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Marburger Chirurgisches Weiterbildungscurriculum – Strukturierte Weiterbildung im Common Trunk an einem Universitätsklinikum
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Published: | April 21, 2016 |
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Einleitung: Der Berufsanfang in der Chirurgie ist eine besondere Herausforderung. Bereits innerhalb der ersten zwei Jahre werden die jungen Kolleginnen und Kollegen im Rahmen des Common Trunks neben der Normalstation auf der Intensivstation, in der Ambulanz und natürlich im OP eingesetzt. Neben der dezidiert operativen Ausbildung stehen dabei zu Beginn der Erwerb von Notfallkompetenzen, das perioperative Management chirurgischer Patienten und eine Sensibilisierung für die Patientensicherheit für junge Chirurginnen und Chirurgen im Vordergrund.
Material und Methoden: Die Klinik für Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie des Universitätsklinikums Marburg und das Dr. Reinfried Pohl- Zentrum für medizinische Lehre etablieren daher seit September 2013 in einem gemeinsamen Projekt ein Weiterbildungscurriculum für den Common Trunk. Ziel des Curriculums ist eine strukturierte Weiterbildung an einem Universitätsklinikum zu etablieren.
Ergebnisse: Das Curriculum hat eine Dauer von zwei Jahren und ist für Chirurginnen und Chirurgen im Common Trunk der Klinik für Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie verpflichtend, aber kostenlos. Kolleginnen und Kollegen aus den Lehrkrankenhäusern werden ebenfalls eingeladen und bezahlen pro Jahr 500€. Die Kurse finden in Marburg statt. Dozenten sind amtierende und ehemalige Kliniksdirektoren, Oberärzte und Fachärzte aus den Bereichen der Chirurgie, Anästhesie und Intensivmedizin, Gerinnungs- und Hämotherapie, Radiologie und Psychologie. Sie werden im ersten Jahr mit dem Schwerpunkt „Stationsarzt“ zu perioperativem Gerinnungsmanagement, der Anlage zentralvenöser Zugänge, Notfallsituationen im chirurgischen Dienst, dem schwierigen Patientengespräch, der Patientensicherheit und anderen klinisch relevanten Themen Kurse leiten. Die Lehrmethoden reichen von klassischen Seminaren bis hin zum Unterricht mit Simulatoren und Simulationspatienten. Im zweiten Jahr stehen die grundlegenden operativen Techniken im Vordergrund, welche durch virtual reality Simulation und an Tiermodellen unterrichtet werden. Im Dezember 2015 schließt die erste Kohorte (6 Tn aus Marburg, zwei Externe) das zweite Jahr ab. Die zweite Kohorte (5 Tn aus Marburg, 5 Externe) beendet im Februar 2016 das erste Jahr. Die bisherigen Evaluationen der Kursteilnehmer bewerten alle Kurse mit „sehr gut“ oder „gut“. Die Module des ersten Kursjahres beginnen erneut im März 2016. Diesmal werden auch Teilnehmer aus Unfallchirurgie, Urologie und Gynäkologie eingeladen sein. Die Durchführung der Module des zweiten Jahres beginnt ab April 2016. Die Finanzierung der Dozentengehälter und der Verbrauchsmaterialien konnte durch Drittmittel gesichert werden (Mittelhessische Medizin Stiftung, Rhön AG Initiative „Behandlungsexzellenz“).
Schlussfolgerung: Das Konzept, strukturierte Pflicht-Weiterbildungskurse an großen Kliniken unter Nutzung der vorhandenen Ressourcen (Simulationszentren, Dozenten vieler Disziplinen etc.) abzuhalten und kooperierenden Kliniken anzubieten, könnte für die Zukunft ein attraktives Modell sein, um eine verbesserte Ausbildung für chirurgische Berufsanfänger zu ermöglichen.