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Komplexe endovaskuläre Therapie juxtarenaler und thorakoabdominaler Aneurysmata: perioperative Ergebnisse und Verlaufsdaten bei > 80-jährigen Patienten
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Published: | April 21, 2016 |
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Einleitung: Die Versorgung juxtarenaler und thorakoabdominaler Aneurysmata durch Implantation fenestrierter und verzweigter (branched) Stentgrafts (F/BEVAR) stellt inzwischen eine etablierte zusätzliche Therapieoption dar, insbesondere bei Patienten mit relevanter Begleitmorbidität, die für eine offene Operation nicht geeignet erscheinen. Detaillierte vergleichende Untersuchungen und Langzeitverläufe von Patienten nach FEVAR oder BEVAR innerhalb verschiedener Altersgruppen mit besonderer Berücksichtigung der Patienten > 80 Jahre liegen bisher nicht vor.
Material und Methoden: Im Zeitraum von 08/2006–07/2015 wurden 233 Patienten mit juxatrenalen und thorakoabdominalen Aneurysmata mit einer fenestrierten (n=125, 2006-2013) oder verzweigten (branched) Stentprothesen (n=108) behandelt. Bei allen Patienten wurde perioperativ eine spinale Drainage, Normotension und normale Hämoglobinwerte als Standard angestrebt. Ausgewertet wurden die demographischen Daten, Komorbiditäten, allgemeinen Komplikationen, Aneurysma-bezogenen Parameter, Reinterventionen, neurologische Komplikationen, die perioperative Mortalität und das Überleben im Verlauf innerhalb von drei Altersgruppen: < 70 Jahre, >70 - 79 und > 80 Jahre.
Ergebnisse: Der Gesamtanteil der >80 jährigen Patienten betrug 39/225 (16.7 %). Die Altersverteilung in den beiden Gruppen fenestrierte oder gebranchte EVAR ergab keine wesentlichen Unterschiede: FEVAR: 30.7%, 52.0 % und 16.6 % und BEVAR: 40.0 %, 42.9 % und 17.1 %, jeweils in den Altersgruppen < 70, >70-79 und >80 Jahre. Die perioperative Mortalität war bei den FEVAR Patienten > 80 Jahre mit 3/21 (14.3 %) höher im Vergleich zu den jüngeren Patienten (p=0.006), bei vergleichbarer perioperativer Mortalität in der BEVAR Gruppe >80 Jahre (16.6 %). Die perioperative Mortalität wurde in der Gruppe der >80-jährigen Patienten (n=39) beeinflusst von der perioperativen Hypotonie und Reinterventionen bei Blutung oder Ischämie (p<0.05). Das Überleben im Verlauf war sowohl bei FEVAR als auch bei den BEVAR Patienten abhängig vom Alter mit einem Überleben nach FEVAR mit 85.9, 69.3 und 39.2 Monaten im Vergleich zu BEVAR mit 62.5, 48.3 und 22.8 Monaten (<70, >70-79, >80 Jahre). Die Überlebensrate der >80-jährigen nach 1, 2 und 5 Jahren nach FEVAR ergab 72, 64 und 45 % (3-69 Monate) und nach BEVAR 70, 55 und 25 % (2-70 Monate), mit einer fast normalen Lebenserwartung nach FEVAR und einer Lebenserwartung nach BEVAR vergleichbar einem Kollektiv mit fortgeschrittener Gefäßerkrankung. Die Rate der vaskulären Reinterventionen lag nach FEVAR bei 18 %, nach BEVAR bei 12 %, ohne Einfluss auf das Überleben.
Schlussfolgerung: Die komplexe endovaskuläre Therapie juxtarenaler und thorakoabdominaler Aortenaneurysmata ist in ausgewählten Fällen auch im hohen Alter > 80 Jahre vertretbar, mit einer vergleichbaren perioperativen Mortalität nach fenestrierter und gebranchter Therapie, einer fast normalen Lebenserwartung nach FEVAR und einer durch die Grunderkrankung geprägten Lebenserwartung nach BEVAR.