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133. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

26.04. - 29.04.2016, Berlin

Beeinflusst das Alter das Auftreten von Lokalrezidiven und Fernmetastasen bei Patienten mit kurativ resezierten kolorektalen Karzinomen?

Meeting Abstract

  • Kristina Höing - Krankenhaus St. Joseph-Stift Bremen, Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Bremen, Deutschland
  • Annelore Altendorf-Hofmann - Universitätsklinikum Jena, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie, Jena, Deutschland
  • Christian Struwe - Krankenhaus St. Joseph-Stift Bremen, Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Bremen, Deutschland
  • Stefanie Rosenhahn - Krankenhaus St. Joseph-Stift Bremen, Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Bremen, Deutschland
  • Wolfgang Sendt - Krankenhaus St. Joseph-Stift Bremen, Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Bremen, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 133. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Berlin, 26.-29.04.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. Doc16dgch218

doi: 10.3205/16dgch218, urn:nbn:de:0183-16dgch2180

Published: April 21, 2016

© 2016 Höing et al.
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Text

Einleitung: Die Rate an Lokalrezidiven konnte durch Lymphknotendissektion und TME beim Rektumkarzinom auf unter 10% gesenkt werden. Ein großer Anteil der Patienten mit kolorektalem Karzinom ist 80 Jahre und älter. Vor diesem Hintergrund stellen wir die Frage, ob eine leitliniengerechte Therapie auch im hohen Lebensalter zu verbesserten Langzeitergebnissen führt.

Material und Methoden: Im Rahmen der internen Qualitätssicherung haben wir die Häufigkeit von Lokalrezidiven (LR) und Fernmetastasen (FM) nach chirurgischer Therapie kolorektaler Karzinome untersucht. Aus unserer Datenbank wurden klinische und pathologische Merkmale sowie Verlaufsdaten von kurativ resezierten Patienten im UICC-Stadium I-III mit einer Mindestbeobachtungszeit von 3 Monaten entnommen. Ausgenommen wurden untypische kolorektale Neoplasien wie Melanome, Sarkome und neuroendokrine Tumoren. Ein hohes Alter per se stellte für uns keine Kontraindikation zur leitliniengerechten Therapie dar, jedoch erfolgte bei Patienten mit behandlungsbedürftiger Komorbidität eine präoperative Konditionierung. Überlebensraten wurden mit dem Kaplan-Meier-Algorithmus berechnet, nach Log-Rank auf Signifikanz geprüft und die Unabhängigkeit der Risikofaktoren mit dem Cox-Modell analysiert.

Ergebnisse: Von 2004-2012 erfüllten 729 Patienten die o.g. Bedingungen. 553 (75,9%) Patienten waren jünger als 80 Jahre, 176 (24,1%) waren 80 Jahre und älter. Bezogen auf das Alter ergaben sich keine Unterschiede bei der Anzahl entfernter Lymphknoten und der TME-Qualität. Nach einer medianen Nachbeobachtungszeit von 60 Monaten betrug die beobachtete 5-Jahres-Überlebensrate bei den unter 80-jährigen 81,6% und bei den über 80-jährigen 51,3% (p<0,001). Hingegen erbrachte der Vergleich der tumorabhängigen 5-Jahres-Überlebensrate (91,9% vs. 89,4%) keinen signifikanten Unterschied (p=0,425). Beim Rektumkarzinom bzw. Kolonkarzinom betrug die LR-Rate 4,8% bzw. 3,7% unabhängig vom Alter. Die Rate an LR unabhängig von der Lokalisation war bei den unter 80-jährigen mit 4,2% nicht statisch signifikant verschieden von der Rate bei den Älteren mit 3,2%. Die Rate metachroner FM wurde von der Lokalisation des Primärtumors statistisch signifikant beeinflusst. Sie betrug beim rechten Kolon+Transversum 9,3%, beim linken Kolon+Sigma 13,2% und beim Rektum 23,7% (Abbildung 1 [Abb. 1]). Die pT-Kategorie 3/4 bzw. pN-Kategorie 2 erhöhten ebenfalls die FM-Rate signifikant (p=0,001 bzw. p<0,001). Bei den Jüngeren betrug die FM-Rate 14,0%, bei den über 80-jährigen 11,7%. In der multivariaten Analyse hatten die pT-Kategorie 3/4 (p=0,002) und die pN-Kategorie 2 (p<0,001) einen unabhängigen negativen Einfluss auf die LR-Rate. Die Rate der FM zeigte zusätzlich die Lokalisation im Rektum (p<0,001) als unabhängigen negativen Faktor. Alter und Grading hatten keinen unabhängigen Einfluss auf LR- oder FM-Raten.

Schlussfolgerung: Unabhängige Risikofaktoren für die Rate von LR und FM nach kurativer Operation sind die Invasionstiefe des Tumors, der Lymphknotenstatus sowie bei letzteren zusätzlich die Lokalisation des Primärtumors. Auch im hohen Lebensalter werden bei gleicher Behandlungsqualität die Langzeitverläufe im Sinne von Lokalrezidiv- und Fernmetastasenraten durch chirurgisch nicht beeinflussbare Kriterien (pT, pN und Lokalisation des Primärtumors) bedingt. Durch leitliniengerechte Therapie in allen Altersklassen werden LR-Raten unter 5% und metachrone FM-Raten unter 15% erreicht.