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122. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

05. bis 08.04.2005, München

Das protektive Ileostoma bei tiefer anteriorer Rektumresektion – ein notwendiges Übel?

Meeting Abstract

  • corresponding author A. Thalheimer - Chirurgische Universitätsklinik Würzburg
  • M. Koertum - Chirurgische Universitätsklinik Würzburg
  • A. Thiede - Chirurgische Universitätsklinik Würzburg
  • A.M. Waaga-Gasser - Chirurgische Universitätsklinik Würzburg
  • D. Meyer - Chirurgische Universitätsklinik Würzburg

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 122. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 05.-08.04.2005. Düsseldorf, Köln: German Medical Science; 2005. Doc05dgch3494

The electronic version of this article is the complete one and can be found online at: http://www.egms.de/en/meetings/dgch2005/05dgch631.shtml

Published: June 15, 2005

© 2005 Thalheimer et al.
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Text

Einleitung

Die Anastomoseninsuffizienzrate nach tiefer anteriorer Rektumresektion beträgt durchschnittlich 10%. Das klinische Managment dieser Insuffizienzen wird durch die Anlage eines doppelläufigen Schutzileostomas deutlich erleichert. Dies zwingt jedoch zu einem Zweiteingriff (Stomarückverlagerung), für den in der Literatur eine Komplikationsrate von bis zu 20% angegeben wird. Ziel der vorliegenden Untersuchung ist die Erfassung der eigenen, klinikinternen Komplikationsrate für den Eingriff der Ileostomarückverlagerung.

Material und Methoden

In einer retrospektiven Datenanalyse wurde der klinische Verlauf nach Ileostoma-Rückverlagerung bei 41 Patienten mit Rektumkarzinom analysiert.

Ergebnisse

Bei 41 Patienten war eine tiefe anteriore Rektumresektion mit Anlage eines doppelläufigen Ileostomas durchgeführt worden. 22 der Patienten erhielten vor Rektumresektion eine neoadjuvante Kurzzeitradiatio (2x2,9 Gy für 5 Tage nach dem modifizierten Schweden-Schema), 5 Patienten wurden adjuvant bestrahlt, 15 Patienten wurden ohne Bestrahlung therapiert. Die Rückverlagerung des Ileostomas erfolgte im Schnitt 5,4 Monate nach Rektumresektion. Präoperativ erfolgte routinemäßig ein Kolonkontrasteinlauf über den aboralen Schenkel des Ileostomas zur Kontrolle der Rektumanastomose sowie eine manometrische Überprüfung der Sphinkterfunktion. Bei 3 Patienten (7%) zeigte sich im Sinne einer Majorkomplikation eine Anastomoseninsuffizienz der Ileoileostomie, davon einmal mit letalem Ausgang (Lungenembolie). 7 Patienten (17%) hatten im postoperativen Verlauf Minorkomplikationen im Sinne von lokalen Wundinfekten (n=3), Diarrhoen mit Elektrolytverlusten (n= 3) sowie protrahierter Darmatonie (n=1).Der Kostaufbau nach der Rückverlagerung wurde durchschnittlich nach 6 Tagen abgeschlossen, der erste Stuhlgang war bereits nach 2,6 Tagen. Die durchschnittliche stationäre Aufenhaltsdauer war mit 11,7 Tage anfänglich deutlich länger als zum gegenwärtigen Zeitpunkt.

Schlussfolgerung

Die Anlage eines doppelläufigen Schutzileostomas verbessert die Rekonvaleszenz nach tiefer anteriorer Rektumresektion. Gleichwohl wird dieser positive Effekt durch Majorkomplikationen im Rahmen der Ileostomarückverlagerung in Frage gestellt. Gemessen an der bekannten Insuffizienzrate einer regulären Dünndarmanastomose von 1-2% sollte die Insuffizienzrate bei einem Rezidiveingriff, wie es die Ileostomarückverlagerung darstellt, nicht höher als 3-4% betragen. Sinn eines suffizienten, klinikinternen Qualitätsmanagments muss es daher sein, diese Anforderung umzusetzen. Nur so macht die Ileostomaanlage im Rahmen einer tiefen anterioren Rektumresektion Sinn.