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133. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

26.04. - 29.04.2016, Berlin

Damage Control Chirurgie: Das Trauma des Chirurgen begrenzen?

Meeting Abstract

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  • Dietrich Doll - Katholische Kliniken Oldenburger Münsterland gGmbH - St. Marienhospital Vechta, Klinik für Prokto-Chirurgie, Vechta, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 133. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Berlin, 26.-29.04.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. Doc16dgch135

doi: 10.3205/16dgch135, urn:nbn:de:0183-16dgch1356

Published: April 21, 2016

© 2016 Doll.
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Einleitung: Verletzungen in Abdomen und Thorax waren bisher die Domäne der Unfallchirurgen. Durch eine Zunahme der Verletzungen und eine Abnahme der Handelnden wird zunehmend die Trauma-Expertise bei Allgemein- und Viszeralchirurgen wieder gefragt. Aber auch Unfallchirurgen an einem kleineren Haus müssen ausreichend kompetent den Trauma-Bauch in der Nacht beherrschen können - zumindest in der ersten Stunde. ATLS führt mich mit dem Patienten sicher durch den Notfallraum, aber was erwartet mich im OP? Wie kann ich als Chirurg mit begrenzter alltäglicher Traumatologie-Routine in einer mir unbekannten Körperhöhle schnell handlungssicher werden?

Der in den USA und Südafrika begonnene und inzwischen weltweit etablierte DSTC-Notfallchirurgiekurs, der die notfallchirurgische Beherrschung von Schuß- und Stichverletzungen schult, wird in Deutschland erst seit wenigen Jahren angeboten. Wird er angenommen, und wie wird er von deutschen Chirurgen bewertet?

Material und Methoden: Darstellung des Definitive Surgical Trauma Care (DSTC) Courses der IATSIC (International Association for Trauma Surgery and Intensive Care), dessen Inhalt und einiger interessanter Fallbeispiele.

Die Bewertungen der teilnehmenden Fachärzte der ersten 7 Kurse in Deutschland werden dargestellt.

Ergebnisse: Alle Kurse sind bisher maximal ausgebucht gewesen, und die Bewertungen der zweieinhalbtägigen Herausforderung aus Vorlesung, Diskussion von realen Fallbeispielen, Dissektion an der Leiche und Chirurgie am narkotisierten Schwein werden durchgehend gut bewertet.

Dabei wird besonders hervorgehoben, daß die Fokussierung auf die Physiologie des Schwerstverletzten erst sein Überleben ermöglichen kann. Damage Control Surgery - essentieller Kern dieses Denkens - ist nicht die Kontrolle des Traumas. Es ist die schnellstmögliche Blutungskontrolle, gefolgt von einer schnellen Begrenzung der Kontamination, um eine frühzeitige Therapie der Hypothermie, Laktazidose und Gerinnungsstörung auf der Intensivstation zu ermöglichen.

Ein echtes Fallbeispiel rundet diese Darstellung ab.

Schlussfolgerung: Primum nil nocere - dieser Leitsatz der Chirurgie ist besonders für den Schwerstverletzten überlebenswichtig. Damage Control Surgery ist der Weg, durch in kurzer Zeit erlernte Entscheidungssicherheit sattelfeste Handlungssicherheit auch bei Verletzungen in mir unbekannten Körperhöhlen zu erreichen. Nicht die sofortige vollständige chirurgische Therapie, sondern die fokussierte minimalistische chirurgische Anversorgung, gefolgt von der Heilung der verletzten Physiologie kann Schwerstverletzte retten.

Die Konzentration auf das Wesentliche war schon immer das chirurgische Prinzip. Der DSTC-Kurs ist ein Konzentrat davon.