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Therapie des duktalen Pankreaskarzinoms in einem immunkompetenten Rattenmodell: Suramin unterdrückt Primärtumorwachstum und Metastasierung nahezu vollständig
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Published: | June 15, 2005 |
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Einleitung
Frühere Studien haben gezeigt, daß das Naphthyl-Harnstoffderivat Suramin das Tumorwachstum und die Neoangiogenese in einem T-Zell-defizienten Nacktmausmodell des Pankreaskarzinoms vermindern kann. Ziel dieser Studie war es, die therapeutische Effektivität von Suramin in einem voll immunkompetenten, orthotopen Rattenmodell zu evaluieren. Darüberhinaus sollte intravitalmikroskopisch die Gefäßarchitektur der Pankreaskarzinome mit und ohne Suramintherapie charakterisiert werden.
Material und Methoden
10 Millionen Zellen der duktalen Ratten-Pankreaskarzinom-Zellinie DSL-6A/C1 wurden subkutan in Lewis-Ratten injiziert. Nach 8 Wochen wurden diese Donortumore entnommen und in 1 cmm große Fragmente unterteilt. Jeweils 5 Fragmente wurden orthotop in den Pankreasschwanz der eigentlichen Versuchstiere (n = 16) implantiert. Die Tiere wurden in 2 Gruppen randomisiert und erhielten entweder Suramin (60 mg/kg, wöchentlich intraperitoneal) oder die Trägerlösung (Kontrollen), wobei die Therapie 3 Tage nach Tumorinduktion begann. Nach vier Wochen erfolgte zunächst die intravitalmikroskopische Untersuchung der Tumore nach Auslagerung des Pankreasschwanzes in ein Immersionsbad und Gabe von FITC-markiertem Dextran (50 mg/kg) zur Gefäßkontrastierung. Nach Euthanasie der Tiere wurde die Primärtumorgröße (TU-Vol.) gemessen und lokale Infiltration in Nachbarorgane sowie Fernmetastasierung in einem Disseminierungsscore (D-Score) quantifiziert. Das Tiergewicht wurde als Surrogatmarker für mögliche Suramin-Nebenwirkungen bestimmt.
Ergebnisse
In allen Kontrolltieren hatten sich bereits nach vier Wochen große Primärtumoren entwickelt, welche lokal die Nachbarorgane infiltrierten und intraabdominelle Fernmetastasierung zeigten. Im Gegensatz hierzu war in der Hälfte der Suramin-behandelten Tiere kein Tumor nachweisbar; in den übrigen Tieren waren die Tumore nur wenige Millimeter groß. Tumordisseminierung trat in den behandelten Tieren nicht auf. Während sich in den Kontrolltieren intravitalmikroskopisch eine typische Tumorgefäßarchitektur zeigte (unregelmäßige Anordnung von teils lakunär erweiterten Gefäßen mit erhöhter Permeabilität), waren die minimalen, teils komplett von gesundem Parenchym umschlossenen Residualtumoren in der Suramin-Gruppe einer intravitalmikroskopischen Untersuchung nicht zugänglich. Die Suramintherapie war nicht mit systemischen Nebenwirkungen wie Gewichtsverlust assoziiert.
Schlussfolgerung
Suramin vermag in einem klinisch relevanten, voll immunkompetenten orthotopen Rattenmodell des duktalen Pankreaskarzinoms das Tumorwachstum in der Frühphase (4 Wochen) nahezu komplett zu unterdrücken. Dieser Effekt war stärker ausgeprägt als bei früheren Untersuchungen in einem Nacktmausmodell, so daß ein kompetentes Immunsystem für die Wirksamkeit eine Rolle zu spielen scheint. Weitere Studien in diesem bis zu 16 Wochen nach Tumorinduktion charakterisierten Modell müssen die Langzeitwirkung und -verträglichkeit von Suramin zeigen.