gms | German Medical Science

5. Wissenschaftlicher Kongress der Deutschen Gesellschaft für Essstörungen e.V. (DGESS)

Deutsche Gesellschaft für Essstörungen e.V.

03.03. - 05.03.2016, Essen

Der Einfluss von Germany’s Next Topmodel auf die Körperzufriedenheit und das Essverhalten von adoleszenten Mädchen

Meeting Abstract

  • corresponding author presenting/speaker Judith Leins - Lehrstuhl für Klinische Psychologie und Psychotherapie, Otto-Friedrich-Universität Bamberg, Bamberg, Deutschland
  • author Andrea Gruenwald - Lehrstuhl für Klinische Psychologie und Psychotherapie, Otto-Friedrich-Universität Bamberg, Bamberg, Deutschland
  • author Stephan Herpertz - Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, LWL-Universitätsklinikum Bochum der Ruhr-Universität Bochum, Bochum, Deutschland
  • author Sabine Loeber - Lehrstuhl für Klinische Psychologie und Psychotherapie, Otto-Friedrich-Universität Bamberg, Bamberg, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Essstörungen e.V. (DGESS). 5. Wissenschaftlicher Kongress der Deutschen Gesellschaft für Essstörungen. Essen, 03.-05.03.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. Doc16dgess022

doi: 10.3205/16dgess022, urn:nbn:de:0183-16dgess0229

Published: February 18, 2016

© 2016 Leins et al.
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Hintergrund: Die Körperzufriedenheit von adoleszenten Mädchen ist in den letzten Jahren stetig gesunken. Gaben 2006 noch 65% der 11-13jährigen an, mit ihrem Aussehen zufrieden zu sein, sank diese Zahl 2009 auf 58%. Da die eigene Körperunzufriedenheit unter anderem mit Medienkonsum in Zusammenhang zu stehen scheint, wird davon ausgegangen, dass das in den Medien propagierte schlanke Schönheitsideal die Einstellung zum eigenen Körper negativ beeinflusst. Dieses Ideal wird beispielsweise in der Castingshow Germany’s Next Topmodel (GNTM) propagiert. In der vorliegenden Studie wurde untersucht, ob der Konsum von GNTM einen Einfluss auf die Körperzufriedenheit und das Essverhalten von adoleszenten Mädchen hat.

Methoden: Es wurden Gymnasiastinnen der 6. und 7. Klasse (N=96) zu zwei Messzeitpunkten mittels Fragebogenerhebung untersucht. Direkt vor Beginn der 10. Staffel von GNTM und nach Ausstrahlung wurden die Körperzufriedenheit, das Essverhalten sowie die persönlichen Einstellungen gegenüber gesellschaftlichen Schönheitsvorstellungen erfasst. Auch wurde erfragt, ob und wie häufig die Sendung gesehen wurde.

Ergebnisse: Die Mädchen, welche die aktuelle Staffel regelmäßig schauten, sahen bereits im Vorfeld sig. mehr Staffeln und wiesen eine sig. höhere Körperunzufriedenheit und stärkere Internalisierung des Schönheitsideals auf als jene, die die 10. Staffel nicht schauten. Diese sig. Unterschiede waren auch nach Ausstrahlung der Staffel feststellbar. Demgegenüber zeigte sich nur im post-Vergleich ein sig. restriktiveres Essverhalten bei den Seherinnen als bei den Nicht-Seherinnen. Dieser Unterschied bestand prä nicht.

Schlussfolgerung: Die Ergebnisse legen nahe, dass Mädchen, welche GNTM häufig konsumieren, eine höhere Körperunzufriedenheit aufweisen und das Schönheitsideal stärker internalisiert haben als Mädchen, die GNTM nicht konsumieren. Diese Unterschiede scheinen aber nicht nur durch den Konsum der aktuellen Staffel bedingt zu sein. Dies lässt vermuten, dass nicht der aktuelle Konsum Auswirkungen auf die Körperzufriedenheit hat, sie allerdings durch den längerfristigen Konsum durchaus negativ beeinflusst werden kann. Der Unterschied im restriktiven Essverhalten ausschließlich nach der aktuellen Staffel lässt allerdings auch auf mögliche kurzfristige Folgen schließen. Weitere Forschung sollte klären, welche weiteren Faktoren bei der Entstehung von Körperunzufriedenheit und restriktivem Essverhalten eine Rolle spielen und wie stark der Einfluss von GNTM im Vergleich dazu ist.