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122. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

05. bis 08.04.2005, München

Virusreaktivierung im postoperativen Verlauf nach großen viszeralchirurgischen Eingriffen

Meeting Abstract

  • corresponding author R. Vadonis - Klinik und Poliklinik für Allgemeine Chirurgie, Universitätsklinikum Münster
  • T. Vogel - Klinik und Poliklinik für Allgemeine Chirurgie, Universitätsklinikum Münster
  • N. Senninger - Klinik und Poliklinik für Allgemeine Chirurgie, Universitätsklinikum Münster
  • J. Haier - Klinik und Poliklinik für Allgemeine Chirurgie, Universitätsklinikum Münster

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 122. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 05.-08.04.2005. Düsseldorf, Köln: German Medical Science; 2005. Doc05dgch3520

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Published: June 15, 2005

© 2005 Vadonis et al.
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Text

Einleitung

Herpes- und Cytomegalieviren zeichnen sich dadurch aus, daß sie nach häufig inapparenter Infektion in weiten Teilen der Bevölkerung lebenslang in einem inaktiven Zustand persistieren. Eine Reaktivierung ist häufig auf eine eingeschränkte Abwehrlage zurückzuführen, wobei die dann entstehenden aktiven Virusinfektionen für das Auftreten von Komplikationen verantwortlich sein können. Große viszeralchirurgische Operationen können ebenso wie malignes Tumorwachstum und Traumata weitreichende Veränderungen im Immunsystem von Patienten bewirken, so dass Wirtsfaktoren für eine Virusaktivierung gegeben sind. Im Rahmen dieser prospektiven Studie wurden Patienten, bei denen große viszeralchirurgische Operationen (Ösophagusresektionen, Pankreasresektionen) vorgenommen wurden, auf den Aktivierungszustand verschiedener Mitglieder der Herpes-Virus-Familie im Verlauf untersucht und dieser wurde mit dem klinischen Verlauf und dem Auftreten von Komplikationen in der postoperativen Phase korreliert. Des weiteren wurde ein Monitoring des Aktivierungsstatus von Cytomegalievirus mit verschiedenen diagnostischen Testverfahren durchgeführt.

Material und Methoden

Es wurden 62 Patienten eingeschlossen, die sich zwischen 04/2003 und 07/2004 einer Ösophagusresektion (n=22), einer Pankreasresektionen (n=21) oder einer explorativen Laparotomie (n=19) unterzogen haben. Die postoperative Komplikationsrate lag bei 9,9%.Die Bestimmung des Virus-Aktivierungsstatus erfolgte präoperativ, sowie am ersten, dritten und zwischen dem fünften bis siebten postoperativen Tag. Für die Virusdiagnostik wurden serologische Titer-Bestimmungen, Virus-DNA-Untersuchungen, Antigen-Bestimmungen sowie partiell Virus-Anzucht-Untersuchungen durchgeführt. Die Virus-DNA-Untersuchungen umfaßten CMV-, EBV-, HSV1-, HSV2-, HZV6- und VZV-DNA. Bei einem Teil der Patienten wurden ebenfalls Urin- und Sputumproben bzgl. Veränderungen der Virusaktivität analysiert. Die statistische Analyse erfolgte mit Hilfe des student´s t-Test. Signifikanz wurde angenommen bei p<0,05.

Ergebnisse

Patienten nach großen viszeralchirurgischen Eingriffen zeigten postoperativ einen Abfall der serologischen AK-Titer gegen Cytomegalieviren, der bei Patienten mit Komplikationen ausgeprägter und protrahiert verlief. Während bei Patienten mit unauffälliger Rekonvaleszenz ein schneller Anstieg des Titers bereits ab dem 3. postoperativen Tag zu verzeichnen ist, bleibt dieser Titer-Anstieg bei Patienten mit Komplikationen aus. Eine CMV-Reaktivierung mit Antigen-Nachweis konnte jedoch nicht nachgewiesen werden. Auch für alle weiteren Virusspezies zeigten sich keine Veränderungen in den DNA-Untersuchungen und kein Auftreten von IgM-Antikörpern gegen das Cytomegalievirus postoperativ bzw. im Vergleich zwischen prä- und postoperativen Analysen. Untersuchungen der CMV-Expression im Sputum und Urin, sowie die Untersuchung des Aktivierungszustands der weiteren Viren der Herpesfamilie konnten eine Virusreaktivierung im postoperativen Verlauf ebenfalls nicht belegen.

Schlussfolgerung

Anhand der hier erhobenen Daten scheint eine Virusreaktivierung im postoperativen Verlauf nach großen viszeralchirurgischen Eingriffen trotz des mit dem Eingriff veränderten Immunstatus der Patienten nicht stattzufinden. Die gefundenen perioperativen Veränderungen der Antikörper-Titer sind am ehesten auf diese Kompromittierung des Immunsystems und nicht auf veränderte Virusbelastung zurückzuführen. Das Auftreten von Komplikationen korreliert, im Gegensatz zu Patienten nach Organtransplantation, nicht mit einer erhöhten Rate an Virusreaktivierungen.