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133. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

26.04. - 29.04.2016, Berlin

Kindliche Schädeldeformitäten – Krankheitsbild oder Lifestyle?

Meeting Abstract

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  • Jan-Falco Wilbrand - Universitätsklinikum Giessen, Abt. für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, Gießen, Deutschland
  • Marcus Reinges - Universitätsklinikum Giessen, Abt. für Neurochirurgie, Gießen, Deutschland
  • Hans-Peter Howaldt - Universitätsklinikum Giessen, Abt. für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, Gießen, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 133. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Berlin, 26.-29.04.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. Doc16dgch018

doi: 10.3205/16dgch018, urn:nbn:de:0183-16dgch0181

Published: April 21, 2016

© 2016 Wilbrand et al.
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Einleitung: Kindliche Schädeldeformitäten können synostotischer oder nicht-synostotischer Genese sein. Die differentialdiagnostische Unterscheidung wird in der Regel anhand des klinischen Bildes getroffen. Während prämature Kraniosynostosen meist der chirurgischen Korrektur zugeführt werden, hält die Diskussion zur Therapie nicht-synostotischer kindlicher Schädeldeformitäten an. Die mittel- und langfristige funktionelle Relevanz sowohl nicht-operierter synostotischer- als auch unbehandelter nicht-synostotischer Schädeldeformitäten ist jedoch bislang weiterhin nicht endgültig geklärt.

Material und Methoden: Anhand aktueller Langzeituntersuchungen von Kindern mit synostotischen oder nicht-synostotischen Schädeldeformitäten sollen verschiedene klinische Aspekte dieses großen Patientenkollektivs ausgeleuchtet werden. Schädelanthropometrische Parameter werden mit umfangreichen Normkollektiven verglichen und das Erreichen der kraniofazialen Norm sowohl für Kinder mit synostotischen-, als auch mit nicht-synostotischen Schädeldeformitäten untersucht. Zusätzlich präsentieren wir erste Ergebnisse zur neurokognitiven und motorischen Entwicklung von Kindern mit synostotischen und nicht-synostotischen Schädeldeformitäten im Vergleich mit gesunden Kindern.

Ergebnisse: Sowohl synostotische- als auch nicht-synostiotische Schädeldeformitäten werden trotz einer chirurgischen oder orthtetischen Therapie nicht immer bis hin zur kraniofazialen Norm korrigiert. Ohne eine orthetische Therapie zeigt sich jedoch bei der absoluten asymmetrischen Schädelform bei nicht-synostotischen Schädeldeformitäten keine signifikante Veränderung. Abhängig von der chirurgischen Technik bei der Kraniosynostosenkorrektur lässt sich auch hier in Einzelfällen eine klinisch persistierende Schädeldeformität nicht immer verhindern. Bezüglich der neurokognitiven und motorischen Entwicklung scheinen Kinder mit Kraniosynostosen im Gegensatz zu Kindern mit lagebedingten Schädeldeformitäten etwas stärker beeinträchtigt zu sein. Kinder mit nicht-synostotischer Schädeldeformität liegen im Bereich der Norm.

Schlussfolgerung: Alle Arten von kindlichen Schädeldeformitäten scheinen mit neurokognitiven und motorischen Entwicklungsverzögerungen einherzugehen. Eine vollständige Korrektur scheint weder mit chirurgischen-, noch mit orthetischen Mitteln immer sicher erreicht zu werden. Bei ausbleibender Therapie bleibt jedoch die absolute Deformierung bis ins Erwachsenenalter bestehen. Eine Spontankorrektur wird etwa ab dem vierten Lebensmonat nicht beobachtet. Die Korrektur kindlicher Schädeldeformitäten sollte erfolgen, so lange das Hirnwachstum als Motor der Schädelentwicklung noch nicht abgeschlossen ist.