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133. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

26.04. - 29.04.2016, Berlin

Der Body-Mass-Index (BMI) korreliert mit dem Überleben bei Patienten mit einem operablen distalen Ösophaguskarzinom

Meeting Abstract

  • Sebastian Dango - Universitätsmedizin Göttingen, Allgemein-, Viszeral- und Kinderchirurgie, Göttingen, Deutschland
  • Carola Schlegel - Universitätsmedizin Göttingen, Gastroenterologie, Göttingen, Deutschland
  • Jochen Kruppa - Universitätsmedizin Göttingen, Medizinische Statistik, Göttingen, Deutschland
  • Michael Ghadimi - Universitätsmedizin Göttingen, Allgemein-, Viszeral- und Kinderchirurgie, Göttingen, Deutschland
  • Alexander Beham - Universitätsmedizin Göttingen, Allgemein-, Viszeral- und Kinderchirurgie, Göttingen, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 133. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Berlin, 26.-29.04.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. Doc16dgch207

doi: 10.3205/16dgch207, urn:nbn:de:0183-16dgch2074

Published: April 21, 2016

© 2016 Dango et al.
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Text

Einleitung: Ein erhöhter BMI geht mit einer erhöhten Inzidenz an Tumoren wie Ovarial- oder Ösophaguskarzinom einher. Bis dato wird ein Einfluss auf das Überleben und die Prognose kontrovers diskutiert. Weiter haben neuere Studien gezeigt, daß Adipositas die Metastasierung begünstigt. Diesbezüglich haben wir einen etwaigen Einfluss des BMI auf das Überleben untersucht.

Material und Methoden: Retrospektiv wurden Patienten operiert an der UMG (1994-2012) mit einem distalen Ösophaguskarzinom evaluiert, nach BMI (kg/m2) gemäß WHO in 4 Gruppen eingeteilt (Unter-, Normalgewicht, Prä-Adipositas, Adipositas) und hinsichtlich des Tumorstadiums, Überlebens, Co-Morbiditäten, Risikofaktoren und Komplikationen statistisch analysiert (Gruppen 1-4). Endpunkt waren das Gesamtüberleben/tumor-bedingtes Überleben.

Ergebnisse: Es konnten 351 Patienten mit einem resezierten distalen Ösophaguskarzinom (pT1-4 pN0-3 cM0) eingeschlossen werden, ein komplettes Follow-up (≥60 Monate) lag bei 204 Patienten vor. Das mediane Follow-up betrug 41,5 Monaten. Die Gruppen unterschieden sich nicht bezüglich des TNM-Stadium. Die univariate Analyse zeigte den BMI als unabhängigen Risikofaktor für das Gesamtüberleben (p=0,004), nicht aber für das tumor-bedingte Überleben. In der multivariaten Analyse fand sich ein signifikant besseres Überleben für adipöse Patienten (BMI>30) (0,31 [0,10,0,91], p=0,03) unabhängig von der Histologie, einer neoadjuvanten/adjuvanten Systemtherapie, Co-Morbidität oder dem TNM-Stadium. Nach 2 Jahren betrug das Überleben in Gruppe 1 38%, 2 45%, 3 64% und 4 71%, nach 5 Jahren 25%, 32%, 35% respektive 60%. Ein postoperativer Gewichtsverlust von bis zu 10Kg in den ersten 6 Monaten zeigte keinen Einfluss auf das Überleben. Es fand sich ein erhöhtes Auftreten von Wundheilungsstörungen bei den adipösen Patienten (p=0,00), nicht jedoch für die postoperative Pneumonie, Chylothorax oder Anastomoseninsuffizienz.

Schlussfolgerung: Adipositas per se erhöht die Mortalität, die hier vorgestellten Daten zeigen aber einen Überlebensvorteil für Patienten mit einem Ösophaguskarzinom und erhöhten BMI, unabhängig vom operationsbedingten Gewichtsverlust. Unsere Zahlen legen nahe, daß Adipositas nicht zwangsläufig die angenommene Tumorprogression begünstigt. Zusammenfassend stützen unsere Daten eine etwaige klinische Notwendigkeit, Patienten zu stratifizieren, welche einerseits eine individualisierte Systemtherapie zur Vermeidung einer Metastasierung, andererseits keine Systemtherapie benötigen.