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133. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

26.04. - 29.04.2016, Berlin

„Schmetterling im Bauch“ oder „Milzruptur“ – und was daraus werden kann

Meeting Abstract

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  • Kristina Wortmann - Marien Hospital Herne (Ruhr-Universität Bochum), Kinderchirurgie, Herne, Deutschland
  • Matthias Neid - Berufsgenossenschaftl. Universitätsklinikum Bergmannsheil (Ruhr-Universität Bochum, Pathologie, Bochum, Deutschland
  • Ralf-Bodo Tröbs - Marien Hospital Herne (Ruhr-Universität Bochum), Kinderchirurgie, Herne, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 133. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Berlin, 26.-29.04.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. Doc16dgch275

doi: 10.3205/16dgch275, urn:nbn:de:0183-16dgch2759

Published: April 21, 2016

© 2016 Wortmann et al.
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Einleitung: Die Milzruptur ist die häufigste Verletzung bei stumpfem Bauchtrauma im Kindesalter (45%). In über 90% der Fälle kann bei hämodynamischer Stabilität konservativ behandelt werden.

Material und Methoden: Fallbericht eines 2 10/12 Jahre alten Jungen, der auf dem Spielplatz aus 1,2 m Höhe auf den Rücken gestürzt war. Es waren keine Vorerkrankungen bekannt.

Ergebnisse: Bei abdominellen Schmerzen, initial unauffälligen Laborparametern und sonographisch freier intraabdominaler Flüssigkeit wurde auswärtig eine Milzruptur diagnostiziert. Auf weitere Strahlen-Diagnostik verzichteten wir bei kreislauf- und Hb-stabilem Patienten. Das Ultraschall-Monitoring und der anfängliche Verlauf unter Beobachtung schienen die Milzruptur zu bestätigen. Peritonitische Zeichen, verbunden mit CRP-Anstieg ließen jedoch an der Diagnose zweifeln.

Wir stellen die Indikation zur chirurgischen Exploration.

Laparoskopisch zeigte sich eine Vierquadranten-Peritonitis mit 500ml zellreichem Sekret, jedoch keinem Blut. Eine Milzruptur war nicht nachweisbar. Bei deutlich verklebtem Darmpaket erfolgte die Konversion auf eine Laparotomie. Es zeigte sich nun eine schmetterlingsförmige Zyste ca. 5 cm unterhalb der Flexura duodenojejunalis gelegen. Wir führten bei klinischem Verdacht auf eine rupturierte Jejunalduplikatur eine Segmentresektion des Jejunum, Spülung und Drainage der Bauchhöhle aus. Unter Infusions- und Antibiotika-Therapie erholte sich der Patient rasch. Eine postoperative milde Begleitpankreatitis bildete sich langsam zurück und der Junge wurde nach 7 Tagen entlassen.

Bei histologisch fehlendem Epithel und fehlender Muskularis ist in unserem Fall differential-diagnostisch zur Darmduplikatur eine Pseudozyste des jejunalen Mesenteriums idiopathischen Ursprungs zu diskutieren.

Schlussfolgerung: Zu den großen Fortschritten der Kindertraumatologie gehört die konservative Behandlung der hämodynamisch stabilen Milzruptur. Diese ist die häufigste Parenchymorgan-Verletzung beim Kind und nur selten ist eine operative Therapie bzw. Splenektomie indiziert. Ein kritisches Monitoring und das Hinterfragen der Ausgangsdiagnose führten im vorliegenden Fall auf die richtige Spur. Das Ergebnis war überraschend.