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4. Wissenschaftlicher Kongress der Deutschen Gesellschaft für Essstörungen e. V. (DGESS)

Deutsche Gesellschaft für Essstörungen e. V.

20.03. - 22.03.2014, Leipzig

Experimentelle Studien zur Emotionsregulation bei Binge-Eating-Störung – Theorie, Evidenz und neue Studienerkenntnisse

Meeting Abstract

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  • corresponding author presenting/speaker Lisa Leehr - Universitätsklinikum Tübingen, Abteilung Innere Medizin VI, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Tübingen, Deutschland
  • author Thomas Dresler - Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychophysiologie & Optische Bildgebung, Tübingen, Deutschland
  • author Stephan Zipfel - Universitätsklinikum Tübingen, Abteilung Innere Medizin VI, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Tübingen, Deutschland
  • author Katrin Giel - Universitätsklinikum Tübingen, Abteilung Innere Medizin VI, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Tübingen, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Essstörungen e.V. (DGESS). 4. Wissenschaftlicher Kongress der Deutschen Gesellschaft für Essstörungen. Leipzig, 20.-22.03.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. Doc14dgess102

doi: 10.3205/14dgess102, urn:nbn:de:0183-14dgess1025

Published: March 19, 2014

© 2014 Leehr et al.
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Hintergrund: Mit der Veröffentlichung des DSM 5, in dem die Binge-Eating-Störung als eigenständige Diagnose aufgeführt wird, ist eine differenzierte Betrachtung der verschiedenen Erklärungsmechanismen notwendig. Ein häufig verwendetes Erklärungsmodell für diese Störung ist das Emotionsregulationsmodell. Dieses umfasst verschiedene Theorien, die sich in Nuancen unterscheiden, denen jedoch allen folgende Annahme zugrunde liegt: negative Emotionen und Anspannung führen zu Binge-Eating, welche eine kurzfristige Stimmungsverbesserung zur Folge haben. Binge-Eating wird also als eine dysfunktionale Emotionsregulationsstrategie interpretiert. Fragebogenstudien zur Emotionsregulation bei Personen mit Binge-Eating-Störung finden vorhandene Emotionsregulationsdefizite. In experimentellen Studien, aber auch in Beobachtungsstudien konnte Evidenz für negative Emotionen und Anspannung als Trigger für Binge-Eating gefunden werden (Haedt-Matt & Keel, 2011), insgesamt erscheint die Studienlage jedoch sehr heterogen und eine klare Differenzierung von Subgruppen (bspw. Übergewichtige mit und ohne Binge-Eating-Störung) fehlt. Eine Verbesserung der Stimmung durch Binge-Eating konnte nicht nachgewiesen werden.

Methoden: In einer aktuellen experimentellen Studie untersuchen wir mittels EEG, EMG und Eye Tracking die Emotionsregulationsfähigkeit von übergewichtigen Personen mit und ohne Binge-Eating-Störung. Dabei wird die Emotionsregulation sowohl auf kognitiver als auch auf behavioraler Ebene mit Fragebögen erfasst. Es werden die Unterschiede in den Fragebögen, die Reaktion auf die Induktion negativer Emotionen durch einen Filmausschnitt und der Einfluss der Stimmungsinduktion auf die Verarbeitung von Nahrungsreizen, untersucht.

Ergebnisse: Es wird erwartet, dass Übergewichtige mit gleichzeitiger Binge-Eating-Störung deutlich ausgeprägtere Emotionsregulationsdefizite zeigen als Übergewichtige. Eine Stimmungsinduktion sollte aufgrund mangelnder emotionsregulatorischer Fähigkeiten bei den Probanden mit Binge-Eating-Störung negativere Stimmung hervorrufen und eine Wahrnehmungsverzerrung hin zu Nahrungsreizen hervorrufen.

Schlussfolgerung: Anhand der Ergebnisse können differenzierte Aussagen für die einzelnen Probandengruppen hinsichtlich der Emotionsregulationsfähigkeit und deren möglichen Einfluss auf Binge-Eating-Verhalten gemacht werden und somit zur genaueren Differenzierung übergewichtiger Patienten mit und ohne Binge-Eating-Störung beitragen.