Article
Kombiniertes Neuromonitoring in der Carotischirurgie mittels burst suppression ratio (BSR) und somatosensorischen Potentialen (SEP)
Search Medline for
Authors
Published: | June 15, 2005 |
---|
Outline
Text
Einleitung
Von einer sicheren neurologischen Überwachung in der Carotischirurgie wird erwartet, dass jeder durch eine klemmbedingte cerebrale Minderperfusion gefährdete Patient sicher und schnell erkannt wird, bevor eine irreversible Neuronenschädigung eintritt. Dabei sollte das Neuromonitoring kontinuierlich ableitbar, leicht zu interpretieren und ein real-time-Verfahren sein. Bei Einsatz einer Allgemeinanästhesie sind beide derzeit überwiegend genutzte Verfahren mit Nachteilen verbunden (EEG: schwierige Dateninterpretation, Übersensitivität; SEP: begrenztes Gebiet, Latenz signifikanter Änderungen). Ziel unserer Studie war die Validierung eines prozessierten EEG-Parameters (burst suppression ratio = BSR) und Beurteilung des Nutzens einer kombinierten EEG-BSR-/SEP-Überwachung.
Material und Methoden
In unserer retrospektiven Analyse wurden die Überwachungsprotokolle von 191 Patienten, die sich einer elektiven Carotis-Desobliteration unterziehen mussten, ausgewertet. 94 Patienten wurden mit einem pEEG-Monitor (Dräger, Deutschland; 2-Kanal-EEG, BSR) und 97 Patienten mit einem EPOCH-2000-Monitor (AXON Systems, USA; 4-Kanal-EEG, BSR und SEP) überwacht. Die BSR wurde definiert als Prozentsatz von Nulllinien-EEG (Abflachung kleiner 5µV Roh-EEG-Amplitude) innerhalb der letzten 60 Sekunden kontinuierlicher EEG-Ableitung. Mit dem EPOCH-2000 konnten simultan zum EEG die Medianus-SEP von beiden Hemisphären abgeleitet werden. Das Neuromonitoring erfolgte von Einleitung bis Ausleitung der Narkose; nach einer Probeklemmzeit von 90 Sekunden sollte die selektive Shuntindikation gestellt werden. Das Auftreten postoperativer Defizite, die Shuntfrequenz und technische Probleme wurden zur Beurteilung der Nutzbarkeit von EEG-BSR- und SEP-Monitoring genutzt.
Ergebnisse
Eine Anstieg der BSR erfolgte unspezifisch nach Narkoseeinleitung, bei Hypotension und Clonidingabe; sowie spezifisch bei klemmbedingter Ischämie (siehe Tabelle). In einigen Fällen persistiert ein diskreter BSR-Anstieg nach Narkoseeinleitung, oft bei Patienten im Stadium 4 n. Vollmar (technisch weniger bei Nutzung des EPOCH-2000). In der Serie mit kombiniertem BSR-/SEP-Monitoring wurde die Shuntfrequenz von 16 auf 4,1% ohne Zunahme neurologischer Defizite gesenkt. Die Sensitivität der BSR war 100% in beiden Serien und die Spezifität 94,6 bzw. 97,8%. Die SEP waren 5x nicht ableitbar und 5 x führte eine späte Amplitudenreduktion <30% nicht mehr zur Shunteinlage. Keiner dieser Patienten wies postoperativ ein Defizit auf. Die BSR reagiert schneller als die SEP. Clonidin dient der Prophylaxe postoperativer Hypertensionen, kann aber selbst burst suppression auslösen und sollte deshalb nach Indikationsstellung für/gegen einen Shunt verabreicht werden. [Tab. 1]
Schlussfolgerung
Die BSR ist ein schnell reagierender EEG-basierter Parameter, der zur Ischämiedetektion in der Carotischirurgie genutzt werden kann. Das kombinierte BSR-/SEP-Monitoring über beiden Hemisphären erhöht die Sicherheit des neurologischen Monitorings bei Patienten mit Carotis-Desobliteration.