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62. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie

Deutsche Gesellschaft für Handchirurgie

06. bis 08. Oktober 2022, Garmisch-Partenkirchen

Periphere Nervenläsionen – eine retrospektive Auswertung von 5.026 Fällen eines Zentrums

Meeting Abstract

  • corresponding author presenting/speaker Martin Aman - BG Klinik Ludwigshafen, Ludwigshafen, Germany
  • Kim Zimmermann - BG Klinik Ludwigshafen, Klinik für Hand-, Plastische und Rekonstruktive Chirurgie, Ludwigshafen, Germany
  • Mirjam Thielen - BG Klinik Ludwigshafen, Ludwigshafen, Germany
  • Annette Stolle - BG Klinik Ludwigshafen, Klinik für Hand-, Plastische und Rekonstruktive Chirurgie, Forschung, Ludwigshafen, Germany
  • Arne Böcker - BG Klinik Ludwigshafen, Klinik für Hand-, Plastische und Rekonstruktive Chirurgie, Ludwigshafen, Germany
  • Ulrich Kneser - BG Klinik Ludwigshafen, Klinik für Hand, Plastische und Rekonstruktive Chirurgie, -Schwerbrandverletztenzentrum-, Ludwigshafen, Germany
  • Berthold Bickert - Leitender Arzt der Sektion Handchirurgie, BG Klinik Ludwigshafen, Ludwigshafen, Germany
  • Leila Harhaus - BG Klinik Ludwigshafen, Klinik für Hand-, Plastische und Rekonstruktive Chirurgie, Ludwigshafen, Germany

Deutsche Gesellschaft für Handchirurgie. 62. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie. Garmisch-Partenkirchen, 06.-08.10.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc22dgh29

doi: 10.3205/22dgh29, urn:nbn:de:0183-22dgh296

Published: October 6, 2022

© 2022 Aman et al.
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Fragestellung: Periphere Nervenläsionen sind schwerwiegend und sowohl mit Langzeitfolgen für Patienten als auch mit sozioökonomischen Belastungen für das Gesundheitssystem verbunden. Obwohl sie für eine evidenzbasierte klinische Entscheidungsfindung unerlässlich sind, sind epidemiologische Daten rar. Unser Ziel war es daher, die epidemiologischen und ätiologischen Faktoren peripherer Nervenläsionen in einer der größten Kohorten umfassend zu analysieren.

Methodik: Insgesamt 110.667 Patienten, die zwischen Januar 2012 und Juli 2020 in unserem Level-I-Traumazentrum behandelt wurden, wurden auf das Vorhandensein von Nervenläsionen untersucht. Anschließend wurden Demographie, Ätiologien, Begleitverletzungen und Läsionsmerkmale der identifizierten Fälle analysiert.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Insgesamt wurden 5.026 Patienten mit mindestens einer peripheren Nervenläsion identifiziert. Diese Kohorte bestand überwiegend aus jungen Männern, die an nicht arbeitsbedingten Nervenverletzungen litten. Proximale Verletzungsebenen waren eher von Frakturen begleitet, wohingegen distalere Verletzungen eine höhere Wahrscheinlichkeit von begleitenden Gefäß- oder Sehnenverletzungen aufwiesen. Hauptursachen waren in 54,6% Schnittverletzungen, gefolgt von 22,2% nicht-traumatischen Verletzungen wie Kompressionen. Eine akute traumatische Nervenverletzung wurde in 55,9% der Fälle innerhalb von 24 Stunden behandelt. Saisonale und wöchentliche Spitzen wurden im Juli und an Samstagen identifiziert.

Diskussion: Die Arbeit stellt die Epidemiologie und Ätiologie peripherer Nervenläsionen in der bisher größten Kohorte weltweit, mit besonderem Fokus auf mitteleuropäische Besonderheiten der Gesundheitsversorgung, vor. Angesichts des jungen Alters der betroffenen Patienten können eine frühzeitige Diagnose und angemessene Behandlung in spezialisierten Zentren ihre frühe Rückkehr an den Arbeitsplatz erleichtern und die langfristigen funktionellen Ergebnisse verbessern. Die Daten zeigen, wie wichtig eine besondere Aufmerksamkeit für Nervenverletzungen ist, die durch große Begleitverletzungen verdeckt werden können. Neue Erkenntnisse zu Läsionsmerkmalen ausgewählter Subgruppen und Begleitumständen können eine Änderung des Timings und der Behandlungsstrategien zum Nutzen aller Beteiligten unterstützen.