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133. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

26.04. - 29.04.2016, Berlin

Thermische Verletzungen im Kindesalter – Trauma oder Misshandlung?

Meeting Abstract

  • Martina Hüging - Charité, Kinderchirurgie, Berlin, Deutschland
  • Shahrasad Dia - St. Joseph Krankenhaus, Pädiatrie, Berlin, Deutschland
  • Karin Rothe - Charité, Kinderchirurgie, Berlin, Deutschland
  • Stefanie Märzheuser - Charité, Kinderchirurgie, Berlin, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 133. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Berlin, 26.-29.04.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. Doc16dgch274

doi: 10.3205/16dgch274, urn:nbn:de:0183-16dgch2743

Published: April 21, 2016

© 2016 Hüging et al.
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Text

Einleitung: Thermische Verletzungen sind trotz umfangreicher präventiver Maßnahmen eine häufige Verletzungsform im Kindesalter. In dieser Arbeit werden Häufigkeit, Unfallursache, Alter und Geschlecht der Patienten im Zeitraum von 18 Monaten in den Jahren 2004/05 und 2013/14 verglichen. Anhand ausgewählter Fallbeispiele möchten wir dabei die häufig schwierige Unterscheideng zwischen Unfall und Misshandlung darstellen.

Material und Methoden: In einer retrospektiven Studie wurden die Daten aller Patienten erfasst, die sich mit einer thermischen Verletzung vorstellten. Wir untersuchten einen Zeitraum von 18 Monaten in den Jahren 2013/2014 und verglichen diese Daten mit Patienten mit der gleichen Diagnose im gleichen Zeitraum 2004/2005. Anhand ausgewählter Fallbeispiele wird die oft schwierige Unterscheidung zwischen Unfall und Misshandlung erörtert.

Ergebnisse: Im Zeitraum von Januar 2004 bis Juni 2005 wurden in unserer Klinik 387 Kinder mit einer thermischen Verletzung behandelt, davon ambulant 349 und stationär 38. Hauptrisikogruppe waren die 0-4-jährigen Kinder mit deutlichem überwiegen der Jungen. Hauptunfallursache war das Überschütten mit heißen Flüssigkeiten. Der Hauptunfallort war das Elternhaus.

Im Zeitraum von Januar 2013 bis Juni 2014 wurden 388 Kinder behandelt, davon 350 ambulant und 38 stationär. Der Anteil der betroffenen Jungen betrug 57 %. Die Hauptunfallursache war unverändert die Verbrühung durch heiße Flüssigkeiten. Der Hauptunfallort war die häusliche Umgebung.

Bei einer nicht unerheblichen Anzahl von Kindern lag eine Misshandlung als Ursache der thermischen Verletzung vor. Vor allem in der ambulanten Versorgung dieser Kinder besteht die Gefahr, die Misshandlung zu übersehen und das Kind somit nicht ausreichend zu schützen. Anhand von Fallbeispielen möchten wir die oft schwierige Differentialdiagnose der akzidentellen Verletzung und der Kindesmisshandlung veranschaulichen.

Schlussfolgerung: Thermische Verletzungen im Kindesalter sind trotz umfangreicher Präventionsmassnahmen noch eine gleichbleibend häufige Verletzungsform im Kindesalter. Bei einer Vergleichsuntersuchung im Zeitintervall von 10 Jahren waren Unfallmechanismus, Unfallort, Altersverteilung und Anzahl stationäre behandelter Fälle in unserem Patientenkollektiv nahezu deckungsgleich.

Kindliche Patienten bedürfen einer fachgerechten Behandlung in einer spezialisierten Klinik und einer sorgfältigen Anamneseerhebung/Beurteilung, um die Fälle, in denen eine Kindeswohlgefährdung oder bewusste Misshandlung vorliegt herauszufiltern.