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5. Wissenschaftlicher Kongress der Deutschen Gesellschaft für Essstörungen e.V. (DGESS)

Deutsche Gesellschaft für Essstörungen e.V.

03.03. - 05.03.2016, Essen

Verarbeitung der Therapieerfahrung in der ambulanten Behandlung der Anorexia nervosa: Finden sich Unterschiede zwischen kognitiv-behavioralem und tiefenpsychologisch orientiertem Vorgehen?

Meeting Abstract

  • corresponding author presenting/speaker Almut Zeeck - Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Unibversitätsklinikum Freiburg, Freiburg, Deutschland
  • author Armin Hartmann - Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Unibversitätsklinikum Freiburg, Freiburg, Deutschland
  • Wolfgang Herzog - Klinik für Allgemeine Innere Medizin und Psychosomatik, Heidelberg, Deutschland
  • Beate Wild - Klinik für Allgemeine Innere Medizin und Psychosomatik, Heidelberg, Deutschland
  • Martina De Zwaan - Abteiilung für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Hannover, Deutschland
  • Gaby Resmark - Abteilung für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Tübingen, Deutschland
  • Stephan Herpertz - Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Bochum, Deutschland
  • Markus Burgmer - Abteilung für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Münster, Deutschland
  • Jörn von Wietersheim - Abteilung für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Ulm, Deutschland
  • S. Tagay - Abteilung für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Essen, Deutschland
  • A. Dinkel - Abteilung für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, München, Deutschland
  • Bernd Löwe - Abteilung für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Hamburg, Deutschland
  • Stephan Zipfel - Abteilung für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Tübingen, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Essstörungen e.V. (DGESS). 5. Wissenschaftlicher Kongress der Deutschen Gesellschaft für Essstörungen. Essen, 03.-05.03.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. Doc16dgess005

doi: 10.3205/16dgess005, urn:nbn:de:0183-16dgess0057

Published: February 18, 2016

© 2016 Zeeck et al.
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Text

Hintergrund: Es konnte wiederholt gezeigt werden, dass die Art und Weise, wie Patienten Psychotherapie zwischen den Sitzungen verarbeiten ("Inter-Session-Prozess", ISP) mit dem Behandlungsergebnis in Zusammenhang steht. Allerdings ist anzunehmen, dass der ISP unterschiedliche Charakeristika aufweist, je nachdem, welches Störungsbild und welche Art der Intervention untersucht werden. Ziel der Untersuchung war ein Vergleich der ISP bei kognitiv-behavioraler (CBT-E) und psychodynamischer Psychotherapie (FPT) in der Behandlung der Anorexia nervosa einschließlich ihres Zusammenhang mit dem Therapieergebnis. Es handelt sich um eine Sekundäranalyse der Daten der "ANTOP-Studie" (Zipfel et al., 2014).

Methoden: 108 Patientinnen, welche 40 Sitzungen CBT-E oder FPT erhielten und von welchen Daten zum Inter-Session-Prozess vorlagen, wurden in die Studie eingeschlossen. Der ISP wurde mit dem Inter-Session-Fragebogen (Hartmann et al. 2003) erfasst, welcher jeweils vor jeder Psychotherapiesitzung ausgefüllt wurde. Das Therapieergebnis wurde über drei Ergebnisklassen definiert: Vollremission, Teilremission und Vollbild der Störung (Entlasszeitpunkt).

Ergebnisse: Bei CBT-E Behandlung berichten Patientinnen in der ersten Therapiephase über signifikant mehr "Anwenden der Therapie" zwischen den Sitzungen. Im Hinblick auf den Zusammenhang zwischen der Verarbeitung der Therapie und dem Therapieergebnis fanden kaum Unterschiede zwischen den Verfahren. Patientinnen mit späterer Vollremission berichten im Vergleich zu CBT-E Patientinnen von einem höheren Ausmaß negativer Affekte (Verunsicherung, Angst), wenn sie an Therapie dachten. Dieses Muster zeigte sich auch bei einem Vergleich der Zwischensitzungsaspekte "Anwenden der Therapie" + "negativer Affekt".

Schlussfolgerung: Es ergaben sich bei einem Vergleich des ISP beider Verfahren überraschend wenige Unterschiede. Ein "Anwenden der Therapie" hat in der CBT-E von Beginn an ein vergleichsweise hohes Niveau, was daran liegen könnte, dass Hausaufgaben gegeben werden. Es ist ferner möglich, dass "Anwenden der Therapie" in beiden Verfahren etwas Unterschiedliches bedeutet. Ansonsten zeigen sich Unterschiede in der Verarbeitung am deutlichsten über das Ausmaß negativer Affekte in der Gruppe der später vollremittierten Patientinnen. Diese scheinen in der FPT, aber nicht in der CBT-E zu einem "erfolgreichen" Therapieprozess mit dazu zu gehören.

Anmerkung: Die Ergebnisse werden in der ANTOP-Projektgruppe aus der Perspektive beider theoretischer Orientierungen nochmals intensiv diskutiert werden, was in die Diskussion einfließen wird.