gms | German Medical Science

5. Wissenschaftlicher Kongress der Deutschen Gesellschaft für Essstörungen e.V. (DGESS)

Deutsche Gesellschaft für Essstörungen e.V.

03.03. - 05.03.2016, Essen

Ernährungsgewohnheiten von jugendlichen Patientinnen mit Anorexia nervosa 2,5 Jahre nach stationärer Aufnahme

Meeting Abstract

Deutsche Gesellschaft für Essstörungen e.V. (DGESS). 5. Wissenschaftlicher Kongress der Deutschen Gesellschaft für Essstörungen. Essen, 03.-05.03.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. Doc16dgess003

doi: 10.3205/16dgess003, urn:nbn:de:0183-16dgess0034

Published: February 18, 2016

© 2016 Bühren et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution 4.0 License. See license information at http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Outline

Text

Hintergrund: Für den Langzeitverlauf der Anorexia nervosa (AN) sind eine langfristige ausreichende und ausgewogene Ernährung von großer Bedeutung. Es gibt Hinweise dafür, dass selektives Essverhalten und der überwiegende Genuss niedrigkalorischer Nahrungsmittel mit einem erhöhten Rückfallrisiko vergesellschaftet sind. Bisher wurde der Zusammenhang zwischen Nahrungsmittelauswahl und Ernährungsgewohnheiten bei Patientinnen mit AN nach stationärer Behandlung und der Langzeitprognose allerdings nur in wenigen Studien untersucht. Das Ziel unserer Studie war es, bei jugendlichen und jungen erwachsenen Patientinnen 2,5 Jahre nach (teil-)stationärer Behandlung Kalorienmenge und Nahrungsmittelauswahl zu untersuchen und einen möglichen Zusammenhang mit der Langzeitprognose zu überprüfen.

Methoden: Bei 38 Patientinnen im Alter von 12 - 22 Jahren wurden 2,5-Jahre nach (teil-) stationärer Aufnahme aufgrund einer AN der Body mass index (BMI), die essstörungsspezifische Psychopathologie (EDI-II), die Aufnahme von Mikronährstoffen, die durchschnittliche tägliche Kalorienaufnahme und der sog. diet variety score (Erfassung der verschiedenen Lebensmittelgruppen, die pro Tag durchschnittlich konsumiert werden), erhoben. Die Daten wurden mit denen der KIGGS- und EsKiMo-Studie (12-17 Jahre) und der Nationalen Verzehrstudie II (>18 Jahre) sowie den Empfehlungen der DGE verglichen.

Ergebnisse: Die AN-Patientinnen nahmen im Vergleich zu den Normstichproben bzw. den DGE-Empfehlungen weniger Kalorien, weniger Mikronährstoffe (Folsäure, Vitamin D, Kalzium, Eisen) und prozentual mehr Eiweiß bzw. Fett zu sich. Auffälligkeiten im Essverhalten korrelierten mit dietary variety score. Der Heilungserfolg war mit keiner der untersuchten Größen assoziiert.

Schlussfolgerung: Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass neben Gewichtsrehabilitation und psychotherapeutischer Behandlung auch die symptomspezifische Ernährungsberatung und Kontrolle einer ausgewogenen Nahrungsmittelauswahl von großer Bedeutung für die Langzeitprognose von Patientinnen mit AN ist. Vor allem die Unterstützung bei der Aufrechterhaltung eines gesunden Essverhaltens auch nach (teil-)stationärer Entlassung stellt eine therapeutische Herausforderung dar.