Article
Kriterien der histopathologischen Regression von Ösophaguscarcinomen nach neoadjuvanter Radiochemotherapie
Search Medline for
Authors
Published: | June 15, 2005 |
---|
Outline
Text
Einleitung
Lokal fortgeschrittene Ösophaguskarzinome weisen nach alleiniger chirurgischer Resektion eine schlechte Prognose auf. Deshalb wurden in den vergangenen Jahren eine Reihe von neoadjuvanten Therapiestrategien entwickelt. Allen Studien ist gemeinsam, dass die pathologisch komplette Regression (pCR) mit einer signifikanten Prognoseverbesserung einhergeht. Ziel dieser Untersuchung ist die Entwicklung differenzierter, objektiver histopathologischer Kriterien für die Tumorregression.
Material und Methoden
Die vorliegende Studie umfasst 67 Patienten mit Ösophaguscarcinomen (cT2-cT4, cNx,cM0; histologischer Typ nach WHO: 43 Plattenepithel-Ca, 24 Adeno-Ca), die mittels standardisierter neoajuvanter Radiochemotherapie (cis-Platin, 5-Fluorouracil, 36 Gy) vorbehandelt und anschliessend durch transthorakale en bloc Ösophagektomie mit 2-Feld Lymphadenektomie reseziert wurden. Die Operationspräparate haben wir mit Hilfe einer standardisierten Methode prospektiv begutachtet. Die Auswertung wurde durch 2 unabhängige Pathologen (S.E.B., J.T) verblindet durchgeführt. Das Ausmaß der Tumorregression wurde wie folgt klassifiziert: Grad I: geringe/ keine Regression, >50% vitaler Resttumor; Grad II: partielle Regression, <50 und >10% vitaler Resttumor; Grad III: nahezu komplette Regression, <10% vitaler Resttumor; Grad IV: komplette Regression, kein vitaler Resttumor. Die Responsegrade I und II werden als „minor response“ , die Responsegrade III und IV als „major response“ zusammengefasst. Darüberhinaus wurden nachfolgende therapieinduzierte Veränderungen morphologisch semiquantitativ evaluiert: Fibrosierung, Nekrose, resorptiv-histiozytäre Reaktion, riesenzellige Fremdkörperreaktion sowie das Ausmass der granulozytären, lymphozytären und eosinophilen Infiltration. Mögliche Korrelationen zwischen therapieinduzierten histopathologischen Merkmalen und dem Regressionsgrad sowie dem Tumortyp gemäß WHO-Klassifikation wurden analysiert.
Ergebnisse
Die Evaluation der Tumorregression ergab bei 40 (59,7%) Patienten einen minor Response (Grad I/II) und bei 27 (40,3%) einen major Response (Grad III/IV). Dabei ergab sich keine signifikante Observer oder Interobserver-Variation bei der Begutachtung der Tumorregression (Kendall Analyse). Die Kaplan-Meier Überlebensanalyse ergab eine signifikant (p < 0,008) bessere Prognose für Patienten mit einem major Response (Grad III und IV). Unter den morphologischen Veränderungen korrelierten nur die Ausprägung der resorptiv-histiozytären Reaktion (p < 0,001), der riesenzelligen Fremdkörperreaktion (p < 0,003) und die lymphozytäre Infiltration (p < 0,004) signifikant mit einem major Response. Es war kein signifikanter Unterschied der Tumorregression oder morphologischen Parametern zwischen Plattenepithel- und Adenocarcinomen zu verzeichnen mit Ausnahme des Grades der granulozytären Infiltration (p < 0,02).
Schlussfolgerung
Wir konnten ein objektives, reproduzierbares, stabiles (keine signifikante Observer und Interobserver-Variation) und prognostisch relevantes histopathologisches Response-Klassifikations-System etablieren. Das Ausmass der Tumorregression ist signifikant assoziiert mit dem Grad der resorptiv-histiozytären Reaktion, der riesenzelligen Fremdkörperreaktion und der lymphozytären Infiltration beim Ösophaguscarcinom. Diese Ergebnisse belegen die große Bedeutung einer exakten pathologischen und histomorphologischen Aufarbeitung für die Abschätzung des Therapieansprechens und der Überlebenswahrscheinlichkeit nach neoadjuvanter Radiochemotherapie von Ösophaguscarcinomen.