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133. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

26.04. - 29.04.2016, Berlin

Einfluss der Sarkopenie auf die Morbidität und Mortalität bei Patienten mit kurativ reseziertem Pankreaskarzinom

Meeting Abstract

  • Marcel Fraziano - St. Josef Hospital, Chirurgische Klinik, Bochum, Deutschland
  • Torsten Herzog - St. Josef Hospital, Chirurgische Klinik, Bochum, Deutschland
  • Stephan Haller - St. Josef Hospital, Institut für Radiologie und Nuklearmedizin, Bochum, Deutschland
  • Waldemar Uhl - St. Josef Hospital, Chirurgische Klinik, Bochum, Deutschland
  • Orlin Belyaev - St. Josef Hospital, Chirurgische Klinik, Bochum, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 133. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Berlin, 26.-29.04.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. Doc16dgch210

doi: 10.3205/16dgch210, urn:nbn:de:0183-16dgch2102

Published: April 21, 2016

© 2016 Fraziano et al.
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Text

Einleitung: Postoperative Morbidität und Mortalität bei Patienten mit kurativ reseziertem duktalen Pankreaskarzinom (PDAC) sind multifaktoriell bedingt. Literaturdaten über den Einfluss der Sarkopenie (präoperativen Muskelabbau) in der Pankreaskarzinomchirurgie sind spärlich und kontrovers. In dieser Studie wurde die Hypothese, dass die präoperative Sarkopenie die postoperative Morbidität und Mortalität bei Resektionen für PDAC erhöht, getestet.

Material und Methoden: Zwischen 2011 und 2015 erfolgten am Pankreaszentrum Bochum 120 Resektionen für PDAC. Präoperative CT-Aufnahmen wurden retrospektiv analysiert: Psoasdurchmesser, retroperitoneales und subkutanes Fett, Psoasmuskeldichte und Wirbelkörperdichte, Körperdurchmesser, BMI wurden evaluiert um verschiedene Aspekte der Sarkopenie zu definieren. Präoperative und postoperative Laborwerte wie Serumeiweiß, CA19-9, CEA, Leberwerte, Hämoglobin und Hämatokrit, sowie klinische Parameter, inklusive Komplikationen nach der Clavien-Dindo-Klassifikation und Mortalität wurden detailliert erfasst. Entsprechend der Definition wurde Sarkopenie nach der korrigierten Total Psoas Area (TPA) unter der letzten Quartile in diesem Kollektiv definiert: für Männer TPA<360 mm2/m2, für Frauen TPA<250 mm2/m2. Diese Patienten wurden mit den Restlichen bzgl. Morbidität und Mortalität verglichen. Durch multifaktorielle Analyse wurden weitere Risikofaktoren untersucht.

Ergebnisse: Es erfolgten 74 Pankreaskopfresektionen, 21 Pankreaslinksresektionen, und 25 totale Pankreatektomien. 97,5% der Tumore waren pT3, 65% waren N1, die R0-Rate lag bei 83%. Das mittlere Alter war 66±9 Jahre. 31/120 Patienten (25%) hatten präoperativ eine Sarkopenie - 17 davon männlich. Patienten mit Sarkopenie waren signifikant älter als diese ohne Sarkopenie (70±8 vs 65±9 J., p=0,01), hatten weniger Subkutanfett (18±7 vs 23±10 mm, p=0,01), weniger Retroperitonealfett (46±16 vs 62±18 mm, p<0,03), geringeren BMI (22±3 vs 25±4 mm, p<0,01) und schmalleren Abdomen (31±3 vs 34±4 cm, p<0,01). Patienten mit Sarkopenie entwickelten in 25% Majorkomplikationen und 25% Minorkomplikationen. Patienten ohne Sarkopenie zeigten 38% Major- und 31% Minorkomplikationen, nicht signifikant different. Reoperationen bei den sarkopenen Patienten gab es nicht, bei den restlichen - 0,04%, p=0,57. In beiden Gruppen lag die Krankenhausmortalität bei 3%. Die postoperative Verweildauer war 21±14 vs 24±14 d, p=0,3. Die multivariate Analyse zeigte, dass intraabdominelle Adipositas, hohe präoperative Hämoglobin- und Hämatokrit-Werte, sowie Leukozytose>13500/µL am ersten postoperativen Tag unabhängige Risikofaktoren für postoperative Majorkomplikationen waren, allerdings nicht für Mortalität.

Schlussfolgerung: Sarkopenie ist ein häufiger Befund bei Patienten mit resektablem Pankreaskarzinom. Diese kann exakt mittels CT, aber genau so gut und noch einfacher mittels klinischen Parameter, präoperativ erfasst werden. In unserem Kollektiv von Patienten mit kurativ reseziertem duktalen Pankreaskarzinom war die Sarkopenie kein Risikofaktor für eine erhöhte Morbidität und Mortalität. Gleichzeitig zeigten sich andere klinische und laborchemische Parameter wie intrabdominelle Adipositas, präoperative Dehydratation und frühzeitige postoperative Leukozytose als unabhängige Risikofaktoren für postoperative Komplikationen.