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133. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

26.04. - 29.04.2016, Berlin

Funktionelles Outcome nach laparoskopisch assistiertem Magenhochzug mit Pylorusdilatation bei Log-Gap Ösophagusatresie

Meeting Abstract

  • Justus Lieber - Universitätsklinikum Tübingen, Klinik für Kinder- & Jugendmedizin, Abteilung für Kinderchirurgie & Kinderurologie, Tübingen, Deutschland
  • Seher Cavdar - Universitätsklinikum Tübingen, Klinik für Kinder- & Jugendmedizin, Abteilung für Kinderchirurgie & Kinderurologie, Tübingen, Deutschland
  • Florian Obermayr - Universitätsklinikum Tübingen, Klinik für Kinder- & Jugendmedizin, Abteilung für Kinderchirurgie & Kinderurologie, Tübingen, Deutschland
  • Hans-Joachim Kirschner - Universitätsklinikum Tübingen, Klinik für Kinder- & Jugendmedizin, Abteilung für Kinderchirurgie & Kinderurologie, Tübingen, Deutschland
  • Jörg Fuchs - Universitätsklinikum Tübingen, Klinik für Kinder- & Jugendmedizin, Abteilung für Kinderchirurgie & Kinderurologie, Tübingen, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 133. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Berlin, 26.-29.04.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. Doc16dgch166

doi: 10.3205/16dgch166, urn:nbn:de:0183-16dgch1664

Published: April 21, 2016

© 2016 Lieber et al.
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Text

Einleitung: Bei Kindern mit Long-Gap Ösophagusatresie (LGEA) ist der Magenhochzug eine etablierte Alternative zum Ösophagusersatz. Hier sollen Ergebnisse der minimal invasiv assistierten Technik mit Pylorusdilatation dargestellt werden.

Material und Methoden: Retrospektive Datenanalyse von 9 Patienten mit LGEA (5 x Typ II, 3 x Typ IIIa, 1 x Typ IIIb). Bei allen Patienten wurde der Magen in einer 3-Trocar (1 x 5mm, 2 x 3mm) Technik mobilisiert. Transumbilical wurde der Magen ante-situ für den Hochzug vorbereitet und eine Ballondilatation des Pylorus durchgeführt. Anschließend transhiatales laparoskopisch/thorakoskopisches Dissezieren des Mediastinums und kontrollierter Magenhochzug zur cervikalen Anastomose mit dem distalen Ösophagusstumpf. Der Pylorus wurde auf Zwerchfellebene nahtfixiert.

Vorbereitend war bei allen Patienten eine Gastrostomie und ein collares Stoma (n = 7), bzw. eine Schlürfsonde (n = 2) angelegt worden. Über die Gastrostomie wurde die Magengröße mit Nahrungsboli bis zu einem angestrebten Operationsgewicht von >5kg optimiert. Bei 1 Patienten (Typ IIIb) war postpartal ein thorakoskopischer Fistelverschluß nötig.

Ergebnisse: Seit 2002 wurden in unserer Abteilung 100 Kinder mit EA operiert. Es fanden sich 9 Patienten mit LGEA, die mit einem Magenhochzug behandelt wurden. Bei 3/9 Patienten bestand eine VACTERL-Assoziation mit daraus resultierenden urologischen, anorektalen und kardiochirurgischen Voroperationen. Das Alter der 9 Kinder betrug bei der Magenhochzugsoperation durchschnittlich 166 Tage (range 31 – 266), das Körpergewicht 6,5kg (range 6 – 7,7). Alle Eingriffe erfolgten ohne Konversionen mit einer durchschnittlichen Operationszeit von 247 Min (range 155 – 383). Die Extubation erfolgte nach 6 Tagen (range 1 – 24), kompliziert durch 2 Pleuraergüsse, 1 Mediastinitis und 1 kardiale Dekompensation. Die enterale Nahrungsapplikation über die transanastomotische Dünndarmsonde wurde nach 1 Tag begonnen, der orale Kostaufbau nach Kontrastmitteldarstellung der Anastomose an Tag 12. Bei 3 Kindern mit operierten Herzfehlern war sekundär eine temporäre Jejunalsonde zur additiven Ernährung erforderlich. Es wurden 2 passagere Horner-Syndrome beobachtet. Das Follow-up beträgt 70 Monate (range 1 – 127). Gastroskopisch fanden sich 6 milde Stenosen (2 Anastomose, 4 Pylorus), die dilatiert wurden. Alle Kinder werden aktuell vollständig oral ernährt und weisen ein altersadaptiertes Körpergewicht auf der 3.-11. Perzentile auf. Es besteht kein Dumping-Syndrom und kein duodeno-gastraler Reflux. Die Lungenfunktionsuntersuchung 30 Monate postoperativ zeigte bei 5/9 Patienten einen Normal- und bei 1/9 einen pathologischen Befund.

Schlussfolgerung: Der laparoskopisch assistierte Magenhochzug bei LGEA führt zu guten funktionellen Befunden. Charakteristisch für die minimal-invasive Technik ist die Pylorusdilatation anstelle einer Pyloroplastik, die jedoch Nachdilatationen erfordern kann. Die Präparation des Retrokardialraumes unter Sicht mit Schonung von Nerven und Gefäßen ist insbesondere bei Patienten mit Anomalien bei VACTERL-Syndrom essentiell. Dies scheint in Verbindung mit dem Verzicht auf eine Pyloroplastik auch das Auftreten eines Dumping-Syndroms zu vermeiden. Weiter konnten Schädigungen des Nervus recurrens oder sekundäre Hernien über den Hiatus mit dieser Technik verhindert werden. Eine vollständige orale Nahrungsaufnahme läßt sich realisieren, kann bei komplexen Herzfehlern jedoch einer temporären Jejunostomie bedürfen.