gefolgt ab der 6. postoperativen Woche von Physiotherapie.

Retrospektiv wurden die Patientenakten ausgewertet.

Ausgeschlossen wurden Komplexverletzungen, isolierte Läsionen der oberflächlichen Beugesehne, Teilläsionen und Daumenverletzungen.

Die Datenlage erlaubt eine Auswertung von 21 Fingern bzw. 20 Finger je Gruppe.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Eine frühfunktionelle Nachbehandlung scheint in diesem Patientenklientel nicht dringend erforderlich, aber erhöht zusätzlich die Gefahr der Re-Ruptur. Mit der Technik ohne passives Durchbewegen und verkürzter stufenweiser Immobilisierung sowie Physiotherapie ab der 6. Woche haben wir eine sichere Option mit verringerter Re-Rupturrate und ohne funktionelle Einschränkungen. Ein früheres aggressiveres Nachbehandeln scheint angesichts der guten Resultate bei Kindern im Vorschulalter nicht notwendig zu sein.