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133. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

26.04. - 29.04.2016, Berlin

Die Berechnung des Body Mass Index bei Adipositas nach Amputation

Meeting Abstract

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  • Oliver Scheffel - Sana Klinikum Offenbach, Klinik für Adipositas- und metabolische Chirurgie, Offenbach am Main, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 133. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Berlin, 26.-29.04.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. Doc16dgch391

doi: 10.3205/16dgch391, urn:nbn:de:0183-16dgch3917

Published: April 21, 2016

© 2016 Scheffel.
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Einleitung: Der Body Mass Index (BMI) ist noch immer die Berechnungsgrundlage für die Gewichtsklassifizierung und somit ein Parameter zur Bestimmung des Ausmaßes einer Adipositas. Der Indexwert wird aus Körpergröße und Gewicht hergeleitet (kg/m2). Schwierig wird die Berechnung im Falle körperlich Versehrter mit Amputationen. Die BMI-Berechnung nach der Standardformel liefert nun falsche Werte.

Material und Methoden: Es existieren verschiedene Modelle hinsichtlich der BMI-Berechnung nach Amputationen und diese beziehen sich teilweise auf Forschungsergebnisse aus dem 17. Jahrhundert. Das hier vorgestellte und vermutlich meist verbreitete Modell stammt aus aus der Kriegsveteranenforschung der Vereinigten Staaten. Es berechnet mit Hilfe von Prozentreduktionen zunächst das vermutete Gewicht, um dann anschließend mittels der bekannten Berechnungsformel den BMI zu ermitteln.

Körpergewicht (kg)=(Körpergewicht in kg (aktuell)/ (100-Faktor in %))x100

Ergebnisse: Patient 1, weiblich, nach rechtsseitiger Unterschenkelamputation hat eine Körpergröße von 1,60m bei einem Gewicht von 140kg, somit einen BMI ohne Amputationskorrelation von 54,7kg/m2.

Das korrigierte errechnete Körpergewicht beträgt (140kg/(100-5,9%))x100=148,8kg, der resultierende BMI beträgt 58,1kg/m2.

Patient 2, männlich, beidseits unterschenkelamputiert, hat eine Körpergröße von 1,26m (vor der Amputation 1,80m). Sein Gewicht beträgt 160kg, der BMI somit 101kg/m2 bzw. bei korrigierter Körpergröße 49,4kg/m2.

Das korrigierte errechnete Körpergewicht beträgt (160kg/100-(11,8%))x100=181kg mit einem resultierenden BMI von 55,9kg/m2.

Schlussfolgerung: Diese beiden Fälle zeigen den imponierenden Einfluss der Amputation auf den BMI. Während die geringere Körpergröße beidseits Unterschenkelamputierter den BMI nach oben verzerrt, ist bei einseitig Amputierten mit gleicher Körpergröße aber geringerem Gewicht der BMI gesenkt. Eine Gewichtsklassifizierung, insbesondere bei niedrigerem BMI, wird dabei erschwert.

Der tatsächliche BMI ist jedoch nicht nur für die Risikoklassifizierung bzw. Gewichtseinteilung wichtig. Auch andere Parameter, welche mit dem BMI, dem tatsächlichen Körpergewicht oder der Körpergröße assoziiert sind, werden durch falsch berechnete Werte teilweise kritisch beeinflusst. Hierbei sei beispielsweise auf die Kreatininclearance und die Beurteilung der Nierenfunktion hingewiesen [1].

Kritisch anzumerken ist, dass die berechneten Werte umso eingeschränkter interpretierbar sind, je höher der prozentuale Anteil der Amputation ist. In zahlreichen Studien ist ein direkter Zusammenhang von Amputation und Adipositas/metabolischem Syndrom nachgewiesen [2], [3].


Literatur

1.
Im EE, Stewart IJ, Morrow BD, Tilley MA, Heegard KD, Aden JK, Chung KK, Cotant CL. Retrospective review of serum creatinine and creatinine-based measures of estimated glomerular filtration rate in an amputee population. Mil Med. 2012 Aug;177(8):952-6.
2.
Littman AJ, Thompson ML, Arterburn DE, Bouldin E, Haselkorn JK, Sangeorzan BJ, Boyko EJ. Lower-limb amputation and body weight changes in men. J Rehabil Res Dev. 2015;52(2):159-70. DOI: 10.1682/JRRD.2014.07.0166 External link
3.
Rosenberg DE, Turner AP, Littman AJ, Williams RM, Norvell DC, Hakimi KM, Czerniecki JM. Body mass index patterns following dysvascular lower extremity amputation. Disabil Rehabil. 2013 Jul;35(15):1269-75. DOI: 10.3109/09638288.2012.726690 External link
4.
Osterkamp LK. Current perspective on assessment of human body proportions of relevance to amputees. J Am Diet Assoc. 1995 Feb;95(2):215-8.