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122. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

05. bis 08.04.2005, München

About this meeting

"München leuchtet" konnte man Thomas Mann zitieren, als der Kongress bei herrlichem Frühlingswetter begann.

Bei der Eröffnungsfeier, bei der die Präsidenten aller assoziierten chirurgischen Fachgesellschaften auf dem Podium saßen, sprachen Staatsminister Dr. Th. Goppel für das Land Bayern, Staatssekretär Dr. Th. Schröder für das Bundesministerium für Gesundheit und soziale Sicherheit und der Vorsitzende des Wissenschaftsrates, Prof. K. M. Einhäupl, die Grußworte.

Die Präsidentenrede zum Hauptthema "Patientensicherheit" wurde interessiert und freundlich aufgenommen, später jedoch wegen ihres Medienechos kritisiert. Es zeigte sich, dass das Thema Sensibilität verlangt, nicht nur in der Diskussion innerhalb der Gesundheitsberufe, sondern vor allem bei den Medien, die zum Teil differenziert und nachdenklich (FAZ), aber auch grobschlächtig und in vorgestanzten Phrasen ("Ärztepfusch") berichtete.

Mir lag es absolut nicht daran, die qualitativ hochstehende Arbeit der weitaus meisten Kollegen in Zweifel zu ziehen, die Tag und Nacht unter immer schwierigeren Bedingungen geleistet wird. Mir ging es bei dem hohen Anspruch, den wir an die Qualität unserer Arbeit haben, eine Verbesserung von Kompetenzerlangung (Weiterbildung) und Kompetenzerhalt (Fortbildung) anzuregen und die Einführung einer Fehlerkultur (Meldesysteme in Praxis und Krankenhaus, Mortalitäts- und Morbiditätskonferenzen) vorzuschlagen.

Das Thema geht weiter. Es war allein innerhalb eines Monats nach dem Kongress bei mehreren Tagungen (z.B. Tagung über Patientensicherheit bei Medikamentenverordnung, Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft für Anästhesie) und dem Deutschen Ärztetag auf der Agenda. Wir Chirurgen haben es als erste in Deutschland aufgegriffen, weil es zu unserem Anspruch an optimale Leistung gehört.

Zu Ehrenmitgliedern der DGCh wurden Henrik Kehlet (Kopenhagen), Wilfried Lorenz (Regensburg), Friedrich Wilhelm Schildberg (München) und Steven Wexner (Fort Lauderdale) ernannt. Die DGVC zeichnete Toni Lerut (Leuven) und Hans Sollinger (Madison) mit dieser Ehre aus. Henri Bismuth (Paris) wurde der Rudolf-Nissen-Preis der DGVC zuerkannt.

Alle ausländischen Ehrenmitglieder hielten Vorträge mit Themen aus ihrem Interessengebiet, zusätzlich auch unsere Ehrenmitglieder aus früheren Jahren, John Wong (Hongkong) und S. A. Wells (Durham).

Alle weiteren Ehrungen sind detailliert in den Chirurgischen Mitteilungen dargestellt.

Die abschließende Eröffnungsparty in der Industrieausstellung wurde gut angenommen. Die Stunde war schon fortgeschritten, als die letzten Gäste das Kongresszentrum verließen.

Der Kongress war mit 4898 Besuchern, davon 496 aus 49 Ländern, gut besucht. Zu seiner Attraktivität trugen vor allem die in großer Zahl veranstalteten Video-Sitzungen bei. Obwohl sie mehr Mühe bei der Vorbereitung machen, waren die Präsidenten der mitveranstaltenden Gesellschaften meiner Bitte gefolgt und hatten bis zu acht (DGVC) Videositzungen arrangiert.

Alle fanden in den großen Sälen statt und waren dennoch gelegentlich überfüllt. Sie waren so attraktiv, das sie häufig Zuhörer aus Parallelsitzungen mit guten Themen und ausgezeichneten Rednern, denen man ein größeres Auditorium gewünscht hätte, abzogen. Hier zeigt sich ein erhebliches Interesse an Operations-Videos, dem man wahrscheinlich auch bei künftigen Kongressen Rechnung tragen muss.

