Article
"Cave K-Draht !" Nekrotisierende Fasziitis nach „unkomplizierter“ Radiusfraktur beim Kind
Search Medline for
Authors
Published: | June 15, 2005 |
---|
Outline
Text
Einleitung
Die nekrotisierende Fasziitis (NF) ist eine fulminant verlaufende Infektion der Weichteile, die als Komplikation einer chirurgischen Behandlung auftreten kann. Eine rasche chirurgische Therapie mit ausgedehntem Debridement ist erforderlich.
Material und Methoden
Fallbericht: Wir berichten über einen 7-jährigen Patienten, bei dem eine dislozierte Radiusfraktur durch offene Reposition und K-Draht Osteosynthese versorgt worden war. Als schwere postoperative Komplikation trat eine nekrotisierende Fasziitis auf, die sich über den gesamten linken Arm erstreckte. Durch ausgedehntes chirurgisches Debridement und hochdosierte Antibiotikatherapie gelang es, die Infektion zu beherrschen. Der entstandene Weichteildefekt konnte durch den Einsatz der VAC-Therapie versorgt werden. Als Folgekomplikation entwickelte sich eine Osteomyelitis des distalen Radius, die zu einem grossen Knochendefekt führte. Durch plastisch-rekonstruktive Massnahmen gelang es, diesen zu beseitigen und die knöcherne Stabilität der Extremität wieder herzustellen.
Ergebnisse
Diskussion: Als auslösende Faktoren einer NF im Kindesalter kommen Bagatelleverletzungen, chirurgische oder traumatische Wunden und superinfizierte Varizelleninfektionen in Betracht. Im Gegensatz zu erwachsenen Patienten sind die betroffenen Kinder in der Mehrzahl primär gesund. In 10 % der Fälle kommt es bei Kindern zu einem letalen Verlauf. Die Indikation zu „offenen" oder „perkutanen" Verfahren bei der Versorgung von kindlichen Frakturen muss daher sehr eng gestellt werden, um so mehr, als das kindliche Skelett eine grosse Korrekturfähigkeit besitzt. Es können bei der konservativen Therapie der kindlichen, dislozierten, distalen Vorderarmfrakturen deutliche Fehlstellungen im Gips toleriert werden, da hier ein extremes Korrekturpotenzial vorhanden ist. Bis zum Alter von 10 Jahren können Abkippungen in der Frontal und Sagittalebene von bis zu 40° toleriert werden.
Schlussfolgerung
Auch, wenn es sich bei der NF um ein seltenes Krankheitsbild in der Kinderchirurgie handelt, ist es wichtig, dieses zu kennen, da nur die rasche Diagnosestellung und die unverzügliche Einleitung der chirurgischen Therapie die Prognose verbessern. Um solche infektiologischen Komplikationen zu vermeiden muss jede offene Reposition und auch der Einsatz von perkutanen Stabilisatoren im Kindesalter kritisch überprüft werden. [Abb. 1]