gms | German Medical Science

122. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

05. bis 08.04.2005, München

Äquivalenz verkürzter Einwirkzeiten bei der chirurgischen Händedesinfektion mit einem propanolischen Händedesinfektionsmittel

Meeting Abstract

Search Medline for

  • corresponding author G. Kampf - Bode Chemie GmbH, Scientific Affairs, Hamburg, Deutschland
  • C. Ostermeyer - Bode Chemie GmbH, Mikrobiologie, Hamburg, Deutschland
  • P. Heeg - Institut für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene, Universität Tübingen, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 122. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 05.-08.04.2005. Düsseldorf, Köln: German Medical Science; 2005. Doc05dgch2376

The electronic version of this article is the complete one and can be found online at: http://www.egms.de/en/meetings/dgch2005/05dgch692.shtml

Published: June 15, 2005

© 2005 Kampf et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution License (http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/deed.en). You are free: to Share – to copy, distribute and transmit the work, provided the original author and source are credited.


Outline

Text

Einleitung

Die chirurgische Händedesinfektion gilt als Standardmaßnahme zur Prävention postoperativer Wundinfektionen und wird mit den meisten Präparaten über eine Zeit von 3 Minuten durchgeführt. Die Wirksamkeit kürzerer Zeiten wurde bislang nie untersucht und war daher Gegenstand der vorliegenden Studie.

Material und Methoden

Gemäß prEN 12791 wurden pro Versuch mindestens 18 Probanden untersucht. Der Vorwert der Dichte residenter Hautkeime wurde an den Fingern ermittelt, in dem diese über 1 Minute in Nährbouillon in einer Petrischale bewegt wurden. Die Hände der Probanden wurden über 3 Minuten mit dem Referenzalkohol (60% 1-Propanol) bzw. mit dem Produkt behandelt (Cross-Over-Design). Sterillium (45% Isopropanol, 30% n-Propanol, 0.2% Mecetroniumetilsulfat) wurde über die Dauer von 3, 2, 1.5 bzw. 1 Minuten eingerieben. Hibistat (70% Isopropanol, 0.5% Chlorhexidingluconat), Desderman N (78.2% Ethanol, 0.1% Biphenylol), Spitacid (46% Ethanol, 27% Isopropanol, 1% Benzylalkohol) und Hibiscrub (4% Chlorhexidingluconat) wurden nur bei 1 Minute untersucht. Ein Nachwert der bakteriellen Keimdichte wurde von einer Hand ermittelt (Sofortwirkung). Die andere Hand wurde über 3 Stunden mit einem chirurgischen Handschuh versehen. Nach dem Ausziehen der Handschuhe wurde der 2. Nachwert ermittelt (Langzeitwirkung).

Ergebnisse

Sterillium erwies sich in der Sofortwirkung nach 3 Minuten (mittlere Keimreduktion: 2.92 ± 0.57 log10-Stufen; n = 20), 2 Minuten (2.81 ± 1.13; n = 19) sowie 1.5 Minuten (2.58 ± 0.96; n = 37) als signifikant wirksamer im Vergleich zum 3-minütigen Referenzverfahren (mittlere Keimreduktion von 2.52 ± 0.56, 2.01 ± 0.86, und 1.92 ± 0.99; p < 0.05, Wilcoxon-Test). In der Langzeitwirkung zeigte sich Sterillium wirksamer nach 3 Minuten (2.58 ± 0.45), 2 Minuten (2.19 ± 1.28) und 1.5 Minuten (1.90 ± 1.03) gegenüber dem 3-minütigen Referenzverfahren (mittlere Keimreduktion von 2.44 ± 0.47, 1.63 ± 0.98, und 1.31 ± 1.16). Nur der Unterschied nach 1.5 Minuten war signifikant (p = 0.012). Die Wirksamkeit von Sterillium nach einer Minute (n = 40) war in der Sofortwirkung signifikant niedriger im Vergleich zum Referenzverfahren (1.91 ± 0.90 gegenüber 2.52 ± 0.95; p = 0.001), jedoch nicht in der Langzeitwirkung (1.81 ± 1.06 gegenüber 2.05 ± 1.14; p = 0.204). Zur Prüfung auf Äquivalenz wurde die Wirksamkeit bei verschiedenen Einwirkzeiten vergleichen (ANOVA). Zwischen den Mittelwerten bei 3, 2 und 1.5 Minuten bestand kein signifikanter Unterschied in der Sofortwirkung (p = 0.365) und der Langzeitwirkung (p = 0.055), jedoch bei allen vier Einwirkzeiten (Sofortwirkung: p < 0.001; Langzeitwirkung: p = 0.038). Alle anderen getesteten Präparate wiesen sowohl in der Sofort- als auch der Langzeitwirkung eine signifikant niedrigere Keimreduktion nach einer Minute auf. Hibiscrub erwies sich als das Präparat mit der niedrigsten Keimreduktion nach 1 Minute im Vergleich zur Referenzdesinfektion (Sofortwirkung: 0.80 ± 0.58 versus 2.54 ± 1.12; Langzeitwirkung: 0.76 ± 0.69 versus 2.59 ± 0.72; p < 0.001).

Schlussfolgerung

Die Anwendung von Sterillium über 1.5 Minuten kann daher als ebenso wirksam angesehen werden wie die 3-minütige Referenzdesinfektion bzw. die 3-minütige Behandlung mit Sterillium. Eine längere Behandlung der Hände mit Sterillium über 1.5 Minuten hinaus führt zu keiner höheren Keimreduktion. Im Vergleich verschiedener Wirkstoffe bzw. Wirkstoffkombinationen bei einer Einwirkzeit von 1 Minute erwies sich die Kombination von Isopropanol, n-Propanol und Mecetroniumetilsulfat als besser wirksam im Vergleich zu allen anderen Rezepturen.