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5. Wissenschaftlicher Kongress der Deutschen Gesellschaft für Essstörungen e.V. (DGESS)

Deutsche Gesellschaft für Essstörungen e.V.

03.03. - 05.03.2016, Essen

Impulsives Entscheidungsverhalten bei über- und normalgewichtigen Kindern im Grundschulalter

Meeting Abstract

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Deutsche Gesellschaft für Essstörungen e.V. (DGESS). 5. Wissenschaftlicher Kongress der Deutschen Gesellschaft für Essstörungen. Essen, 03.-05.03.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. Doc16dgess023

doi: 10.3205/16dgess023, urn:nbn:de:0183-16dgess0235

Published: February 18, 2016

© 2016 Lensing et al.
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Hintergrund: In einer Umgebung, in der hochkalorische, schmackhafte Nahrungsmittel fast ständig verfügbar sind, erfordert es selbstgesteuertes Entscheidungsverhalten, um die Energieaufnahme zu regulieren und sich gesund zu ernähren. Längerfristige Ziele, wie die Stabilität des Körpergewichts, sowie die physische Gesundheit, stehen in Konkurrenz zu kurzfristigen Belohnungszielen, wie sie durch den Konsum schmackhafter Nahrungsmittel erreicht werden können. Folglich wird impulsives Entscheidungsverhalten, das auf kurzfristige Belohnungen abzielt, als intrapersonaler Risikofaktor für die Entstehung von Übergewicht und Adipositas diskutiert. Es zeigte sich, dass übergewichtige Erwachsene und Jugendliche in der Iowa Gambling Task (IGT) tatsächlich impulsivere Entscheidungen treffen. Wir untersuchten, ob dieser Zusammenhang bereits im Grundschulalter besteht und wie sich normal- und übergewichtige Kinder in ihrer Entscheidungsstrategie unterscheiden.

Methoden: Aus einer großen Stichprobe (n = 1657, PIER-Studie, Universität Potsdam) wurde eine Substichprobe von übergewichtigen und normalgewichtigen Kindern (6-10 Jahre alt) gezogen, die nach Alter, Geschlecht und sozioökonomischem Status paarweise aufeinander abgestimmt war. Zur Erfassung des Entscheidungsverhaltens nutzten wir eine kindgerechte, computerisierte Version der IGT, die Hungry Donkey Task (Crone & van der Molen, 2004). In dieser Aufgabe müssen die Kinder sich in 60 Trials jeweils für eine von vier Türen zu entscheiden, wodurch Punkte gewonnen oder verloren werden können. Während es bei zwei der Türen viel zu gewinnen, aber in unregelmäßigen Abständen auch viel zu verlieren gibt, fällt der Gewinn bei den anderen beiden Türen geringer aus, aber es gibt kaum Verlust, weshalb diese Türen für das Gesamtergebnis vorteilhafter sind.

Ergebnisse: Während sich die normalgewichtigen Kinder im Verlauf der 60 Trials zunehmend für die vorteilhafteren Türen entschieden, also lernten, die risikoreichen Türen zu vermeiden, zeigte sich diese Anpassung des Verhaltens bei den übergewichtigen Kindern nicht.

Schlussfolgerung: Die Ergebnisse zeigen, dass bereits im Grundschulalter impulsives Entscheidungsverhalten mit Übergewicht assoziiert ist. Unterschiede in der Strategieentwicklung sowie die theoretische Einbettung der Zusammenhänge werden diskutiert.