Article
Infektion mit überraschendem Keimnachweis bei offener Unterarmfraktur mit N. ulnaris Läsion
Search Medline for
Authors
Published: | April 21, 2016 |
---|
Outline
Text
Einleitung: Die meisten Verletzungen bei Kindern treten an den oberen Extremitäten auf, meist sind es knöchernde Verletzungen, über die Hälfte sind Frakturen an den langen Röhrenknochen, insbesondere die Unterarmschaftfraktur.
Material und Methoden: In unserem Fall hat sich ein 8-jähriger Junge eine 1. gradige offene Unterarmschaftfraktur mit einer Läsion des n. ulnaris zugezogen. Nach geschlossener Reposition, Osteosynthese mit 2 ESINs sowie 3 Tagen i. v. antibiotischer Therapie konnte er mit reizlosen Wundverhältnissen aber immer noch bestehender sensorischer und motorischer N. ulnaris Läsion in die ambulante Weiterbehandlung entlassen werden. Intensive ambulanter Physio - /Ergotherapie und neurologische Verlaufskontrollen sowie eine orale Antibiotikatherapie wurden im ambulanten Rahmen fortgeführt.
Ergebnisse: Im weiteren poststationärem Verlauf kam es wiederholt zu einer Infektion der Knochen und Weichteile. Trotz mehrmaligem Debridement, Entfernung des Osteosynthesematerials, lokaler und intravenöser resistenzgerechter antibiotischer Therapie kam es zu keiner Beruhigung der Entzündungsreaktion. In den primären Wundabstrichen fanden sich immer wieder unspezifische Keime wie u.a. Enterobacter, Corneybacterium propium, welche resistenzgerecht therapiert wurden. Im weiteren Verlauf zeigte sich überraschenderweise nach Langzeitbebrütung das atypische Mycobacterium smegmaticus. In stetiger Rücksprache mit dem Referenzzentrum für Mycobakterien erfolgte daraufhin eine resistenzgerechte antibiotische Therapie über mehrere Monate.
Schlussfolgerung: Bei offenen Frakturen muss die Form der Osteosynthese und die Dauer und Art der antibiotischen Behandlung individuell entschieden werden. Bei Spätinfektionen nach offenen Frakturen trotz perioperativer antibiotischer Therapie müssen die Ergebnisse der mikrobiologischen Untersuchungen kritisch hinterfragt und reevaluiert werden. In Ausnahmefällen gelingt erst nach längerer Anzüchtung der Nachweis von seltenen Keimen, wie in unserem Fall dem Mycobacterium semgamaticus, und somit auch erst dann die Möglichkeit die Therapie resistenzgerecht und gezielt fortzusetzen.