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5. Wissenschaftlicher Kongress der Deutschen Gesellschaft für Essstörungen e.V. (DGESS)

Deutsche Gesellschaft für Essstörungen e.V.

03.03. - 05.03.2016, Essen

Spezifische Defizite in sozialer Kognition bei Patientinnen mit Anorexia nervosa

Meeting Abstract

Deutsche Gesellschaft für Essstörungen e.V. (DGESS). 5. Wissenschaftlicher Kongress der Deutschen Gesellschaft für Essstörungen. Essen, 03.-05.03.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. Doc16dgess007

doi: 10.3205/16dgess007, urn:nbn:de:0183-16dgess0078

Published: February 18, 2016

© 2016 Brockmeyer et al.
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Hintergrund: Schwierigkeiten in der sozialen Kognition (Theory of Mind) werden als wichtige aufrechterhaltende Faktoren bei Patientinnen mit Anorexia nervosa (AN) angesehen. Die in bisherigen Untersuchungen verwendeten Paradigmen weisen jedoch eine eher geringe ökologische Validität und Sensitivität für subtile Defizite auf und erlauben nur selten eine Differenzierung zwischen kognitiven und affektiven Komponenten.

Methoden: 27 Patientinnen mit AN und 25 gesunde Kontrollpersonen wurden mit einem ökologisch validen, video-basierten Test (Movie for the Assessment of Social Cognition; MASC) hinsichtlich sozialer Kognition untersucht. Die Teilnehmer wurden hierbei zu 45 Zeitpunkten gebeten, Handlungsmotive und Emotionen von vier verschiedenen Darstellern in einem fortlaufenden interaktionellen Szenario einzuschätzen.

Ergebnisse: Im Vergleich zur gesunden Kontrollgruppe zeigten Patientinnen mit AN Defizite in der Decodierung emotionaler Zustände, nicht jedoch in der Decodierung kognitiver Zustände (Handlungsmotive).

Schlussfolgerung: Die Untersuchungsbefunde legen nahe, dass bei Patientinnen mit AN weniger die Wahrnehmung von Motiven sondern stärker die Wahrnehmung emotionaler Zustände anderer Personen beeinträchtigt ist. Dies kann erheblichen Einfluss auf die soziale Interaktion von Patientinnen mit ihrem Umfeld haben und durch negative Reaktionen Anderer zur Aufrechterhaltung der Störung beitragen. Eine Adressierung dieser Defizite mittels gezielter Interventionen erscheint wünschenswert.