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133. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

26.04. - 29.04.2016, Berlin

Inzidenz und Behandlung abdominaler Stichverletzungen an einem süddeutschen Universitätsklinikum

Meeting Abstract

  • Maximilian Lerchenberger - LMU-Klinikum der Universität München-Großhadern, Chirurgische Klinik, München, Deutschland
  • Felix Krendl - LMU-Klinikum der Universität München-Großhadern, Chirurgische Klinik, München, Deutschland
  • Andrej Khandoga - LMU-Klinikum der Universität München-Großhadern, Chirurgische Klinik, München, Deutschland
  • Jens Werner - LMU-Klinikum der Universität München-Großhadern, Klinik für Allgemein-, Viszeral-, Transplantations- und Gefäßchirurgie, München, Deutschland
  • Roland Ladurner - LMU-Klinikum der Universität München-Großhadern, Chirurgische Klinik, München, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 133. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Berlin, 26.-29.04.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. Doc16dgch137

doi: 10.3205/16dgch137, urn:nbn:de:0183-16dgch1375

Published: April 21, 2016

© 2016 Lerchenberger et al.
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Einleitung: Abdominale Stichverletzungen sind insbesondere in Deutschland seltene Diagnosen. Gerade die Seltenheit führt zu Unsicherheiten im diagnostischen und therapeutischen Procedere und damit möglicherweise in vielen Fällen zu einem „Overtreatment“ des Krankheitsbildes. Daher war es das Ziel dieser retrospektiven Studie sämtliche Fälle von abdominalen bzw. kombiniert thorako-abdominalen Stichverletzungen in einem universitären Zentrum über einen Beobachtungszeitraum von 12 Jahren zu untersuchen und hinsichtlich Behandlungsart, Auftreten von Komplikationen und Behandlungsdauer zu erfassen um daraus einen diagnostisch-therapeutischen Algorithmus zu entwickeln.

Material und Methoden: Über das elektronische Dokumentationssystem des Klinikums der Universität München wurden 72 Patienten gefiltert welche seit 2003 aufgrund einer abdominalen Stichverletzung behandelt wurden. Durch systematische Sichtung der Patientenakten wurden Verletzungsmuster, diagostisches Vorgehen, therapeutische Maßnahmen, postoperative Morbidität und Mortalität, Dauer der intensivmedizinischen Behandlung, Gesamtliegezeit und Patientenoutcome analysiert.

Ergebnisse: Am Klinikum der Universität München wurden seit 2003 72 Patienten mit einer oder multiplen abdominalen bzw. thorakoabdominalen Stichverletzungen behandelt. Diese entstanden in 43 Fällen durch Fremdeinwirkung, in 4 Fällen durch Unfälle und in 25 Fällen in suizidaler Absicht. In 90 % der Fälle erfolgte die Aufnahme via Schockraum, die chirurgische Versorgung erfolgte direkt im Anschluss. Während sich die Verletzungen in 7 Fällen als oberflächlich herausstellten und lokal versorgt werden konnten wurde in 23 Fällen eine Laparoskopie und in 42 Fällen eine primäre explorative Laparotomie durchgeführt. In 5 Fällen wurde nach Laparoskopie die Indikation zur Laparotomie gestellt. 2 Patienten verstarben. Insgesamt zeigten sich in 5 Fällen interventionsbedürftige Komplikationen. Die Liegedauer war bei Patienten welche nur einer laparoskopisch-operativen Behandlung unterzogen wurden halbiert.

Schlussfolgerung: Die Indikation zur operativen Exploration bei abdominalen Stichverletzungen sollte großzügig gestellt werden. Bei hämodynamisch kompensierten Patienten empfiehlt sich die primäre explorative Laparoskopie, Spülung der Abdominalhöhle und Drainageneinlage. Bei instabilen Patienten und laparoskopisch schwer beherrschbarem Situs wird die Durchführung einer explorativen Laparotomie empfohlen. Letztlich ist die Art der operativen Versorgung abhängig von den operativen Kenntnissen des behandelnden Chirurgen.