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133. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

26.04. - 29.04.2016, Berlin

Damage control beim Abdominaltrauma – Ergebnisse eines überregionalen Traumazentrums seit 20 Jahren

Meeting Abstract

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  • Nadja Weigert - BG Kliniken Bergmannstrost, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirugie, Halle / Saale, Deutschland
  • Stefan Fabig - BG Kliniken Bergmannstrost, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirugie, Halle / Saale, Deutschland
  • Joachim Zaage - BG Kliniken Bergmannstrost, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirugie, Halle / Saale, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 133. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Berlin, 26.-29.04.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. Doc16dgch136

doi: 10.3205/16dgch136, urn:nbn:de:0183-16dgch1367

Published: April 21, 2016

© 2016 Weigert et al.
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Einleitung: Die Versorgung des polytraumatisierten Patienten nimmt im überregionlen Traumazentrum eine zentrale Stellung ein. Neben dem absolut reibungslosen Schockraummanagement ist die konsequente Anwendung des Damage control Prinzips unseres Erachtens eine essentielle Voraussetzung für die optimale Therapie. 1993 veröffentlichte Rotondo erstmalig das Prinzip „Damage control“ bei der Behandlung von penetrierenden Bauchtraumen. Mit diesem Paradigmenwechsel kam es zu einer erheblichen Verbesserung der Komplikations- und Sterberate. Bereits 1996 haben wir begonnen, das Abdominaltrauma nach diesem Prinzip zu versorgen.Wir wollten den Nachweis führen, dass das „Damage control“-Konzept auch bei schweren stumpfen Bauchverletzungen angewendet werden kann.

Material und Methoden: Wir werteten retrospektiv unsere polytraumatisierten Patienten der einzelnen Jahre aus. Bei den schweren Traumen schlüsselten wir die primären OP Zeiten und den nachfolgenden Ablaufalgorithmus der ITS Behandlung auf. In Kenntnis der verdoppelten Sterblichkeit bei primären OP Zeiten über 6 Stunden haben wir diesbezüglich unsere Daten aufgearbeitet.

Ergebnisse: Von März 1996 bis Dezember 2014 haben wir nach diesem Prinzip 1463 Patienten behandelt. Der durchschnittliche ISS betrug 33,9 bei einer Letalität von 10,6%, bei Patienten mit Abdominaltrauma bei 37,7% und 13,6 % Letalität. Durch Sonographie und Computertomographie als Eingangsuntersuchung lässt sich unter Beachtung der Kreislaufsituation bei schwerer Abdominalverletzung innerhalb von wenigen Minuten die Operationsindikation stellen. Nimmt man beispielhaft die Milzverletzungen (36,2% der Polytraumatisierten mit abdomineller Beteiligung) so konnten wir in 38% konservativ und in 17% organerhaltend vorgehen. Eine Splenektomie war in 46% der Fälle erforderlich. Die Operationen erfolgten bei Bedarf simultan mit anderen operativen Fachabteilungen. Nur bei 10% der Polytraumatisierten wurde die angestrebte maximale OP Zeit überschritten. Re-Operationen am 1. Tag nach dem Trauma waren eine absolute Ausnahme. Trotz überdurchschnittlich hoher ISS Werte im Vergleich zum DGCU-Traumaregister lag unsere Letalität niedriger als erwartet.

Schlussfolgerung: Eine definitive Versorgung des schweren Bauchtraumas erfolgt nur beim kreislaufstabilen Patienten mit einer abdominellen Monoverletzung. Beim instabilen Patienten ist das Damage Control-Prinzip Ausdruck eines optimierten Managements und nach unseren Ergebnissen auch beim schweren stumpfen Bauchtrauma unbedingt zu empfehlen.