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133. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

26.04. - 29.04.2016, Berlin

Ethische Dilemma Situation bei Neugeborenem mit Nekrotisierender Enterocolitis (NEC)

Meeting Abstract

  • Gerhard Steinau - RWTH Aachen, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Aachen, Deutschland
  • Sonja Trepels-Kottek - RWTH Aachen, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Aachen, Deutschland
  • Ulf Peter Neumann - RWTH Aachen, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Aachen, Deutschland
  • Thorsten Orlikowsky - RWTH Aachen, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Aachen, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 133. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Berlin, 26.-29.04.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. Doc16dgch568

doi: 10.3205/16dgch568, urn:nbn:de:0183-16dgch5685

Published: April 21, 2016

© 2016 Steinau et al.
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Text

Einleitung: Bei einer 38-jährigen HIV-positiven Frau wurde nach 2 Aborten und der jetzt 3. Schwangerschaft nach Fertilitätsbehandlung in der 25 + 7 SSW ein 360 gr. schweres Kind geboren. Der APGAR betrug 4/8/9. das Kind wurde noch im Kreissaal intubiert, konnte jedoch am 4. Lebenstag (LT) wieder extubiert werden. Zunächst konnte mit einer unkomplizierten Ernährung begonnen werden und die Hirnsonographien bis zum 7. LT waren unauffällig. Wegen der HIV Erkrankung der Mutter erfolgte eine antivirale Expositionsbehandlung, die wegen einer Leukopenie pausiert werden musste.

Material und Methoden: Am 11. Lt. musste das Kind wegen eines Herzkreislaufstillstandes reanimiert werden und es kam zu einer Distension des Abdomens mit Nahrungsunverträglichkeit. Das interleukin 6 stieg auf 2400 ng/l. Bei Auftreten eines akuten Abdomens erfolgte am 15. LT die explorative Laparotomie, wobei sich ca. 5 cm aboral Treitz eine diskontinuierliche Nekrose auffand. Ein Netz wurde in die Bauchdecke implantiert und 2 Tage später eine second look Operation durchgeführt, wo sich der komplette Dünndarm und das Colon ascendens im Sinne einer nekrotisierenden Enterokolitis (NEC) verändert zeigten. Der Eingriff wurde als Exploration beendet und eine palliative Maßnahme im Sinne eines best support of care empfohlen, da die verbliebene vitale Darmlänge nicht mit dem Leben vereinbar war.

Die Eltern verweigerten die Einstellung der Therapie und forderten vehement die Fortführung jeglicher Therapie. Es sei Ihr erstes Kind und aus reliösen Gründen möchten sie keine Therapiebegrenzung. Trotz wiederholter intensiver Gespräche gelang es nicht eine Übereinkunft über das weitere Procedere zu erzielen. Das Kind ist dann einige Tage später qualvoll verstorben.

Schlussfolgerung: Trotz intensiver Gespräche mit den Angehörigen gelang es nicht eine Übeinkunft im Sinne des Kindes zu erreichen. Sowohl religiöse als auch ethnische Gründe sind hierfür anzuschuldigen. Für die Ärzte und das Pflegepersonal lag eine ethische Dilemmasituation vor, die nicht gelöst weden konnte. Hier zeigen sich exemplarisch die Grenzen des technisch Machbaren aus biologischer und ethischer Sicht. Diese Dilemmasituation muss in einigen wenigen Fällen ausgehalten werden.