gms | German Medical Science

122. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

05. bis 08.04.2005, München

Effekte psychoonkologischer Betreuung auf die Überlebenszeit von Patienten mit GI-Tumoren : 10-Jahres-Follow-up einer prospektiven randomisierten Studie

Meeting Abstract

  • corresponding author T. Küchler - Klinik für Allgemeine Chirurgie und Thoraxchirurgie, UKSH, Campus Kiel
  • S. Rappat - Abt. f. Medizinische Psychologie, UKE Hamburg
  • J.-U. Siebmann - Referenzzentrum Lebensqualität, UKSH, Campus Kiel
  • D. Henne-Bruns - Klinik für Allgemeine Chirurgie und Viszeralchirurgie, Universitätsklinikum Ulm
  • S. Wood-Dauphinee - McGill University, Montreal, Quebec, Canada

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 122. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 05.-08.04.2005. Düsseldorf, Köln: German Medical Science; 2005. Doc05dgch2534

The electronic version of this article is the complete one and can be found online at: http://www.egms.de/en/meetings/dgch2005/05dgch194.shtml

Published: June 15, 2005

© 2005 Küchler et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution License (http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/deed.en). You are free: to Share – to copy, distribute and transmit the work, provided the original author and source are credited.


Outline

Text

Einleitung

Der Stellenwert psychoonkologischer Betreuung von Tumorpatienten in der Chirurgie ist im internationalen Forschungsstand strittig. Neuere Reviews, z. B. Spiegel in NATURE 3/2002, kommen zu dem Ergebnis, dass in den wissenschaftlich soliden Studien zu diesem Thema häufiger positive als neutrale Ergebnisse berichtet werden. Allerdings gibt es bisher im Bereich der Chirurgie keine Studien, die die Langzeiteffekte psychoonkologischer Interventionen untersucht haben.

Material und Methoden

Von 1990 - 1992 wurde an der chirurgischen Klinik des UKE-Hamburg eine prospektive randomisierte Studie zu den Effekten psychoonkologischer Betreuung von Patienten mit gastrointestinalen Tumoren durchgeführt. Es wurden 271 Patienten (EG: N = 138, KG: N = 137) in die Studie eingeschlossen. Die Behandlungsgruppe erhielt während des stationären Aufenthaltes psychotherapeutische Betreuung auf der Basis eines zwar standardisierten, aber individualisierten Behandlungsansatzes. Die Ergebnisse des 2-Jahres-FU wurden 1996 national, 1998 international veröffentlicht: Für die Behandlungs-gruppe ergab sich ein hochsignifikanter (p = .002) Überlebensvorteil. Von 6/2003 an wurde das 10-Jahres FU durchgeführt. Es konnte unter Nutzung verschiedener Datenquellen (Krebsregister, Hausärzte und Einwohnermeldeämter) der Überlebensstatus aller 271 Patienten ermittelt werden. Die Auswertung erfolgte entsprechend der ursprünglichen Randomisierung („intend to treat"), an Methoden wurden neben der Basisstatistik die Kaplan-Meier-Überlebenszeit-analyse sowie Regressionsanalysen angewendet. Alle Ergebnisse wurden durch ein unabhängiges Statistik-Institut (Institute for Clinical Evaluative Sciences, Ontario, Canada) überprüft.

Ergebnisse

Nach 10 Jahren waren von 271 Patienten 42 am Leben (EG: N = 29, KG: N = 13). Die mittlere Überlebenszeit betrug 4,36 Jahre für die Behandlungsgruppe, 2,67 Jahre für die Kontrollgruppe, die mediane Überlebenszeit betrug 2.08 resp. 0.98 Jahre (log rank p = .0006). Da die ursprüngliche Randomisierung zum baseline-Zeitpunkt zu einer guten Verteilung aller bekannten prognostischen Faktoren geführt hatte, es also präoperativ keine prognostisch relevanten Unterschiede zwischen EG und KG gab, sind die gefundenen Überlebenszeitunterschiede auf die psychoonkologische Betreuung zurückzuführen.

Schlussfolgerung

Professionelle psychoonkologische Betreuung während der chirurgischen Akutbehandlung, die bereits zum präoperativen Zeitpunkt beginnt, ist wirksam in Hinblick auf Überlebenszeit (und Lebensqualität) und sollte daher den gleichen Stellenwert wie etablierte adjuvante Therapien erhalten. [Abb. 1]