gms | German Medical Science

5. Wissenschaftlicher Kongress der Deutschen Gesellschaft für Essstörungen e.V. (DGESS)

Deutsche Gesellschaft für Essstörungen e.V.

03.03. - 05.03.2016, Essen

Eine strukturierte Evaluierung der Smartphone-App ‚Jourvie‘: Ein Tool zur Unterstützung der Therapie bei Essstörungen

Meeting Abstract

Deutsche Gesellschaft für Essstörungen e.V. (DGESS). 5. Wissenschaftlicher Kongress der Deutschen Gesellschaft für Essstörungen. Essen, 03.-05.03.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. Doc16dgess099

doi: 10.3205/16dgess099, urn:nbn:de:0183-16dgess0995

Published: February 18, 2016

© 2016 van Noort et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution 4.0 License. See license information at http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Outline

Text

Hintergrund: Moderne Technologien werden zunehmend als unterstützende Tools bei der Therapie von psychischen Störungen eingesetzt. Durch Eigenschaften wie Mobilität, Diskretion und leichte Zugänglichkeit haben vor allem Smartphones und Handy-Applikationen (Apps) großes Potenzial zur Hilfe und Unterstützung von Betroffenen. Vor diesem Hintergrund wurde im Januar 2015 eine App zur Unterstützung der Therapie von Essstörungen herausgebracht – Jourvie. Diese App bietet die Möglichkeit, Essprotokolle zu führen sowie Bewältigungsstrategien nachzulesen oder selber einzutragen. Ziel der App ist es, eine effiziente Zusammenarbeit zwischen Patienten und Therapeuten zu unterstützen. Erste Evaluationen von Jourvie in Bezug auf Anwendbarkeit und Benutzerfreundlichkeit fielen positiv aus. Allerdings hat eine strukturierte Evaluierung der App bisher gefehlt.

Methoden: Die offizielle Version von Jourvie wurde im Januar 2015 im dem Google Play Store (Android) veröffentlicht. Seitdem wurde die App über 10.000 Mal heruntergeladen. Im Juni und Juli 2015 wurden die NutzerInnen zu einer Teilnahme an einer anonymisierten deutschsprachigen oder englischsprachigen Umfrage eingeladen. Die Umfrage enthielt Fragen zur Häufigkeit der Nutzung, Einfachheit der Bedienung sowie Einbettung in den Therapiekontext.

Ergebnisse: Die Umfrage wurde 43 Mal geöffnet. Vierunddreißig NutzerInnen haben die Fragen beantwortet. Das Durchschnittsalter lag bei 24,7 Jahre (SD = 8,15). Aktuell waren 27 NutzerInnen von einer Essstörung betroffen, am häufigsten von Bulimia nervosa (50%), gefolgt durch Anorexia nervosa (27%). Zum Führen von Essprotokolle bevorzugten 75% der Befragten die App, 6,3% bevorzugten Papier und 18,8% zeigten keine Präferenz. Essprotokolle wurden durch 48,4% der Befragten direkt nach jeder Mahlzeit in die App eingetragen, wobei Papierprotokolle durch 15,4% der Befragten direkt ausgefüllt wurden. Sowohl Essprotokolle in der App, als auch auf Papier, wurden von 77% bzw. 80% der Befragten nicht mit einem Therapeuten geteilt.

Schlussfolgerung: Jourvie wird im Allgemeinen positiv evaluiert. Jugendliche und junge Erwachsene scheinen Apps in ihre Behandlung zu bevorzugen. Allerdings wird aus der Umfrage klar, dass Jourvie bisher noch wenig in der Zusammenarbeit mit Therapeuten genutzt wird. Zukünftig soll versucht werden, die App mehr in den Therapieprozess einzubinden, so dass das volle Potenzial von Jourvie genutzt wird.