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Hometreatment bei Jugendlichen mit Essstörungen
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Published: | February 18, 2016 |
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Hintergrund: Hometreatment ist eine Methode zur Intensivierung der ambulanten Arbeit mit dem Ziel, die Jugendlichen im familiären Umfeld zu behandeln, stationäre Aufenthalte zu verkürzen oder möglichst ganz zu vermeiden. Neu wurde an unserer Klinik ein störungsspezifisches Hometreatment für Essstörungen entwickelt, bei dem die aufsuchenden Mitarbeiter (Pflegefachpersonen) geschult werden, um die betroffenen Familien zu Hause bei der Umsetzung von Therapieinhalten der familienbasierten Therapie zu unterstützen.
Methoden: In einer Feasibility-Studie wird die Einführung von Hometreatment als Adjuvans zur familienbasierten Therapie untersucht. Es handelt sich um eine laufende konsekutive Stichprobe von Kindern und Jugendlichen mit Essstörungen, die in der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie der psychiatrischen Universitätsklinik Zürich angemeldet wurden (bisher N=34, w:33, m:1, Alter M=16.06). Diagnosen zum Präzeitpunkt nach ICD-10: 24 Anorexia nervosa (durchschnittlicher BMI 17.05), 3 Bulimia nervosa, 7 atypische Anorexie; 75% waren primär ambulante Fälle, 25% poststationär. Die prä-Untersuchung bei Behandlungsbeginn (T 1), post-Untersuchung nach 6 Monaten (T 2).
Instrumente: Eating Disorder Examination (EDE), Eating Disorder Inventory (EDI-2), Anorexia Nervosa Stages of Change Questionnaire (ANSOCQ), Fragebogen zur Beurteilung der Behandlung für Jugendliche (FBB-J) und Eltern (FBB-E),Child Behaviour Checklist (CBCL/4-18).
Ergebnisse: Vorläufige Ergebnisse der laufenden Untersuchung (bisher N = 34):
Bei 25 der 34 Patienten (73.5%) konnte auf eine stationäre Behandlung bzw. Rehospitalisation verzichtet werden. Zu T 2 zeigte sich bei den AN-Patienten eine hoch signifikante Erhöhung des BMI von 17.05 auf 18.95 und in der gesamten Stichprobe eine signifikante Reduktion der Essstörungspathologie anhand verschiedener EDI-2 und EDE Skalen. Zudem ergab sich eine signifikant erhöhte Veränderungsmotivation im ANSOCQ. 77.8 % der mit Hometreatment ohne Hospitalisation behandelten Fälle erfüllten die Kriterien für eine Essstörung zum Zeitpunkt T2 nicht mehr. Es zeigt sich ein hochsignifikanter inverser Zusammenhang zwischen Alter bei Krankheitsbeginn und Erfolg des Hometreatment.
Schlussfolgerung: Hometreatment ist ein vielversprechendes Adjuvans für die ambulante familienbasierte Therapie, insbesondere bei jüngeren Patientinnen. Möglicherweise kann das Hometreatment in einer Anzahl Fälle einen stationären Aufenthalt verhindern und stellt damit eine wirksame und kostengünstige Alternative für die Behandlung von Fällen dar, in denen die herkömmliche ambulante Behandlung nicht ausreicht.