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133. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

26.04. - 29.04.2016, Berlin

Lebensqualität nach Nierentransplantation – Vergleich mit gesunden Personen und Ermittlung von soziodemographischen sowie klinischen Einflussgrößen

Meeting Abstract

  • Alexander Bernsmeier - Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel, Klinik für Allgemeine Chirurgie, Viszeral-, Thorax-, Transplantations- und Kinderchirurgie, Kiel, Deutschland
  • Isabella Kipp - Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel, Klinik für Allgemeine Chirurgie, Viszeral-, Thorax-, Transplantations- und Kinderchirurgie, Kiel, Deutschland
  • Thorsten Feldkamp - Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel, Klinik für Innere Medizin IV - Nieren- und Hochdruckkrankheiten, Kiel, Deutschland
  • Thomas Becker - Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel, Klinik für Allgemeine Chirurgie, Viszeral-, Thorax-, Transplantations- und Kinderchirurgie, Kiel, Deutschland
  • Felix Braun - Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel, Klinik für Allgemeine Chirurgie, Viszeral-, Thorax-, Transplantations- und Kinderchirurgie, Kiel, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 133. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Berlin, 26.-29.04.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. Doc16dgch107

doi: 10.3205/16dgch107, urn:nbn:de:0183-16dgch1070

Published: April 21, 2016

© 2016 Bernsmeier et al.
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Text

Einleitung: Neben der Verlängerung der Lebenserwartung ist das Hauptziel der Nierentransplantation die Erhöhung der Lebensqualität von Patienten mit terminaler Niereninsuffizienz, die oftmals langjährig dialysepflichtig sind. In dieser unizentrischen Studie wurde zum einen die Lebensqualität von Patienten nach Nierentransplantation mit der Normalbevölkerung verglichen. Des Weiteren wurde der Einfluss von soziodemographischen Faktoren wie Schulabschluss, berufliche Stellung und Familienstand sowie von klinischen Parametern wie Komorbiditäten, BMI, Anzahl der Transplantationen, Transplantatverlust, Infektion mit EBV oder CMV sowie der Einfluss der eingenommenen Immunsuppressiva auf die Lebensqualität der transplantierten Patienten untersucht.

Material und Methoden: 467 Patienten, die am Transplantationszentrum Kiel eine Nierentransplantation erhielten wurden mit Hilfe des EORTC QLQ-C30 Fragebogens zu ihrer Lebensqualität befragt. Die Rückläuferquote betrug 58%. Aus den beantworteten Fragen wurden 6 Funktionsscores und 9 Symptomscores berechnet. Eine Reduktion der Funktionsscores von 10% sowie eine Erhöhung der Symtpomsscores um 10% gegenüber der Normalbevölkerung wurden als krankhafte Verschlechterung gewertet. Der Einfluss der erhobenen Parameter auf die Lebensqualitätsscores wurde mittels ANOVA untersucht, uni- und multivariate Analysen erfolgten mittels einfacher und multipler linearer Regression.

Ergebnisse: In 5 von 6 Funktions- und allen Symptomscores zeigte des untersuchte Kollektiv krankhaft schlechtere Werte als die deutsche Normalbevölkerung. Allerdings zeigten die Patienten im Funktionsitem „Global Quality of Life“ Werte auf dem Niveau des gesunden Kollektivs. Der Familienstand, die häuslichen Lebensumstände sowie der erreichte Schulabschluss und die berufliche Stellung zeigten einen siginifikanten Einfluss auf die Lebensqualität der Patienten. So haben alleinlebende und geschiedene Patienten deutlich schlechtere Funktions- und Symptomscores als in Partnerschaft lebende Patienten. Ein hoher Schulabschluss sowie eine bestehende Berufstätigkeit führen zu einer Verbesserung, Arbeitslosigkeit, Pensionierung und ein fehlender Schulabschluss zu einer Verschlechterung der untersuchten Lebensqualitätsitems. Ein Transplantatversagen sowie eine CMV und EBV Infektion des Spenderorgans oder eine bestehende Hepatitis-Infektion sind mit einer signifikant schlechteren Lebensqualität, insbesondere im „Physical Functioning“ Item verbunden. Bei Vorliegen einer pAVK sowie eines BMI von > 35 zeigen sich drastische Verschlechterungen nahezu aller Funktions- und Symptomscores. Patienten, die mit Mycophenolatmofetil und Tacrolimus immunsupprimiert werden, zeigten signifikant bessere Funktionsscores als Patienten, die Cyclosporine oder Azathioprin einnehmen.

Schlussfolgerung: Auch nach Nierentransplantation ist die Lebensqualität der transplantierten Patienten gegenüber der Normalbevölkerung verschlechtert. Allerdings bewegt sich die subjektiv empfundene Lebensqualität auf demselben Niveau wie bei gesunden Personen. Soziodemographische Faktoren sowie bestehende Komorbiditäten haben einen wesentlichen Einfluss auf die Lebensqualität nach Nierentransplantation. So profitieren insbesondere in Partnerschaft lebende und im Beruf stehende Patienten von einer Transplantation. Patienten mit hohem BMI und bestehender pAVK zeigen hingegen besonders schlechte Lebensqualitätsscores. Die Erfassung und Berücksichtigung dieser Parameter erlaubt so eine bessere Selektionierung von Patienten zur Aufnahme auf die Warteliste zur Nierentransplantation.