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Technische Revisionsstrategie nach Beinahe- oder Penetration einer Pedikelschraube in die thorakale oder lumbale Aorta
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Published: | April 21, 2016 |
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Einleitung: Beinahe- und Großgefäßverletzungen durch Schraubenfehllagen bei Eingriffen an der thorakalen und lumbalen Wirbelsäule sind seltene, jedoch bekannte und schwere Komplikationen [1]. Bei der Revisionsoperation besteht ein sehr hohes Risiko für eine spontane Massenblutung. Wir berichten über das interdisziplinäre technische operative Vorgehen am Beispiel von vier Patienten.
Material und Methoden: Die N=4 Patienten stellten sich nach einer auswertigen Wirbelsäulenoperation auf Grund einer revisionspflichtigen Komplikation in unseren Kliniken zur weiteren Behandlung vor. Bei einem Patienten zeigte sich eine Penetration der linken Pedikelschraube von BWK9 und 10 in das thorakale Aortenlumen. Bei N=2 Patienten zeigte sich eine unmittelbare Tangierung der thorakalen Aorta durch die linken Pedikelschrauben von N=2 BWK4, N=1 BWK5 und N=1 BWK6. Bei einem Patienten zeigte sich nach einem Schraubenbruch der linken Pedikelschraube von LWK3 eine Penetration der Schraubenspitze in die Aorta abdominalis. Nach interdisziplinärer Planung der Operationen mit der Gefäßchirurgie, erfolgten die Revisionsoperationen.
Ergebnisse: Intraoperativ erfolgte in Rückenlage die Platzierung eines transbrachialen Angiographiekatheters zur Herstellung einer proximalen Gefäßkontrolle gefolgt von einer offenen Präparation der Leiste und Platzierung eines Führungsdrahtes über die A. femoralis communis. Der Stentgraft wurde unter Durchleuchtung eingebracht und in die Aorta auf Höhe der Läsionslokalisation platziert. Bei dem Patienten mit der thorakalen Schraubenpenetration wurde die Schraubenrevision in Seitenlage vorgenommen. Die Entfernung der Schraubenspitze auf Höhe LWK3 wurde von ventral nach Korporektomie durchgeführt. Die N=2 Patienten ohne intravaskuläre Schraubenlage wurden in Bauchlage revidiert. Bei keinem der Patienten zeigte sich eine Blutung.
Schlussfolgerung: Penetrierende Gefäßverletzungen im Zusammenhang mit Wirbelsäuleneingriffen sind selten und wurden bisher in 7 Fällen in der Literatur beschrieben [1], [2], [3], [4]. Sie beinhalten jedoch ein erhebliches Gefährdungspotenzial für die Patienten. Zur Risikominimierung sind eine sorgfältige Operationsplanung insbesondere der linken Implantate und eine exakte intraoperative Lagekontrolle, wie zum Beispiel mit einem 3D-Scan, essenziell. Die Behandlung von penetrierenden Gefäßverletzungen, erfordert eine enge interdisziplinäre Kooperation. Ziel ist die primäre Versorgung der Gefäßläsion und folgend die Korrektur der Wirbelsäulenimplantate.
Literatur
- 1.
- Kopp R, Beisse R, Weidenhagen R, et al. Strategies for prevention and operative treatment of aortic lesions related to spinal interventions. Spine. 2007;32:E753-60.
- 2.
- Wegener B, Birkenmaier C, Fottner A, et al. Delayed perforation of the aorta by thoracic pedicle screw. Eur Spine J. 2008;17(Suppl 2):S351-4.
- 3.
- Fujita T, Kostuik JP, Huckell CB, Sieber AN. Complications of spinal fusion in adult patients more than 60 years of age. Orthop Clin North Am. 1998;29(4):669-78.
- 4.
- Kakkos SK, Shepard AD. Delayed presentation of aortic injury by pedicle screws: report of two cases and review of the literature. J Vasc Surg. 2008 May;47(5):1074-82.