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133. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

26.04. - 29.04.2016, Berlin

Aspekte und Rückkehrfaktoren von angehenden Ärzten in den ländlichen Bereich

Meeting Abstract

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  • Dietrich Doll - Katholische Kliniken Oldenburger Münsterland gGmbH - St. Marienhospital Vechta, Klinik für Prokto-Chirurgie, Vechta, Deutschland
  • Johannes Ostendorf - Vechtaer Institut für Forschungsförderung, VIFF e.V., Vechta, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 133. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Berlin, 26.-29.04.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. Doc16dgch255

doi: 10.3205/16dgch255, urn:nbn:de:0183-16dgch2556

Published: April 21, 2016

© 2016 Doll et al.
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Text

Einleitung: Der Ärztemangel ist überall präsent, und am gravierendsten ist er im ländlichen Bereich. Was kann man nun tun, um diesem Trend entgegenzuwirken bzw. ihn abzumildern? Ziel dieser Arbeit ist die Darstellung, was Medizinstudierende besonders an einem zukünftigen Lebensort schätzen, was sie sich vielleicht von ihrem späteren Arbeitsort wünschen und welche Kriterien unabdingbar, welche verhandelbar sind. Was schätzen bereits tätige Ärzte vor Ort, und durch welche Aspekten sehen sich Entscheidungsträger vor Ort (Bürgermeister) in die Zukunft als attraktiv darstehend?

Material und Methoden: Befragung von >1000 Medizinstudenten, 90 niedergelassenen Ärzten bzw. Krankenhausärzten aus der Region und 15 Bürgermeistern der Region.

Erhoben wurden biographische Angaben zur befragten Person, Erwartungen an die zukünftige Lebens- und Arbeitsumgebung, Interesse an Fachrichtungen und Weiterbildungen und mit dem Arztberuf verbundene Rahmenbedingungen (Weiterbildungen, Forschung, Arbeitsklima, Ausmaß der Zeit für Familie/Freizeit).Mögliche Interventionsmöglichkeiten des Kreises/der Stadt (wie z.B. Hilfe bei Facharztausbildung, Weiterbildungen; Unterstützung bei der Berufssuche des Partners; Bereitstellung eines Kita-Platzes, Bereitstellung von Bauland etc.) wurden bewertet.

Abschreckende (sog. push-Faktoren) und anziehende Kriterien (pull-F.) bei der Wahl des zukünftigen Lebens- und Arbeitsortes wurden herausgearbeitet und gewichtet. Dieses wurde in Abhängigkeit von der Herkunft des Studenten dargestellt.

Ergebnisse: Während Kriminalität, Lärm und Stau, lange Anfahrtswege zur Arbeit, enge und hohe Bebauung alle zukünftigen Mediziner abschrecken, schätzen vor allem Studenten aus dem ländlichen Bereich die Abwesenheit von Anonymität, das Willkommensein, Faktoren der Umwelt & Natur sowie der Einbindung beruflich wie privat in die neue Umgebung.

Eine städtische Herkunft führt eher zu Aversion bei fehlendem ausreichenden Angebot an öffentlichen Nahverkehr, Stallgeruch, und weniger bei langen Fahrtwegen zur Praxis.

Allen zukünftigen Medizinern war gemeinsam, daß vornehmlich soziale Faktoren ihre Wahl dominierten, und eine sehr gute Work-Life Balance mit Leben in einer naturnahen Umgebung mit ausreichender Zeit für Partner & Familie im Mittelpunkt standen. Bevorzugt gewünschte bzw. erwartete soziale Unterstützungsangebote werden dargestellt. Möglichkeiten der beruflichen Facharzt-Qualifikation und von regelmäßgen Weiterbildungen werden hoch geschätzt, verbunden mit der Arbeit im Team, die eine Freistellung für Ausbildung und in-Übung-Haltung ermöglicht.

Schlussfolgerung: Angehende Mediziner sind sich ihres Marktwertes sehr wohl bewußt, und entscheiden sich sehr detaiiliert und überlegt in ihren beruflichen Perspektiven. Mindestens gleichrangig stehen jetzt soziale und die Lebensumstände beeinflussenden Bedingungen, die vom potentiellen Arbeitgeber, aber auch von Kreis oder Stadt abgefragt werden. Nur eine genaue Kenntnis derselben, ein Schaffen von geeigneten Rahmenbedingungen und die Identifikation der idealen Gruppe der "Rückkehrwilligen" ermöglicht ein erfolreiches Kennenlernen und Überzeugen derselben.