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122. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

05. bis 08.04.2005, München

Intraluminale Radioprotektion bei der chirurgisch-experimentellen Strahlenenteropathie

Meeting Abstract

  • corresponding author K.K. Richter - Kliniken für Chirurgie und Radioonkologie, Universitätsklinikum Jena
  • A. Meyer - Kliniken für Chirurgie und Radioonkologie, Universitätsklinikum Jena
  • T. Wedel - Institut für Anatomie, Medizinische Universität zu Lübeck
  • H. Schubert - Institut für Versuchstierkunde, Universitätsklinikum Jena
  • H. Kosmehl - Institut für Pathologie, HELIOS-Klinikum Erfurt
  • J. Füller - Kliniken für Chirurgie und Radioonkologie, Universitätsklinikum Jena
  • T.G. Wendt - Kliniken für Chirurgie und Radioonkologie, Universitätsklinikum Jena
  • U. Settmacher - Kliniken für Chirurgie und Radioonkologie, Universitätsklinikum Jena

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 122. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 05.-08.04.2005. Düsseldorf, Köln: German Medical Science; 2005. Doc05dgch3884

The electronic version of this article is the complete one and can be found online at: http://www.egms.de/en/meetings/dgch2005/05dgch668.shtml

Published: June 15, 2005

© 2005 Richter et al.
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Text

Einleitung

Intestinale Strahlenschäden sind dosis-limitierend bei der klinischen Radiotherapie abdominaler und pelviner Tumoren. Amifostin, ein phosphoryliertes Aminothiol, ist ein potentieller Radioprotektor; die intravenöse Applikation ist jedoch komplikationsbehaftet und kann zu Hypotension und vereinzelt zum Therapieabbruch führen. Alternativ minimiert die lokale intraluminale Gabe direkt in das Darmlumen systemische Nebenwirkungen. Im Rahmen unseres Forschungsprojektes zur Pathogenese der Strahlenenteropathie wurde deshalb ein etabliertes Tiermodell modifiziert, das eine intraluminale Testung von Amifostin als potentieller Radioprotektor gestattet.

Material und Methoden

Die Untersuchungen wurden an männlichen Sprague-Dawley Ratten durchgeführt. Die Tiere wurden in Untersuchungsgruppen eingeteilt: 1. Op+Bestrahlung+Amifostin, 2. OP+Bestrahlung+kein Amifostin, 3. Op+Scheinbestrahlung+Amifostin, 4. Op+Scheinbestrahlung+kein Amifostin und 5. keine Op. Für die fraktionierte lokalisierte Dünndarmbestrahlung wurde eine terminale Ileumschlinge in das linke Skrotalfach in Kontinuität transponiert. Der Darm wurde proximal der Schlinge durchtrennt, der aborale Schenkel als Ileostoma in die linke untere Bauchwand eingenäht und die Kontinuität des Dünndarms durch End-zu-Seit-Anastomosierung wiederhergestellt. Vier Wochen postoperativ erfolgte die hypofraktionierte Bestrahlung mit 5x5 Gy nach vorheriger intraluminaler Applikation von Amifostin über das Ileostoma. Die Beurteilung der Strahlenschäden erfolgte an formalin- und acetalkohlfixierten sowie paraffineingebetteten Präparaten histologisch, immunohistochemisch und für die Elektronenmikroskopie an Semidünnschnitten.

Ergebnisse

Operations- und anästhesiebedingte Mortalitäten betrugen 5% und 2%. Bestrahlte Ileumsegmente waren gegenüber den nicht-betrahlten Kontrollpräparaten histopathologisch durch Wandverdickung, Epitheldenudation und Akkumulation von Entzündungszellen gekennzeichnet. Die intramuralen Nervenplexus zeigten charakteristische degenerative Veränderungen (Vakuolisierung), insbesondere im Bereich des Plexus myentericus. Amifostin-behandelte Tiere hatten geringer ausgebildete histopathologische Schädigungen als die bestrahlten Kontrolltiere; der Unterschied war nicht signifikant.

Schlussfolgerung

Mit diesem neu etablierten Tiermodell lassen sich intestinale Strahlenschäden durch fraktionierte Bestrahlungen ohne wiederholte Operationen simulieren. Die Pathogenese der Strahlenenteropathie läßt sich systematisch studieren und potentielle Radioprotektoren lassen sich im Darmlumen testen; Amifostin ist ein potentieller Radioprotektor für akute Dünndarmschäden in diesem Tiermodell.