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Endoskopische Refluxkorrektur nach erfolgloser offener Antirefluxplastik - eine Vorgehensweise nur für Maximalisten?
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Published: | June 15, 2005 |
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Einleitung
20 Jahre nach Einführung der endoskopischen Antirefluxplastik ist dieses Verfahren fester Bestandteil der differenzierten Therapie des primären vesikoureteralen Refluxes (VUR) im Säuglings- und Kindesalter. Besondere Indikationen betreffen den sekundären VUR bei neurogener Blasenentleerungsstörung, nach PUV-Resektion, den VUR bei Duplex-System oder den sekundären VUR des Erwachsenen. Besitzt die Ostiumunterspritzung (SDING) darüber hinaus Bedeutung bei der Refluxbehandlung nach erfolgloser offener Antirefluxplastik (ARP)?
Material und Methoden
Im Zeitraum 1985 bis 2002 wurden 266 offene ARP (Politano-Leadbetter oder Lich-Gregoir) durchgeführt. Bei 7 Patienten erfolgte nach einem durchschnittlichen Intervall von 4 Jahren aufgrund eines persistierenden VUR in 11 Sitzungen je eine SDING. Zu diesem Zeitpunkt waren die Kinder zwischen 2 und 16 Jahre alt (Durchschnittsalter 6,6 Jahre). Verwendet wurde anfangs Kollagen, zuletzt Hyaluronsäure-Dextranomer (Deflux®). Der Erfolg wurde mit mindestens einem Kontroll-Röntgen-MCU nach frühestens 3 Monaten evaluiert, zudem der klinische und sonographische Verlauf beurteilt, das follow-up beträgt 6 Monate bis 8 Jahre (Durchschnitt 4 Jahre). Die Indikationsstellungen zur sekundären Unterspritzung nach erfolgloser UCN werden im einzelnen analysiert. Es erfolgt ein Vergleich mit verfügbaren Daten der Literatur (3 Arbeiten, 16 Unterspritzungen).
Ergebnisse
Alle 7 Kinder entwickelten nach der initialen ARP (Politano-Leadbetter) im Alter von im Durchschnitt 9 Monaten (1 Monat - 9 Jahre) einen VUR, zum Zeitpunkt der sekundären SDING in 5 Fällen als II° klassifiziert, in 2 Fällen mit vorbestehender Dilatation als III° und IV°. Der SDING war in 2 Fällen eine Re-ARP vorausgegangen. Bei allen 11 SDING rechtfertigte die endoskopisch evaluierte Tunnellänge das endoskopische Vorgehen. Das erste Kontroll-MCU zeigte in 6 Fällen Refluxfreiheit, in 3 Fällen ein „downgrading" des VUR und in 2 Fällen einen unveränderten Refluxgrad. VUR-Persistenz, -downgrading oder eine nur temporäre Refluxfreiheit in 2 Fällen führte zur wiederholten SDING. Letztlich wurden von den 7 Kindern 4 refluxfrei, 2 weitere Kinder sind beschwerdefrei bei gebessertem Refluxgrad, 1 Kind wurde schließlich reoperiert. Komplikationen traten keine auf. In der Literatur finden sich nur Einzelfälle als Teil eines untersuchten Patientenkollektivs mit „SDING bei sekundärem VUR".
Schlussfolgerung
Insbesondere nach zweifacher ARP und unter dem Gesichtspunkt der Vermeidung eines weiteren offenen Korrektureingriffs stellt die sekundäre endoskopische Refluxkorrektur nach erfolgloser ARP ein geeignetes optionelles Behandlungsverfahren dar. Auch in der spärlichen Literatur wurden 5 von 6 Patienten bzw. 4 von 6 Kindern refluxfrei. Indikationsstellung und Technik verlangen große Erfahrung. Die gute intraoperative Umformung des Ostiums (ggf. Mehrfachinjektionen, hohes intramurales Depot), vor allem seit dem Einsatz von Deflux®, rechtfertigt dieses Vorgehen auch bei sekundärem dilatativen VUR, die Ergebnisse sind mit denen beim primären hochgradigen VUR vergleichbar. Komplikationen bei der sekundären SDING nach ARP wurden bisher nicht beschrieben.