Das Forum ist nach wie vor ein wichtiger Bestandteil des Kongresses - aber auch ein Sorgenkind. Die Sitzungen waren häufig nicht gut besucht, auch nicht die zusammenfassenden Sitzungen für die klinisch orientierten Chirurgen. Die Annahmequote war mit 50% so hoch wie noch nie. Bei gleichbleibender Sitzungszahl ist dies auf einen Rückgang der Zahl eingereichter Abstracts zurückzuführen. Dieses Problem haben auch andere Fachgesellschaften. Es könnte sein, dass sich hier eine verminderte Forschungs-Aktivität als Folge von Stellenreduktion und vermehrter klinischer Arbeitsbelastung niederschlägt.

Dagegen wurden freie Vorträge und Poster mit klinischen Themen wieder in gewohnter Zahl und Qualität angemeldet und nach sorgfältiger Auswahl präsentiert. Ich bedanke mich ausdrücklich bei den vielen Chirurginnen und Chirurgen, die vorgetragen oder ein Poster vorbereitet und erläutert haben und bei den Gutachtern für ihre Arbeit.

Mit fast 4000 Besuchen war das Chirurgische Trainingslabor sehr gut frequentiert. An 10 Virtual-Reality Simulatoren, einer großen Zahl an Pelvi-Trainern und künstlichen Körperteilen wurde intensiv geübt mit dem Ziel, einen großen Teil der Lernkurve vor den Operationssaal zu verlegen. Sehr gute Beuteilungen erhielten auch der mit Unterstützung der DGVC und DGG abgehaltene visceral- und gefäßchirurgische Nahtkurs.

Höhepunkte waren die Mittagsveranstaltungen mit Prof. Christian Herfarth, der zum Thema "Lernen und Vorbild" sprach, mit der Gesundheitspolitischen Runde unter Leitung von Prof. Siewert und am Freitag mit Norbert Haug von Daimler-Chrysler zur "Sicherheit bei der Formel 1", wie auch die Vorlesung " Ein großer Vorfahr" in der Prof. Röher (Düsseldorf) Leben und Werk Theodor Kochers darstellte. Der Kongress wurde mit dem Vortrag von Staatsminister a.D. Dr. H. Zehetmaier zu "Europa als Kultur- und Wertegemeinschaft" abgeschlossen.

Erneut von hoher Attraktivität war der Festabend im Bayrischen Hof. Er war mit 650 Teilnehmern, die den Ballsaal und die Nebenräume füllten und zur Musik einer hervorragenden Anästhesisten(!)-Band tanzten, ausgebucht. Auch die Party "Junge Chirurgie" fand gute Resonanz. Leider konnten nicht alle Interessenten Karten bekommen. Es soll hoch hergegangen sein.

Am Samstag morgen leuchtete München nicht. Es regnete in Strömen bei plus 2 Grad. Von außerhalb der Stadt wurde über Schneeregen berichtet. Ich bin froh, die Ruder-Regatta nicht geplant zu haben. 24 Fußball-Mannschaften sorgten für ein sportlich gutes, unterhaltsames Hallenturnier in der Socca-Five-Arena.

Der 122. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie, dessen Ausrichtung für mich und das Team meiner Klinik eine hohe Ehre, aber auch eine Herausforderung der besonderen Art war, hat mit fast 5000 Besuchern wieder eine breite Resonanz gefunden. Ich bedanke mich bei allen, die mich dabei mit Rat und Tat und auch mit konstruktiver Kritik unterstützt haben. Vor allem bedanke ich mich bei den Sponsoren aus der Industrie, innerhalb und außerhalb der Medizin, die den Kongress erst möglich gemacht haben.

M. Rothmund