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4. Wissenschaftlicher Kongress der Deutschen Gesellschaft für Essstörungen e. V. (DGESS)

Deutsche Gesellschaft für Essstörungen e. V.

20.03. - 22.03.2014, Leipzig

Germany’s Next Top Model und seine Wirkung

Meeting Abstract

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  • corresponding author Maya Götz - Internationales Zentralinstitut für das Jugend- und Bildungsfernsehen IZI, München, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Essstörungen e.V. (DGESS). 4. Wissenschaftlicher Kongress der Deutschen Gesellschaft für Essstörungen. Leipzig, 20.-22.03.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. Doc14dgess006

doi: 10.3205/14dgess006, urn:nbn:de:0183-14dgess0060

Published: March 17, 2014

© 2014 Götz.
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Die Sendung Germany’s Next Topmodel (GNTM) findet sich seit nunmehr 7 Jahren in den Jahreshitlisten der 12- bis 17-jährigen Mädchen und erzielt Spitzenquoten bei zum Teil deutlich über 50% Marktanteil, d.h. mindestens jedes zweite Mädchen, dass am Donnerstagabend fernsieht, hat GNTM eingeschaltet. In einer Studie sind wir der Frage nachgegangen, was Fans an der Sendung fasziniert. 120 Jugendliche (98 Mädchen, 22 Jungen) wurden offen befragt, 1.166 regelmäßige SeherInnen von GNTM standardisiert befragt. In einer weiteren Studie wurde die Bedeutung der Sendung für das Schönheitsbild von Jugendlichen untersucht. Anhand einer repräsentativen Stichprobe zeigen sich hochsignifikante Unterschiede zwischen regelmäßigen GNTM-SeherInnen und jenen, die die Sendung nicht sehen. Dabei ist es nicht eine simple „Verdünnung“ des Schönheitsideals. Mit dem regelmäßigen Sehen lernen die Mädchen (und Jungen) einen professionellen Blick auf den weiblichen Körper und seine Defizite. Damit wird Selbstinszenierung in den Fotos zum Identitätsausdruck und die Rückmeldung: Ich habe heute leider kein Foto für Dich zur impliziten Mitteilung: Du reichst in Deiner Identität nicht. In einer dritten Studie wurde 2012 die parasoziale Bedeutung von Heidi Klum im Vergleich zu anderen ModeratorInnen von Castingshows wie Dieter Bohlen oder Sarah Connor auf repräsentativem Niveau standardisiert abgefragt. Der Vortrag fasst die Ergebnisse der Studien zusammen, wie Mädchen und Jungen mit der Serie umgehen, was sie daran fasziniert und welche Formen von Identitätsarbeit geleistet werden, wie dies an die visuellen Welten der Kinderkultur mit den hypersexualisierten Zeichentrickmädchen anschließt und eine in der Begeisterung für GNTM eine perfide Eigenlogik entwickelt, in der der eigene Körper nur noch als defizitär erscheinen kann.